Lehrer sind auch nur Menschen. Und nicht jeder trifft sich abends mit Kolleginnen abwechselnd zum Nordic Walking oder zum Fortgeschrittenenkurs in Seidenmalerei. Ich denke ich bin das Kuckucksei im Lehrerzimmer. Etwa wie ein Veganer, der ausversehen Metzger geworden ist oder ein Pilot mit Höhenangst. Oder wie eine Franzi van Almsick, die immer wieder vom Schwebebalken fällt weil sie noch nie jemand ins Wasser geschubst hat.

Dienstag, 31. Januar 2017

Friends with Benefits – Das RESÜMEE



Schon als ich mit dem Bloggen begann, wusste ich, dass ich die Geschichte um unsere Vierecksbeziehung ganz sicher thematisieren werde. Solch eine Story hat schließlich nicht jeder zu erzählen. Viele meiner Artikel entstanden bereits lange bevor ich den Blog anlegte. Die „Friends with Benefits“-Reihe war allerdings keine davon. Unterbewusst war mir wohl klar, wie schwer es wird all das in die richtigen Worte zu fassen. 
Als ich anfing dazu zu schreiben war EIN Artikel geplant. Dieser wollte und wollte nicht enden. Gut, dann also der zweite Teil. Das gleiche Spiel noch einmal und wochenlang unvollendet dazu. Dann war auch dieser fertig aber noch lange nicht alles gesagt. Und so entstanden Teil Drei und Vier auf dieselbe Weise wie die ersten beiden Artikel. Veröffentlicht waren sie da noch lange nicht. Irgendwie hatte und habe ich Bedenken, dass damit das Pulver meines Blogs verschossen sein könnte. Hallooo, Selbstzweifel. Ihr wart gar nicht so lange weg, ich hatte euch nicht vermisst. Ein anderer Teil in mir wehrt sich aber, sich ausschließlich in die „Schlüpfrig-Nische“ zu stellen.

Wie jeder andere Blogger auch war und bin ich gerade in der Anfangsphase über jede Art Plattform dankbar, die mich potentiellen Lesern näher bringt. Der Aufruf zur Stimmenkolumne der BRIGITTE kam gerade recht. Ich bin kein begeisterter BRIGITTE-Leser und sehe meine Zielgruppe auch nicht in dieser Klientel. Dennoch dachte ich mir, könnte gerade das „Vierer“-Thema interessant sein. Und unter 250.000 Abonennten werden sich wohl auch ein paar Müller-Fans verstecken. Ich wäre vermutlich dumm gewesen, wenn ich den Traffic auf meinem Blog, welchen die Veröffentlichung des Artikels ausgelöst hat, nicht genutzt hätte um auch die anderen Blogposts an den Leser zu bringen. 
Die Überschrift des BRIGITTE-Artikels war bewusst provokant gewählt. Ironischerweise war es Sarah, die sich besonders für DIESE Variante begeisterte. Der kleine Shitstorm, welcher sich aus den Reihen der „underfuckten Analphabetinnen“ (Danke, Paula ;-)) über mich ergoss, nachdem diese nur die neun Wörter der Überschrift geschafft hatten bevor sie kommentierten, war erstaunlich: 
Ich solle zum Psychiater, wurde als abgebrühte Drecksschlampe, Arschloch und Opfer bezeichnet. Das alles sei krank, asozial und einfach pfui. Solch ein kranker Rudelbums (Zitat!) sei wohl das Ergebnis einer langweiligen Beziehung. Was denn als nächstes käme: Sex mit Toten oder Hochzeit mit Tieren. Und eigentlich gehören wir alle in die Geschlossene.

Nichts davon hat mich wirklich getroffen. Als Social-Media-Anfänger musste ich allerdings schon erstmal mit der Dummdreistigkeit der Menschen in den Kommentarspalten klar kommen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es hat mich nicht geärgert DAS NICHT GELESEN aber GEURTEILT wurde.

