Teil1 gab einen Einblick wie unsere Art das Sexualleben zu erweitern eine Ehe
bereichern kann. In Teil 2 haben wir dann eine kleine Safari durch unsere gelebtenPhantasien gemacht und dort nicht nur die Schönheit der Natur entdeckt. Es geht
weiter mit dem Versuch eine Schublade zu finden. Und wenn man keine findet baut
man sich halt eine.
„Das kulturelle Tabu um Sex mit unseren
Freunden hängt direkt mit der Vorstellung zusammen, dass Sex allein in
monogamen, eheähnlichen Beziehungen stattzufinden hat. Wir hingegen halten Freundschaft
für einen hervorragenden Grund, miteinander zu schlafen. Unserer Ansicht nach
werden Freundschaften durch Sex zusätzlich gefestigt.“
Wo
kann ich unterschreiben? Das Zitat stammt aus dem Buch „Schlampen mit Moral“
von Dossie Easton und Janet W. Hardy. Ich habe das Buch zufällig auf dem
Couchtisch meines promiskuitiven Lieblingsschwulen Rick gefunden. Der
Untertitel „Eine praktische Anleitung für Polyamorie, offene Beziehungen und
andere Abenteuer“ macht mich neugierig.
Vielleicht liefert mir dieses Werk eine Definition für den Lebensstil,
den wir nun schon seit mehr als zwei Jahren sehr glücklich und aus Überzeugung
leben?
Beim
Studieren der Kundenrezensionen bei Amazon entpuppt sich das Buch als eine Art
Bibel für die Verfechter alternativer Partnerschaftsmodelle. Beim Querlesen
suche ich allerdings vergeblich, einzig das oben stehende Zitat würde ich ohne
Wenn und Aber unterzeichnen. Versuchen wir uns also selbst an der Beschreibung
unserer Lebens- bzw. Liebensweise.
Kurz
gesagt endet unsere Freundschaft nicht an der Bettkante. Mir reicht das aber
nicht. Als wir vor ein paar Jahren beschlossen zumindest unser Sexualleben
gelegentlich für dritte bzw. vierte zu öffnen, stellten wir uns das wie bereits
erwähnt sehr einfach vor. Ist ja nur Sex, eine flüchtige Bekanntschaft, die
unseren ästhetischen Ansprüchen genügt, wird wohl ausreichend sein.
Nach
der Erkenntnis, dass sich eine Freundschaft rund um den Vierer durchaus
bereichernd auswirken kann (auch weil die Suche nach dem Filetstück im
Schlachtabfall bei jedem neuen Swingerclubbesuch entfällt wenn man seine
Begleitung für den Abend schon mitbringt)
dachten wir unser Lieblingsstück vom Kuchen gesichert zu haben.
Nur
irgendwie wurde uns der Kuchen mit der Zeit zu staubig und trocken – Gründedafür im Teil 2. Also kuckt man mal was noch so auf dem Tisch steht. Nicht das
man irgendwann von diesem riesigen Stück Rührkuchen so satt ist das kein Platz
mehr für Sahnetorte ist? Also weg mit dem Kuchen und her mit der Torte.
Wir
treffen Sarah und Marco bei einem dieser zwanglosen Dates auf neutralem Boden, dass nach virtuellem Beschnüffeln und
beiderseits für gut Befinden per Email anberaumt wurde. Trotz kurzfristig bei
einem Unfall im Rahmen des Eltern-Kinder-Freizeitsports zum Freitagabend
abgebrochenen Schneidezahn Herrn Müllers sowie Sarahs gedankenlosem
Tzatziki-Genuss zum Feierabend ohne Hinblick auf das abendliche
Vorstellungsgespräch mit potentiellen Bettgenossen ist der Abend ein voller
Erfolg.
Das
vor uns sitzende Pärchen wirkt nicht als müsste es seinen altersbedingt
sinkenden Marktwert durch materielle Ablenkungsmanöver wie der mediterranen
Villa als Eigenheim und dem
Geschäftsführerposten aufbessern. Vielmehr erkennen wir beim Anblick der beiden
unseren eigenen tatsächlichen Marktwert, den wir in der vergangen Zeit einfach
nur verramscht haben. Die beiden sind zumindest schon mal der optische Deckel
für unseren Topf.
Dank
„Fuckbook“ (mehr dazu in Teil 2) sind die Intentionen auf beiden Seiten
geklärt. Man sucht das Freundschaftsplus. Neben dieser Gemeinsamkeit entdecken
wir im Gespräch noch mehr Schnittstellen. Vom gemeinsamen langjährigen
Arbeitgeber der beiden Männer über unsere Vorliebe für eigenwillige
Couchgenossen im Fellkleid bis hin zu ähnlichen Ess-, Trink und
Feiergewohnheiten.
Marco bringt es in einer dieser
unangenehmen Gesprächspausen auf den Punkt und durchbricht das Schweigen mit
den bedeutungsschweren Worten „Joooaaa, sympathisch…“ – „Wir sind im
Reeeeecaaall!“ schießt es mir in diesem Moment durch den Kopf.
