Lehrer sind auch nur Menschen. Und nicht jeder trifft sich abends mit Kolleginnen abwechselnd zum Nordic Walking oder zum Fortgeschrittenenkurs in Seidenmalerei. Ich denke ich bin das Kuckucksei im Lehrerzimmer. Etwa wie ein Veganer, der ausversehen Metzger geworden ist oder ein Pilot mit Höhenangst. Oder wie eine Franzi van Almsick, die immer wieder vom Schwebebalken fällt weil sie noch nie jemand ins Wasser geschubst hat.

Mittwoch, 28. Dezember 2016

GAYZEMBER: Mit dem Arschdoktor zur Ladysnight - Frau Müller zu Gast im schwulen LEIPZIG

Der GAYZEMBER neigt sich dem Ende und schon in drei Tagen verschwindet die regenbogenfarbene Deko aus der Lehrerzimmer-Außenstelle bis sie in elf Monaten wieder rausgeholt wird. Nach der Sekt-oder-Seife-Trilogie zum Finale heute noch ein kleiner Nachtrag.


Gebrauchsanweisung:

Ich respektiere Homosexuelle und sämtliche anderen sexuellen Orientierungen in vollem Umfang. Gesellschaftlich gemeinhin als „abwertend“ anerkannte Begrifflichkeiten wie zum Beispiel Schwuchtel o.ä. habe ich dem liebevoll-vulgären Umgangston meiner geschätzten homosexuellen Freunde entnommen. Wenn ich auch nie ein echtes Einhorn kennenlernen durfte, die Freude euch zu kennen bringt mich über diesen Verlust hinweg. 

Es war mal wieder Ladysnight. Meine Sarah und diesmal leider nur einer unserer herrlich schwuchteligen Lieblingsbegleiter stürzten sich ins Nachtleben nach dem alt bekannten Motto „Sekt oder Seife“. Nico ließ sich wegen emotionaler Unpässlichkeit und zu wenig Schlaf leider entschuldigen.
  
Unser Rick ist eine emotionale 16 Jährige mit dem Körper eines 12Jährigen und dem Erfahrungshorizont einer 45jährigen Prostituierten aus LasVegas. Wenn er so aus dem Nähkästchen plaudert, könnte man meinen die ganze Welt ist schwul. Und die hohe Gayquote um ihn und uns herum lässt sich dank Grinder (das schwule Tinder) quasi visualisieren

Der Haarschnitt zum Freundschaftspreis und die Botoxspritze fürs kleine Portmonee sind zweifelsohne Vorteile der homosexuellen Promiskuität. Wenn Mann aber wegen Verstopfung zum Arschdoktor (entschuldigt bitte, wir hatten getrunken, uns ist das Wort nicht gleich eingefallen), also zum Proktologen geht und dann feststellt, dass der 65jährige Mediziner erst kürzlich das eigene GayRomeo-Profil besucht hat, fühlt er sich dann doch mal peinlich berührt bei der Bitte sich zu entspannen um die rektale Untersuchung zu ermöglichen.
 
Nach einer befundlosen Voruntersuchung und der Überweisung zur Darmspiegelung wartet auch dort schon die nächste Bettbekanntschaft im weißen Kittel.

Die Welt ist ein schwules Dorf mit durchaus auch schattigen Plätzchen.  An dieser Stelle drängt sich mir eine Frage ins Hirn, entscheidet man sich als schwuler Medizinstudent bewusst für das Vertiefen eines Teilgebiets, das irgendetwas mit dem Hintertürchen zu tun hat? Oder wird man womöglich durch die vermehrte Auseinandersetzung mit eben genau dieser Körperregion erst schwul?

Es türmen sich Fragen wie Kumuluswolken.  Ist die Männerquote unter Proktologen höher? Oder gibt es genauso viele Frauen die sich mit sowas beschäftigen wollen? Und wenn ja, wie sind die denn drauf???? Keine Ahnung wie ich heute Abend einschlafen soll, bei solch tiefgreifenden Fragestellungen.

Nach Abenden in denen  Rick in unserem Hetero-Sonnenlicht geglänzt hat, wurde er schon häufig gefragt wer denn die beiden "geilen Ladys" (Zitat, Zitat!!! Nicht von mir!) waren. Im Szene-Mikrokosmos unseres Ricky-Boys tragen wir den Namen Bitch-Barbies. Gefällt mir.

