Nach drei Teilen "Friends with Benefits", in denen ich über die Reize von "Junksex" (Teil1) , unseren Ausflug ins Swingerleben (Teil2) und Kennenlernen, Leben und Lieben in unserer Viererbeziehung (Teil3) berichtet habe,bleibt für den vierten und damit leider letzten Teil die Frage nach dem "WARUM" oder besser "WIE (funktioniert das alles so gut)?"...
Wenn man in der Szene für alternative Beziehungsmodelle
so rumhorcht und zwischen den Zeilen liest, lauert in offeneren Ehen (ich
schreibe ganz bewusst „offenere“ und nicht „offene“ weil wir ja sooo offen auch
wieder nicht sind – immerhin leben wir monogam in unserer Quattro-Ehe) der ein
oder andere Fallstrick.
Wir
sind keine klassische Vierecks-Beziehung. Der Begriff Polyamorie spiegelt nicht
wieder WAS wir sind. Bei uns hat eine Einzelperson nicht die gleichen Gefühle
für alle drei oder zwei anderen. Beide Paare bleiben eine Einheit. Memory macht
mit 2 oder 3 Karten auch keinen Sinn. Mit vieren aber schon. Wenn es aber
jedoch verschiedene Karten sind dann funktioniert das Spiel auch nicht. Also
müssen zwei Paare her. Das ist im Grunde wie Mathematik… oder auch Chemie… oder
Physik. Keine Ahnung. Ich war in keinem der Fächer je ein Ass. Aber mir kommt
das alles irgendwie wie eine Formel oder Diagramm oder etwas Ähnliches vor.
Wir
haben also zwei Paare zwischen denen es eine große Schnittmenge gibt. In dieser
Schnittmenge liegen neben gemeinsamen Interessen, Gewohnheiten und Vorlieben
des täglichen Lebens auch sexuelle Gemeinsamkeiten. Die „Sex-Stile“ ähneln sich
und auch das, was man am jeweils anderen attraktiv findet weist bei beiden
Paaren Gemeinsamkeiten auf. Wichtig ist denke ich trotzdem, dass man sich
sexuell nicht komplett gleicht. Wenn einem der andere Partner genau das geben
kann was einem der eigene gibt dann ist irgendwann der Reiz weg.
Obacht, ihr militanten Monogamisten: es
geht nicht um MEHR oder BESSER. Es geht um ANDERS. Ihr esst ja auch nicht jeden
Tag Kartoffeln obwohl sie euch schmecken. Ihr treulosen Kartoffel-Huren betrügt
mit jedem anderen Lebensmittel.
Und
dennoch bestehen zwei Paare aus vier Einzelnen (ich bin sehr stolz auf mein Abitur :-). Die Ausgewogenheit der
Schnittmengen und Gegensätze zwischen den einzelnen Menschen ist
ausschlaggebend dafür, dass das ganze Unterfangen konfliktarm und reizvoll
bleibt.
Versuchen wir ein Beispiel: schätzt Frau an ihrem Ehemann besonders den
treu umsorgenden Frauenversteher der ihr selbstlos jeden Wunsch von den Lippen
abliest, während sie auf ihrem imaginären rosa Plüsch-Kissen thront
(Voraussetzung: BEIDE sind glücklich mit dieser Rollenverteilung), sehnt sie
sich vielleicht aber manchmal auch nach etwas mehr Chauvinismus.
Alle
Beteiligten wissen, dass DIESE Verbindung nicht dauerhaft als Paar funktionieren
würde und so bleibt alles ganz entspannt. Ein Mann, der beim Sex meist der
Nehmer ist, weil beide das so mögen, ist vielleicht aber auch mal scharf auf
eine Frau die ihn „nimmt“? Also warum nicht? An dieser Stelle muss sich keiner
verbiegen oder etwas tun, was seinem Naturell nicht entspricht denn die
Sehnsüchte, die man selbst nicht erfüllen kann oder will erfüllt jemand anderes.
Und auch hier weiß ich: mein Mann kommt zu mir zurück denn die andere Frau könnte
mit seiner liebvollen und selbstlosen Art im Beziehungsalltag wenig anfangen.
Konstellationen
Mann-Frau haben wir damit also ausreichend seziert. Bleiben noch Frau-Frau bzw.
