Lehrer sind auch nur Menschen. Und nicht jeder trifft sich abends mit Kolleginnen abwechselnd zum Nordic Walking oder zum Fortgeschrittenenkurs in Seidenmalerei. Ich denke ich bin das Kuckucksei im Lehrerzimmer. Etwa wie ein Veganer, der ausversehen Metzger geworden ist oder ein Pilot mit Höhenangst. Oder wie eine Franzi van Almsick, die immer wieder vom Schwebebalken fällt weil sie noch nie jemand ins Wasser geschubst hat.

Mittwoch, 25. Januar 2017

Was Mathe, Memory und Sex gemeinsam haben - Friends with Benefits Teil 4



Nach drei Teilen "Friends with Benefits", in denen ich über die Reize von "Junksex" (Teil1) , unseren Ausflug ins Swingerleben (Teil2) und Kennenlernen, Leben und Lieben in unserer Viererbeziehung (Teil3) berichtet habe,bleibt für den vierten und damit leider letzten Teil die Frage nach dem "WARUM" oder besser "WIE (funktioniert das alles so gut)?"...

Wenn man in der Szene für alternative Beziehungsmodelle so rumhorcht und zwischen den Zeilen liest, lauert in offeneren Ehen (ich schreibe ganz bewusst „offenere“ und nicht „offene“ weil wir ja sooo offen auch wieder nicht sind – immerhin leben wir monogam in unserer Quattro-Ehe) der ein oder andere Fallstrick. 

Wir sind keine klassische Vierecks-Beziehung. Der Begriff Polyamorie spiegelt nicht wieder WAS wir sind. Bei uns hat eine Einzelperson nicht die gleichen Gefühle für alle drei oder zwei anderen. Beide Paare bleiben eine Einheit. Memory macht mit 2 oder 3 Karten auch keinen Sinn. Mit vieren aber schon. Wenn es aber jedoch verschiedene Karten sind dann funktioniert das Spiel auch nicht. Also müssen zwei Paare her. Das ist im Grunde wie Mathematik… oder auch Chemie… oder Physik. Keine Ahnung. Ich war in keinem der Fächer je ein Ass. Aber mir kommt das alles irgendwie wie eine Formel oder Diagramm oder etwas Ähnliches vor.

Wir haben also zwei Paare zwischen denen es eine große Schnittmenge gibt. In dieser Schnittmenge liegen neben gemeinsamen Interessen, Gewohnheiten und Vorlieben des täglichen Lebens auch sexuelle Gemeinsamkeiten. Die „Sex-Stile“ ähneln sich und auch das, was man am jeweils anderen attraktiv findet weist bei beiden Paaren Gemeinsamkeiten auf. Wichtig ist denke ich trotzdem, dass man sich sexuell nicht komplett gleicht. Wenn einem der andere Partner genau das geben kann was einem der eigene gibt dann ist irgendwann der Reiz weg.

Obacht, ihr militanten Monogamisten: es geht nicht um MEHR oder BESSER. Es geht um ANDERS. Ihr esst ja auch nicht jeden Tag Kartoffeln obwohl sie euch schmecken. Ihr treulosen Kartoffel-Huren betrügt mit jedem anderen Lebensmittel. 

Und dennoch bestehen zwei Paare aus vier Einzelnen (ich bin sehr stolz auf mein Abitur :-). Die Ausgewogenheit der Schnittmengen und Gegensätze zwischen den einzelnen Menschen ist ausschlaggebend dafür, dass das ganze Unterfangen konfliktarm und reizvoll bleibt. 

Versuchen wir ein Beispiel: schätzt Frau an ihrem Ehemann besonders den treu umsorgenden Frauenversteher der ihr selbstlos jeden Wunsch von den Lippen abliest, während sie auf ihrem imaginären rosa Plüsch-Kissen thront (Voraussetzung: BEIDE sind glücklich mit dieser Rollenverteilung), sehnt sie sich vielleicht aber manchmal auch nach etwas mehr Chauvinismus.

Alle Beteiligten wissen, dass DIESE Verbindung nicht dauerhaft als Paar funktionieren würde und so bleibt alles ganz entspannt. Ein Mann, der beim Sex meist der Nehmer ist, weil beide das so mögen, ist vielleicht aber auch mal scharf auf eine Frau die ihn „nimmt“? Also warum nicht? An dieser Stelle muss sich keiner verbiegen oder etwas tun, was seinem Naturell nicht entspricht denn die Sehnsüchte, die man selbst nicht erfüllen kann oder will erfüllt jemand anderes. Und auch hier weiß ich: mein Mann kommt zu mir zurück denn die andere Frau könnte mit seiner liebvollen und selbstlosen Art im Beziehungsalltag wenig anfangen.