Und dabei war ich schon vor der Veröffentlichung durchaus auf Kontroverse eingestellt. Ich habe Herrn Müller, Sarah und Marco mehrfach gebeten, gut zu überlegen ob wir ALLE mit dieser Öffentlichkeit und den möglichen Reaktionen klarkommen. Ich hatte Zweifel, ob das alles gut ist für uns. Einige meiner Leser kennen uns alle im richtigen Leben. Möchten wir, dass all diese Menschen wissen, wie viel uns tatsächlich verbindet? Was wenn uns Kontra-Stimmen verunsichern? Wenn nur einer von uns davon verunsichert wird? 
Sicher sollte man selbst am besten wissen, was gut für einen ist und Lebenswege auch nicht nach Meinung anderer gestalten aber sind wir ALLE wirklich immer so stark? Ich habe gute Argumente FÜR unseren Lebensstil. Es wäre vermessen zu glauben, dass NIEMAND gute Argumente DAGEGEN hat.

Um es weniger drastisch auszudrücken: Ich hatte mich auf ein wenig Diskussion gefreut. Tatsächlich (oder zum Glück?)  blieb diese aus. Obige Beschimpfungen sind für mich keine Argumente einer Diskussion. Ein einziger Kommentar zu Beginn der Reihe war für mich kontra UND konstruktiv. Die Schreiberin sah durch unsere Interpretation der Ehe die Werte der „traditionellen Ehe“ gefährdet und glaubt, dass es langfristig durch solche und ähnliche Modelle schwieriger wird für die überzeugt monogam Lebenden IHR Ehe-Konstrukt zu verteidigen. Die andere Seite der Medaille?
  
Tatsächlich gab es viel positives Feedback, auch von Menschen die weder Erfahrung noch ernsthaftes eigenes Interesse an einem solchen Partnerschaftsmodell haben. Für uns vier hat sich nichts verändert, auch hat uns kaum jemand aus unserem persönlichen Umfeld darauf angesprochen. Es erfordert wohl auch ein wenig Mut.

Eine Freundin, die allerdings schon vor den Veröffentlichungen Bescheid wusste, stellte mir eine Frage über dich länger nachdenken musste. Ich wundere mich im Nachhinein, dass bei meinen „Kritikern“ bezüglich dieses Themas keine Stimmen laut wurden. Es ist ein wichtiger Aspekt, daher möchte ich dieses Resümee dazu nutzen, um auch darüber MEINE Meinung loszuwerden.

Ich wurde von ihr gefragt, wie wir unseren Kindern gegenüber mit diesem Thema umgehen. Zunächst: Was bekommen die Kinder mit? Wie wohl die meisten Kinder monogam lebender Paare wissen auch unsere Kinder NICHTS über unser Sexualleben. Das ist erstmal nichts Unnormales. Situationen, in denen die Kinder „ungewollte Zeugen“ werden, vermeiden wir zu zweit ebenso wie zu viert. Andere Intimitäten, Küsse oder Berührungen, lassen wir zu viert in Gegenwart der Kinder sein. Dann fällt die Begrüßung eben platonischer aus. 

Selbstverständlich bekommen unsere Kinder mit, wie viel Zeit wir mit Sarah und Marco verbringen und welche wichtige Rolle diese zwei Personen in unserem Leben spielen. Aber vermitteln wir damit die falschen Werte: Beständigkeit einer Freundschaft, Vertrauen, Füreinander da sein, Menschen einen Platz in seinem Leben zu geben?

Ich bin nicht blauäugig. Auch unsere SchulKINDER werden älter. Sie werden Teenager und junge Erwachsene. Ich vermute, irgendwann werden sie ahnen, dass sich unsere Freundschaft in ihrer Tiefe von den meisten anderen unterscheidet oder unterschied. Parallel zu dieser Erkenntnis sind unsere Kinder bisher in einer intakten Familie groß geworden. Sie wurden durch Eltern geprägt, die sich aufrichtig lieben und ihre Beziehung pflegen, die Vertrauen zu einander haben und gemeinsam Probleme bewältigen und Entscheidungen treffen.