Bei Bekanntschaften, die uns noch nicht erlebt haben kann das schon mal für Verwirrung sorgen. Kürzlich hab ich nach einer Übernachtung bei Rick (ich war mal wieder Gast eines Junggesellenabschiedes – dazu an anderer Stelle mehr) ein eindeutig weibliches Wäschestück versehentlich vergessen (Kein Slip!). Der männliche Besucher fand das gute Teil und stellte den armen Rick zur Rede, der bis zu diesem Moment selbst nichts von meinem Fauxpas bemerkt hatte.

Da steht also dieser Mann Sonntag halb elf in der Badtür, hält ein schwarzes Spitzenhemdchen in den Händen, schnüffelt theatralisch daran und stellt dann mit bestürzt schwuchteligem Unterton fest: „Rick, das ist eindeutig nicht von dir! Ich glaube du hast mir etwas zu erklären!“

Man kann sich vorstellen, dass jemand der uns nicht kennt mit Aussagen wie „Das ist von einer Bitchbarbie… die hat letzte Nacht bei mir geschlafen… in meinem Bett… aber ich habe auf dem Sofa geschlafen… sie ist schon weg… weil sie Familie hat… einen Mann und zwei Kinder…“ eher schwer zufrieden zu stellen ist. 

Wir geben uns Mühe beim Aufbrezeln, schließlich sind wir mittlerweile ja schon ein bisschen Fame. Und auch Rick hat seine Sorgen. Er muss sich noch rasieren. Schließlich will er (Zitat) aussehen wie 12 und nicht wie 25. Er ist ja ein Boy.


Unser Boooyyy hat wie schon erwähnt die emotionale Reife EINER 16 Jährigen. Trotz aller Mahnungen von uns und ALLEN Anderen hinsichtlich seines egozentrischen Lebensstils plant er die Anschaffung eines Hundes. Sein einziges „Aber kuckt doch mal wie niiiiiedlich der ist“-Gegenargument war für ihn in der Diskussion völlig ausreichend.

Zugegeben objektiv betrachtet ist so ein meerschweinchengroßer Hund mit der Physiognomie eines Ewok-Babys wahrscheinlich wirklich ganz „zauberhaftig“ aber Rick schafft es doch noch nicht mal seine Zimmerpflanzen regelmäßig zu gießen. 

Immerhin hat er sich schon Gedanken über die Erziehung seines Schützlings gemacht (der Vollblut-Pädagoge). Das edle Tier soll türkisch lernen. Und Hundespielzeug, das aussieht wie aus der Gay-Abteilung im Sexshop liegt auch schon in seinem Amazon-Warenkorb.

Also er: das Bräunungstuch ins Gesicht und die Wimpern für endlose Länge mit Rizinus-Öl getuscht. Wir: aufgebitcht mit Glätteisen, Cinderella-Schuh und Kleidern, deren Länge wenigstens kurz diskutiert wurde. Aber wo wenn nicht zur Homoparty soll man diese Saumlänge sonst tragen können. Für den Swingerclub sind die Fummel zu „angezogen“.

Und rein ist gayle Partygetümmel, Rick stellt uns vor. Das sind Frau Müller, Oberstudienrätin und Sarah, Visagistin aus Berlin. So unvorbereitet auf diese schamlose Aufwertung unserer Werdegänge fällt es uns schwer den arrogant-unnahbaren Gesichtsausdruck zu bewahren. 

Wir treffen Martin, unsere Lieblings-High-End-Transe und weitere Männer in wirklich gut gemachter Frauengestalt neben denen wir uns hinsichtlich ihrer weitgehend fettfreien Körper mit Taillen von 10Jährigen fühlen wie fette Schweine.

Rick hält mit Hintergrundinformationen nicht hinter dem Berg, ob Polizisten mit denen im wahren Leben seit ihrem Coming out keiner mehr die dienstlichen Duschen benutzen will oder Freunde die auf Grund selbstloser Hingabe für sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit nun den szeneinternen Spitznamen „die Bücke von der Albert-Brücke“ tragen - es gibt hier so viel zu entdecken. 

