Schon
als ich mit dem Bloggen begann, wusste ich, dass ich die Geschichte um unsere
Vierecksbeziehung ganz sicher thematisieren werde. Solch eine Story hat
schließlich nicht jeder zu erzählen. Viele meiner Artikel entstanden bereits
lange bevor ich den Blog anlegte. Die „Friends with Benefits“-Reihe war
allerdings keine davon. Unterbewusst war mir wohl klar, wie schwer es wird all das
in die richtigen Worte zu fassen.
Als ich anfing dazu zu schreiben war EIN
Artikel geplant. Dieser wollte und wollte nicht enden. Gut, dann also der
zweite Teil. Das gleiche Spiel noch einmal und wochenlang unvollendet dazu.
Dann war auch dieser fertig aber noch lange nicht alles gesagt. Und so entstanden
Teil Drei und Vier auf dieselbe Weise wie die ersten beiden Artikel.
Veröffentlicht waren sie da noch lange nicht. Irgendwie hatte und habe ich Bedenken,
dass damit das Pulver meines Blogs verschossen sein könnte. Hallooo,
Selbstzweifel. Ihr wart gar nicht so lange weg, ich hatte euch nicht vermisst.
Ein anderer Teil in mir wehrt sich aber, sich ausschließlich in die „Schlüpfrig-Nische“ zu stellen.
Wie
jeder andere Blogger auch war und bin ich gerade in der Anfangsphase über jede
Art Plattform dankbar, die mich potentiellen Lesern näher bringt. Der Aufruf
zur Stimmenkolumne der BRIGITTE kam gerade recht. Ich bin kein begeisterter
BRIGITTE-Leser und sehe meine Zielgruppe auch nicht in dieser Klientel. Dennoch
dachte ich mir, könnte gerade das „Vierer“-Thema interessant sein. Und unter
250.000 Abonennten werden sich wohl auch ein paar Müller-Fans verstecken. Ich wäre vermutlich
dumm gewesen, wenn ich den Traffic auf meinem Blog, welchen die Veröffentlichung
des Artikels ausgelöst hat, nicht genutzt hätte um auch die anderen Blogposts
an den Leser zu bringen.
Die Überschrift des BRIGITTE-Artikels war
bewusst provokant gewählt. Ironischerweise war es Sarah, die sich besonders für
DIESE Variante begeisterte. Der kleine Shitstorm, welcher sich aus den Reihen
der „underfuckten Analphabetinnen“ (Danke, Paula ;-)) über mich ergoss, nachdem
diese nur die neun Wörter der Überschrift geschafft hatten bevor sie
kommentierten, war erstaunlich:
Ich solle zum Psychiater, wurde als
abgebrühte Drecksschlampe, Arschloch und Opfer bezeichnet. Das alles sei krank,
asozial und einfach pfui. Solch ein kranker Rudelbums (Zitat!) sei wohl das Ergebnis
einer langweiligen Beziehung. Was denn als nächstes käme: Sex mit Toten oder
Hochzeit mit Tieren. Und eigentlich gehören wir alle in die Geschlossene.
Nichts
davon hat mich wirklich getroffen. Als Social-Media-Anfänger musste ich
allerdings schon erstmal mit der Dummdreistigkeit der Menschen in den
Kommentarspalten klar kommen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es hat mich
nicht geärgert DAS NICHT GELESEN aber GEURTEILT wurde.
Und
dabei war ich schon vor der Veröffentlichung durchaus auf Kontroverse
eingestellt. Ich habe Herrn Müller, Sarah und Marco mehrfach gebeten, gut zu
überlegen ob wir ALLE mit dieser Öffentlichkeit und den möglichen Reaktionen
klarkommen. Ich hatte Zweifel, ob das alles gut ist für uns. Einige meiner
Leser kennen uns alle im richtigen Leben. Möchten wir, dass all diese Menschen
wissen, wie viel uns tatsächlich verbindet? Was wenn uns Kontra-Stimmen
verunsichern? Wenn nur einer von uns davon verunsichert wird?