Mann-Mann-Verbindungen in dem ganzen Konstrukt, die ja schließlich auch
funktionieren müssen damit das System nicht doch irgendwo kränkelt. Um es vorweg zu nehmen, ein
sexuelles „Mann-Mann“ gibt es in UNSEREM System nicht. Der einzige Grund dafür
ist, dass sich ALLE vier Personen darüber einig sind KEINEN Reiz an solcherlei
„Machenschaften“ zu finden. Ich denke aber auch DAS kann in einem System wie
dem unsrigen funktionieren wenn der Rest stimmt.
Am
sexuellen „Frau-Frau“ haben wiederum alle vier ihre Freude, egal ob aktiv oder
passiv. Eifersucht vom eigenen Partner ist an dieser Stelle von meinem
Erfahrungshorizont aus völlig fehl am Platze. Vorausgesetzt man erkennt und
akzeptiert, dass eine Frau einer Frau eben „andere Dinge geben kann“ als ein
Mann. Ein praktisches Beispiel: fremde Brüste fühlen sich unfassbar gut an und
den selbst herbei geführten Orgasmus einer anderen Frau zu erleben, erweitert
den Geist und das Gespür für sein Gegenüber enorm.
Auch
hier kann sich der Mann auch wieder ganz entspannt zurücklehnen DENN
logischerweise kann die Frau auch nicht was der Mann kann. Sex mit Männern und
Frauen ist nicht vergleichbar. Keiner versucht Erdbeeren mit einem Steak zu
vergleichen. Das ist absurd. Und nur weil ich das eine mag muss ich auf das
andere nicht verzichten.
Jetzt
ging es aber schon wieder nur um Sex. Viel wichtiger ist aber die Freundschaft.
Darüber habe ich schon einmal in einem anderen Blogpost geschrieben
(Der Unterschied zwischen einer besten und einer besonderen Freundin). Schließlich muss ich die Frau sehr gerne haben um ihr meinen Mann
„zu überlassen“. Bei den Männern ist es nicht anders.
Gemeinsame
Interessen jenseits der Betten sind das A und O. Wenn der eine mit dem anderen
über Geschäftliches, Wirtschaft und Finanzen sinnieren kann, die Vorliebe für
Whisky teilt, zusammen sporteln geht oder für die Preview eines Films um null Uhr
vor einem Arbeitstag das Kino aufsucht dann ist alles right. Wenn dann der eine
zum anderen auf dem Heimweg sagen kann: „Du - meine Frau steht drauf wenn du
sie beim Vögeln an den Haaren hältst. Du kannst ruhig fester zu packen“ dann
ist alles sehr sehr right.
Mir
ist klar, dass ein solch nahezu perfektes Verhältnis von Unterschieden und
Gemeinsamkeiten unter vier Menschen bzw. zwei Paaren wahrscheinlich nichts
Alltägliches ist. Daher empfinde ich den Umstand in meinem Leben auf diese
Personen gestoßen zu sein als großes Glück. Allen voran mein geliebter Herr
Müller, der mit mir die Freude an und Offenheit für diesen Lebensstil teilt.
Und natürlich Sarah und Marco, die nicht nur unser Sex-Leben um Erlebnisse
erweitert haben, die wir in fünfzig Jahren gerne unseren Enkeln erzählen würden
(wir werden wohl sorgfältig sortieren müssen).
Ich werde mich wohl in den nächsten Tagen zu einem kleinen Nachwort oder Resüme bezüglich dieser Artikelreihe und den Reaktionen darauf hinreißen lassen. Danach freue ich mich auf einen Februar, der thematisch völlig ungebunden und zum Ausgleich auch mal wieder ganz "unerotisch" wird. Ich freu mich über alle, die über die "Friends with Benefits"-Reihe als Leser zu mir gefunden haben und noch mehr über die jenigen die bleiben. Schaut auf Facebook vorbei und bleibt am Besten da - so verpasst ihr nix und werdet auch nicht nur hier im Blog mit Müllerschem Gedankengut versorgt. (Frau Müller auf Facebook gibt's hier!)
Klingt so als müsse man als Paar DAS EINE andere Paar finden. ;)
AntwortenLöschenJa, ist wirklich so. Das ist wie Lotto. Wie gesagt, wir hatten auch schon mal ein anderes Paar. Aber mit der Zeit fängt es an irgendwo zu bröseln wenn nicht wirklich alles passt. Dass das schwer ist so eine Kombination zu finden ist mir völlig klar, ich seh unsere Freundschaft schon als was sehr besonderes. Daher lauf ich auch nicht hinaus und sag: Ihr müsst das alle unbedingt so machen. War bei uns einfach eine Verkettung sehr glücklicher Umstände ;-)
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