Britneybitch und Will-I-am heizen uns aus den Boxen ein, oben drauf balzende Männer, die sich gegenseitig ihre schwitzenden nackten Oberkörper anbieten. Und dann der Stimmungsknick des Abends. Rick trifft auf den festen Freund seines größten Fehlers und besten Fi***ers ever (Ricks aktuelle Definition von „großer Liebe“). Während er Rick fortan nicht mehr aus den Augen lässt und ihn von Floor zu Floor stalkt, sinkt die Stimmung unseres Party-Prinzen zusehends.

Alexander, der Abwesende, um den sich von diesem Augenblick an wieder alles dreht, konnte Rick nie eine zufriedenstellende Reaktion auf die Aussage „Ich kann nicht akzeptieren, dass du mit allen auf der Welt Sex hast, nur mit mir nicht!“ bieten, nachdem er ihm in den Monaten davor den besten Sex seines Lebens beschert hatte.

Um sich selbst und seinem „Rivalen" auf der Tanzfläche zu zeigen, dass auch er durchaus Begehrlichkeiten wecken kann, „missbraucht“ er kurzerhand einen seiner vielen Verflossen und liefert der Öffentlichkeit eine schweißtreibende Vollkontakt-Knutscherei.

Die Genugtuung hält aber nur bis zum 500m langen Heimweg, auf dem er bei fast einer ganzen Schachtel Zigaretten seiner Wut über diese „elende Hure, diese miese, dreckige F***“ Luft macht. 

Anwohner, die in lauen Spätsommernächten gerne bei offenem Fenster schlafen, haben nun wohl auch eine vage Vorstellung wie schwer das Leben eines homosexuellen Dauergeilen im Körper eines 12Jährigen sein kann.
 
Blind gefangen in seinem eigenen Leid entgeht ihm die seelische Verletzung welche uns an diesem  Abend zu später Stunde zugefügt wurde. Wir hielten uns dezent im Hintergrund als Rick von einem flüchtigen Bekannten an der Bar mit Blick auf uns gefragt wurde, wer von uns den Nico, seine bessere Hälfte, sei.

Hallo? Sehen unsere Möpse vielleicht aus, als hätten wir sie aus Badeschwämmen gebaut? Wir sind trotz Absatzschuhen höchstens einssiebzig und nicht zwei Meter groß, unsere Augenbrauen sind da wo sie hingehören und unsere Frisur wurde nicht von chinesischen Billiglohn-Arbeiterinnen handgeknüpft. Wir sind fassungslos – aber für unsere Fassungslosigkeit ist unter Ricks Gewitterwolken am Zuckerwattehimmel kein Platz.

Kurz vor halb vier Uhr nachts glühen die Tasten von Ricks Smartphone. In seinem Prinzessinnen-Bettkokon auf dem Sofa läuft der virtuelle Schwuchteltalk auf Hochtouren. Schließlich muss er ja irgendwo hin mit seinem Unmut über diese „elende Nutte“.

Wir schminken uns das dünne „Ich bin eine echte Frau und brauche keine Spachtelmasse um Bartwuchs zu vertuschen“ – Makeup ab und legen die geschundenen Ladysfüße in Größe 38 hoch.

Am nächsten Morgen sind wir beim Packen besonders umsichtig, um nicht den nächsten Supergau im Gayuniversum zu provozieren, wenn diesmal Underwear von gleich zwei Bitchbarbies unterm Bett liegt und Erklärungen notwendig werden. 

Und damit endet der GAYZEMBER 2016. Ich freue mich auch im kommenden Jahr wieder auf Leipzig - meine zweite Heimat -  und viele wunderbare Abende mit Rick, Nico, Sarah und dem Penismemory. Ich liebe euch!
GAYZEMBER 2017… will be magic again.


Mittwoch, 21. Dezember 2016

GAYZEMBER: Der Schrei nach Sekt oder Seife TEIL 3 - Frau Müller zu Gast im schwulen LEIPZIG

Wichtiger Benutzerhinweis:
Ich respektiere Homosexuelle und sämtliche anderen sexuellen Orientierungen in vollem Umfang. Gesellschaftlich gemeinhin als „abwertend“ anerkannten Begrifflichkeiten wie zum Beispiel Schwuchtel o.ä. habe ich dem liebevoll-vulgären Umgangston meiner geschätzten homosexuellen Freunde entnommen. Wenn ich auch nie ein echtes Einhorn kennenlernen durfte, die Freude euch zu kennen bringt mich über diesen Verlust hinweg.