Sicher sollte man
selbst am besten wissen, was gut für einen ist und Lebenswege auch nicht nach
Meinung anderer gestalten aber sind wir ALLE wirklich immer so stark? Ich habe
gute Argumente FÜR unseren Lebensstil. Es wäre vermessen zu glauben, dass NIEMAND
gute Argumente DAGEGEN hat.
Um
es weniger drastisch auszudrücken: Ich hatte mich auf ein wenig Diskussion
gefreut. Tatsächlich (oder zum Glück?)
blieb diese aus. Obige Beschimpfungen sind für mich keine Argumente
einer Diskussion. Ein einziger Kommentar zu Beginn der Reihe war für mich
kontra UND konstruktiv. Die Schreiberin sah durch unsere Interpretation der Ehe
die Werte der „traditionellen Ehe“ gefährdet und glaubt, dass es langfristig
durch solche und ähnliche Modelle schwieriger wird für die überzeugt monogam
Lebenden IHR Ehe-Konstrukt zu verteidigen. Die andere Seite der Medaille?
Tatsächlich
gab es viel positives Feedback, auch von Menschen die weder Erfahrung noch
ernsthaftes eigenes Interesse an einem solchen Partnerschaftsmodell haben. Für
uns vier hat sich nichts verändert, auch hat uns kaum jemand aus unserem
persönlichen Umfeld darauf angesprochen. Es erfordert wohl auch ein wenig Mut.
Eine Freundin, die allerdings schon vor den Veröffentlichungen Bescheid wusste,
stellte mir eine Frage über dich länger nachdenken musste. Ich wundere mich im
Nachhinein, dass bei meinen „Kritikern“ bezüglich dieses Themas keine Stimmen
laut wurden. Es ist ein wichtiger Aspekt, daher möchte ich dieses Resümee dazu
nutzen, um auch darüber MEINE Meinung loszuwerden.
Ich
wurde von ihr gefragt, wie wir unseren Kindern gegenüber mit diesem Thema
umgehen. Zunächst: Was bekommen die Kinder mit? Wie wohl die meisten Kinder
monogam lebender Paare wissen auch unsere Kinder NICHTS über unser Sexualleben.
Das ist erstmal nichts Unnormales. Situationen, in denen die Kinder „ungewollte
Zeugen“ werden, vermeiden wir zu zweit ebenso wie zu viert. Andere Intimitäten,
Küsse oder Berührungen, lassen wir zu viert in Gegenwart der Kinder sein. Dann
fällt die Begrüßung eben platonischer aus.
Selbstverständlich
bekommen unsere Kinder mit, wie viel Zeit wir mit Sarah und Marco verbringen
und welche wichtige Rolle diese zwei Personen in unserem Leben spielen. Aber
vermitteln wir damit die falschen Werte: Beständigkeit einer Freundschaft, Vertrauen,
Füreinander da sein, Menschen einen Platz in seinem Leben zu geben?
Ich
bin nicht blauäugig. Auch unsere SchulKINDER werden älter. Sie werden Teenager
und junge Erwachsene. Ich vermute, irgendwann werden sie ahnen, dass sich
unsere Freundschaft in ihrer Tiefe von den meisten anderen unterscheidet oder
unterschied. Parallel zu dieser Erkenntnis sind unsere Kinder bisher in einer
intakten Familie groß geworden. Sie wurden durch Eltern geprägt, die sich
aufrichtig lieben und ihre Beziehung pflegen, die Vertrauen zu einander haben
und gemeinsam Probleme bewältigen und Entscheidungen treffen.