Wir sind als Paar im Umgang zu zweit miteinander überzeugt, ein gutes Vorbild zu sein. Auch weil wir selbst gute Vorbilder hatten. Die innige Verbindung zu einem anderen Paar ergänzt uns nur, sie verändert uns aber nicht. Wenn wir auf diese Weise unseren Kindern vorleben, dass es möglich ist einerseits wichtige Werte zu pflegen und andererseits eigenen Werten mehr Bedeutung zu schenken, ungeachtet dessen was die Allgemeinheit für Richtig hält, bin ich überzeugt, dass meine Jungs später Menschen nicht nach neun Wörtern ihrer Überschrift beurteilen.  

HIER ALLE ARTIKEL DER "FRIENDS WITH BENEFITS"-REIHE:
Wer wissen möchte WER hier eigentlich schreibt KLICKT HIER oder HIER (zu Facebook).   

6 Kommentare:

  1. Hut ab! Du bist ja mutig, ausgerechnet in der Brigitte zu veröffentlichen! Die Kommentatorinnen da (und bei BYM übrigens) sind ja eher von der sehr asozialen Sorte.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, ich bin wohl eine "Reichweiten"-Hure. Wie gesagt - BRIGITTE ist jetzt auch nicht MEIN Medium aber was tut man nicht alles. Die Kommentatorinnen haben sich selbst mehr bloßgestellt als ich mich mit dem Artikel bzw. sogar ich mich mit der Entscheidung bei BRIGITTE zu veröffentlichen :)))))

      Löschen
  2. Mir gefällt dein Resümee und ich glaube weder das ihr das Konstrukt der monogamen Ehe gefährdet. Das ihr Kinder habt hatte ich gar nicht mitbekommen, da hab ich wohl was überlesen ... Aber ich denke solange ihr es eben vermeidet das sie etwas mitbekommen ist das kein Thema und selbst wenn sie in älteren Jahren etwas erahnen kann man ja offen darüber sprechen - Du/Ihr scheint mir da schon Vernünftig genug. In der Zwischenzeit finde ich Deinen Gedanken, dass sie dadurch schlichtweg die Bedeutung einer tiefen Freundschaft (die ja auch platonisch sein kann) lernen und das ist ja schön ... Auch in einer platonsichen Freundschaft habe ich lieber Freunde denen ich alles anvertrauen kann und die mir alles anvertrauen können und die Nachts um halb 3 morgens da sind wenn der Hut brennt ... Finde es gut das Du Dich bzw. Ihr Euch von diesen Kommentaren nicht unterkriegen lasst.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen Dank. Wie gesagt - es war so gut wie kein Kommentar dabei der es wert gewesen wäre irgendetwas zu überdenken. Ich freu mich umso mehr über jeden Kommentar wie deinen, der zeigt dass man unsere Lebensweise auch nachvollziehen kann wenn man damit selbst nichts(?) am Hut hat.
      LG
      Frau Müller

      Löschen
  3. Ich finde deine Schreibe so genial... Ich verstehe nicht, wie "euer" Thema jemanden so aufregen kann, es scheinen alle Spaß zu haben und keinem weiteren zu schaden, so what. Ich finde es total interessant, wie unterschiedlich wir doch alle sind und kann mich mit jedem freuen, der seine optimale Situation gefunden hat.

    Nachdem du jetzt eh schon recht offen warst, denkevich nicht, dass meine afrage zu intim ist :-) wenn jetzt eine fünfte Person mit einem von euch was hat, sind dann die anderen eifersüchtig?

    Glg Uli

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, da wären wohl drei Personen SEHR eifersüchtig. Ich muss ehrlich gestehen, ich bin das manchmal schon bei einzelnen Frauen, die Sarah näher stehen. Wir sind untereinander sehr offen. Nach außen aber nicht. Ich persönlich denke aber dass das auch die Beziehung der beteiligten Paare schützt weil man bei einem Seitensprung eben nicht "nur" eine Person verletzt sondern gleich drei!
      LG
      Frau Müller

      Löschen