Da
wir ja alle ganz anständig das umfassende Kennenlernen vor dem ersten Körperkontakt
favorisieren, planen wir ein weiteres
Treffen vor dem Hintergrund der gemeinsamen Nahrungsaufnahme am nächsten
Wochenende. Nach ergebnisloser Diskussion zur Wahl der Location stellen wir in
der zweiten Wochenhälfte gemeinschaftlich fest, dass das Essen im Swingerclub
doch eigentlich auch recht gut schmeckt.
Es
bleibt alles ganz anständig, man beschränkt sich nahezu ausschließlich aufs
Nebeneinander, trotzdem macht das Gesehene und Gehörte und natürlich das
„zufällig“ Gefühlte Lust auf meeeehr Miteinander.
Nach dem Kennenlernen auf neutralem
Boden und feucht abwischbaren Club-Matratzen kam der Sex und danach die
Freundschaft und mit ihr kam noch besserer Sex und eine noch bessere
Freundschaft.
Dem
eigenen Partner beim Sex mit einer anderen Frau erleben ist wie ein ganz
persönlicher Wunsch-LIVE-Porno, vorausgesetzt natürlich die Chemie unter ALLEN
Beteiligten stimmt. Mal ehrlich: vielleicht macht es uns scharf wenn wir solche
Filmen kucken aber der „anspruchsvolle Zuschauer“ wird immer wieder etwas an den
Hauptdarstellern entdecken, das seiner persönlichen Lust abträglich ist, seien
es Fingernägel, Silikonmöpse, bescheuerte Tattoos oder „Wortbeiträge höchster
Schauspielkunst“ a la „Warum liegt hier Stroh?“.
Hier
vögeln nun zwei Personen die man selbst sexuell UND menschlich äußerst
attraktiv findet, außerdem kann man jederzeit ins Geschehen „eingreifen“, die
Handlung quasi lenken. Klingt doch reizvoll, oder?
Nicht
nur der tatsächliche Sex bereichert solch eine Freundschaft sondern auch der
den man hatte: man kann den nämlich wunderbar im Dirtytalk mit dem eigenen
Partner auswerten. Der den man gedanklich hat bzw. gerne hätte, sorgt für
genauso angenehmes Kribbeln unterhalb
der Bikini-Linie. Und in manchen Situationen ist gerade der Sex den man nicht
haben kann der der dich am schärfsten macht.
Zum
Beispiel wenn die Kinder eine Etage höher schlafen, man unverfänglich zusammen
coucht aber viel lieber in einer wilden Orgie über einander herfallen würde, es
aber nicht tut, weil die Folgen eines kindlichen Traumas für die nächtlichen
Klo-Gänger wohl noch verheerender wären als nur die eigenen Eltern beim Sex zu
hören oder gar zu sehen (Ich denke die Mehrzahl der Leser weiß wovon ich
spreche. Also MEINE Eltern haben UND hatten NIE Sex. Auf keinen Fall. Hallo?)
Wir
sind nun seit langem nicht nur in der Horizontalen ein Team. Eigentlich gehört
das jeweils andere Pärchen zur Familie. Egal ob Schulanfang, Hochzeit, Umzug,
Urlaub, Grillerchen oder Besuch am Krankenbett – jeder ist immer mit dabei. Wir
bezeichnen das als die Quattro-Ehe (übrigens von einer „Standesbeamtin“ die so
echt war wie ihre Wimpern im Jahre 2016 im Rahmen der CSD-Abschlussparty
persönlich getraut).
Ein
Paar „geht eine Bindung ein“ mit einem Paar, mit ALLEN „Verpflichtungen“ wie
sie Partner sonst auch haben: Sex (nur weil der hier an erster Stelle steht
heißt das nicht… blablabla), in guten wie in schlechten Zeiten und natürlich
Treue. Übrigens gibt es auch maßvolle Eifersucht wie in jeder „guten“ Beziehung
auch. Aber nicht auf einander, sondern – wie könnte es anders sein – auf andere
Paare.
Streng
genommen passt darauf weder die gängige Definition von Polyamorie noch die der
offenen Beziehung.
Wir
leben in einer modernen Gesellschaft, bestehend aus verschiedensten sozialen
Konstrukten. Die klassische Ehe wird zunehmend in Frage gestellt. Darüber habe
ich in einem der vergangenen Posts schon einmal geschrieben (Hier klicken). Es
gibt Patchworkfamilien, Homo-Ehen, Ein-Elternfamilien, Singlehaushalte,
unzählige „wilde Ehen“ (hübscher Begriff, auch wenn er antiquiert klingt) und wer weiß was sonst noch.
Ich
esse immer erst das Karamell-Konfekt in der Colorado-Tüte und dann den Rest.
Will heißen: suchen wir uns das aus der
bunten Vielfalt heraus, was uns am glücklichsten macht und schätzen wir
den Rest trotzdem. Mein Konfekt ist die Quattroehe.
Nächste
Woche Mittwoch, am 25.01., gibt’s dann den vierten und letzten Teil der Reihe „Friends
with Benefits“. Es bleibt die Frage WARUM das alles so gut funktioniert. Ich
hab’s mit „einer Art Mathematik“ und wie gewohnt bildhaften Vergleichen
versucht. Ihr dürft gespannt sein.
Für mehr "Philosophie" diesseits und jenseits der Bettkante folgt mir auf Fuck- HALT! Facebook ,-)
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