Wir
sind als Paar im Umgang zu zweit miteinander überzeugt, ein gutes Vorbild zu
sein. Auch weil wir selbst gute Vorbilder hatten. Die innige Verbindung zu einem
anderen Paar ergänzt uns nur, sie verändert uns aber nicht. Wenn wir auf diese
Weise unseren Kindern vorleben, dass es möglich ist einerseits wichtige Werte
zu pflegen und andererseits eigenen Werten mehr Bedeutung zu schenken,
ungeachtet dessen was die Allgemeinheit für Richtig
hält, bin ich überzeugt, dass meine Jungs später Menschen nicht nach neun
Wörtern ihrer Überschrift beurteilen.
HIER ALLE ARTIKEL DER "FRIENDS WITH BENEFITS"-REIHE:
Wer wissen möchte WER hier eigentlich schreibt KLICKT HIER oder HIER (zu Facebook).
Hut ab! Du bist ja mutig, ausgerechnet in der Brigitte zu veröffentlichen! Die Kommentatorinnen da (und bei BYM übrigens) sind ja eher von der sehr asozialen Sorte.
AntwortenLöschenJa, ich bin wohl eine "Reichweiten"-Hure. Wie gesagt - BRIGITTE ist jetzt auch nicht MEIN Medium aber was tut man nicht alles. Die Kommentatorinnen haben sich selbst mehr bloßgestellt als ich mich mit dem Artikel bzw. sogar ich mich mit der Entscheidung bei BRIGITTE zu veröffentlichen :)))))
LöschenMir gefällt dein Resümee und ich glaube weder das ihr das Konstrukt der monogamen Ehe gefährdet. Das ihr Kinder habt hatte ich gar nicht mitbekommen, da hab ich wohl was überlesen ... Aber ich denke solange ihr es eben vermeidet das sie etwas mitbekommen ist das kein Thema und selbst wenn sie in älteren Jahren etwas erahnen kann man ja offen darüber sprechen - Du/Ihr scheint mir da schon Vernünftig genug. In der Zwischenzeit finde ich Deinen Gedanken, dass sie dadurch schlichtweg die Bedeutung einer tiefen Freundschaft (die ja auch platonisch sein kann) lernen und das ist ja schön ... Auch in einer platonsichen Freundschaft habe ich lieber Freunde denen ich alles anvertrauen kann und die mir alles anvertrauen können und die Nachts um halb 3 morgens da sind wenn der Hut brennt ... Finde es gut das Du Dich bzw. Ihr Euch von diesen Kommentaren nicht unterkriegen lasst.
AntwortenLöschenVielen Dank. Wie gesagt - es war so gut wie kein Kommentar dabei der es wert gewesen wäre irgendetwas zu überdenken. Ich freu mich umso mehr über jeden Kommentar wie deinen, der zeigt dass man unsere Lebensweise auch nachvollziehen kann wenn man damit selbst nichts(?) am Hut hat.
LöschenLG
Frau Müller
Ich finde deine Schreibe so genial... Ich verstehe nicht, wie "euer" Thema jemanden so aufregen kann, es scheinen alle Spaß zu haben und keinem weiteren zu schaden, so what. Ich finde es total interessant, wie unterschiedlich wir doch alle sind und kann mich mit jedem freuen, der seine optimale Situation gefunden hat.
AntwortenLöschenNachdem du jetzt eh schon recht offen warst, denkevich nicht, dass meine afrage zu intim ist :-) wenn jetzt eine fünfte Person mit einem von euch was hat, sind dann die anderen eifersüchtig?
Glg Uli
Ja, da wären wohl drei Personen SEHR eifersüchtig. Ich muss ehrlich gestehen, ich bin das manchmal schon bei einzelnen Frauen, die Sarah näher stehen. Wir sind untereinander sehr offen. Nach außen aber nicht. Ich persönlich denke aber dass das auch die Beziehung der beteiligten Paare schützt weil man bei einem Seitensprung eben nicht "nur" eine Person verletzt sondern gleich drei!
LöschenLG
Frau Müller