Konstellationen Mann-Frau haben wir damit also ausreichend seziert. Bleiben noch Frau-Frau bzw. Mann-Mann-Verbindungen in dem ganzen Konstrukt, die ja schließlich auch funktionieren müssen damit das System nicht doch irgendwo kränkelt. Um es vorweg zu nehmen, ein sexuelles „Mann-Mann“ gibt es in UNSEREM System nicht. Der einzige Grund dafür ist, dass sich ALLE vier Personen darüber einig sind KEINEN Reiz an solcherlei „Machenschaften“ zu finden. Ich denke aber auch DAS kann in einem System wie dem unsrigen funktionieren wenn der Rest stimmt.

Am sexuellen „Frau-Frau“ haben wiederum alle vier ihre Freude, egal ob aktiv oder passiv. Eifersucht vom eigenen Partner ist an dieser Stelle von meinem Erfahrungshorizont aus völlig fehl am Platze. Vorausgesetzt man erkennt und akzeptiert, dass eine Frau einer Frau eben „andere Dinge geben kann“ als ein Mann. Ein praktisches Beispiel: fremde Brüste fühlen sich unfassbar gut an und den selbst herbei geführten Orgasmus einer anderen Frau zu erleben, erweitert den Geist und das Gespür für sein Gegenüber enorm.

Auch hier kann sich der Mann auch wieder ganz entspannt zurücklehnen DENN logischerweise kann die Frau auch nicht was der Mann kann. Sex mit Männern und Frauen ist nicht vergleichbar. Keiner versucht Erdbeeren mit einem Steak zu vergleichen. Das ist absurd. Und nur weil ich das eine mag muss ich auf das andere nicht verzichten.

Jetzt ging es aber schon wieder nur um Sex. Viel wichtiger ist aber die Freundschaft. Darüber habe ich schon einmal in einem anderen Blogpost geschrieben (Der Unterschied zwischen einer besten und einer besonderen Freundin). Schließlich muss ich die Frau sehr gerne haben um ihr meinen Mann „zu überlassen“. Bei den Männern ist es nicht anders.

Gemeinsame Interessen jenseits der Betten sind das A und O. Wenn der eine mit dem anderen über Geschäftliches, Wirtschaft und Finanzen sinnieren kann, die Vorliebe für Whisky teilt, zusammen sporteln geht oder für die Preview eines Films um null Uhr vor einem Arbeitstag das Kino aufsucht dann ist alles right. Wenn dann der eine zum anderen auf dem Heimweg sagen kann: „Du - meine Frau steht drauf wenn du sie beim Vögeln an den Haaren hältst. Du kannst ruhig fester zu packen“ dann ist alles sehr sehr right.

Mir ist klar, dass ein solch nahezu perfektes Verhältnis von Unterschieden und Gemeinsamkeiten unter vier Menschen bzw. zwei Paaren wahrscheinlich nichts Alltägliches ist. Daher empfinde ich den Umstand in meinem Leben auf diese Personen gestoßen zu sein als großes Glück. Allen voran mein geliebter Herr Müller, der mit mir die Freude an und Offenheit für diesen Lebensstil teilt. Und natürlich Sarah und Marco, die nicht nur unser Sex-Leben um Erlebnisse erweitert haben, die wir in fünfzig Jahren gerne unseren Enkeln erzählen würden (wir werden wohl sorgfältig sortieren müssen). 

Ich werde mich wohl in den nächsten Tagen zu einem kleinen Nachwort oder Resüme bezüglich dieser Artikelreihe und den Reaktionen darauf hinreißen lassen. Danach freue ich mich auf einen Februar, der thematisch völlig ungebunden und zum Ausgleich auch mal wieder ganz "unerotisch" wird. Ich freu mich über alle, die über die "Friends with Benefits"-Reihe als Leser zu mir gefunden haben und noch mehr über die jenigen die bleiben. Schaut auf Facebook vorbei und bleibt am Besten da - so verpasst ihr nix und werdet auch nicht nur hier im Blog mit Müllerschem Gedankengut versorgt. (Frau Müller auf Facebook gibt's hier!

2 Kommentare:

  1. Klingt so als müsse man als Paar DAS EINE andere Paar finden. ;)

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    1. Ja, ist wirklich so. Das ist wie Lotto. Wie gesagt, wir hatten auch schon mal ein anderes Paar. Aber mit der Zeit fängt es an irgendwo zu bröseln wenn nicht wirklich alles passt. Dass das schwer ist so eine Kombination zu finden ist mir völlig klar, ich seh unsere Freundschaft schon als was sehr besonderes. Daher lauf ich auch nicht hinaus und sag: Ihr müsst das alle unbedingt so machen. War bei uns einfach eine Verkettung sehr glücklicher Umstände ;-)

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