Nach fünf Stunden Koma-Schlaf sortiert man in der Aufwachphase die Eindrücke der vorangegangenen Nacht in die Traum- und „Wirklich-passiert“-Kiste. 

Wir liegen in diesem Bett, das wahrscheinlich schon mehr Schwänze gesehen hat, als Gina Wild beim Casting des männlichen Hauptdarstellers für ihren Abschiedsporno. Uns drängen sich Fragen ins müde Hirn.

Wie, wann und wodurch weiß man dass man schwul ist? Ist man entweder aktiv oder passiv – also wird man(n) gepöllert oder pöllert man selbst und bleibt das immer gleich oder kann das auch mal wechseln? 
Wie genau sieht das Beuteschema aus? Was gehört noch so zum schwulen Sex?   
Und wo bitte woooooo bleiben die Gefühle bei diesem ganzen „Stundenlang hart gepöllert"-Geschichten?
 
Ja, man muss ja auch danach mal fragen! Wenn wir ein ganzes Wochenende lang mit schwulen Schwanz-Facts bombardiert werden, ist es ja wohl unser gutes Recht Fragen zu stellen, auf die wir eine persönliche und auf eigenen Meinungen und Erfahrungen basierende Antwort mit direkten und wie gewohnt sehr bildhaften Worten erwarten. Keine breitentaugliche Dr.Sommer-Antwort.

Wir tragen also unsere Fragen zusammen und schleichen uns dann auf schmerzenden Ballen aus der Wohnung um etwas Essbares zum Aufsaugen des Restalkohols im Körper zu finden.

Der Party-Prinz schlummert tief und fest auf dem Sofa zwischen einem Berg aus Kissen und Decken und erinnert damit schwer an die Prinzessin auf der Erbse. Am Nachmittag treffen wir uns mit dem wohlgemerkt platonisch befreundeten Prinzenpaar zum Stadtbummel.

Home is where your heart is

Rick ist quengelig, der Süße hat zu wenig geschlafen, zu viel getrunken und sieht zerknittert aus. Für Typen die ihn „mit Armen wie Ofenrohre zum Bett tragen und dort dann Minimum einen halben Tag zu ihrer Hure machen“ hat er heute keine Augen.

Nico ist dagegen kommunikativ-romantisch aufgelegt, schaut immer mal wieder schmachtend-angegeilt Jungs Anfang Zwanzig im Karl-Lagerfeld-Musen-Look nach (wir haben sein Beuteschema erfasst) und steht uns Rede und Antwort.

Nico führte vor seiner schwulen Wiedergeburt ein Heteroleben mit weiblicher Langzeitpartnerin. Bei einem Städtetrip unter Kumpels kam es unter Alkoholeinfluss zum schwulen Sex im Hotel-Doppelbett. Der Kumpel hat die Initiative ergriffen und Nico hat sich nicht "gewehrt". Das ist jetzt sieben Jahre her, seitdem gab es nur Beziehungen zu Männern und einen gescheiterten Sex-Versuch mit einer guten Freundin. 
 
Meine Zusammenfassung des Gehörten: „Du wurdest also schwul gemacht?!“ Er lacht: „Kann man so sagen.“ Heute ist Nico am liebsten der Aktive (also der der pöllert), lutscht aber gerne auch mal Schwänze (Zitat: "Aber nur die richtig Schönen."). 

Selbstlos sind wir. Wir räumen den schohnungslos ehrlichen Männern das Recht ein, uns ALLES zu fragen, was sie schon immer mal über Frauen wissen wollten. Rick: "Ist es eigentlich wahr, dass jede Frau im Leben einmal Scheidenpilz hat?" Mehr wollten sie nicht wissen. Ein bisschen erschüttert sind wir schon.

Am Abend machen wir es uns vor dem TV gemütlich. Männer und Frauen schauen zusammen einträchtig Fernsehen. Es läuft der Euro Vision Song Contest. 

Rick hat sich wieder in seinen Prinzessinnen-Bett-Kokon auf dem Sofa zurückgezogen und meldet sich in bester Tamagotchi-Manier im Halbstundentakt nur wenn er Hunger hat und von Nico mit Kartoffelchips gefüttert werden möchte. Es war wirklich eine harte Partynacht für den Alltags-Elementar-Pädagogen mit Doppelleben.

Nico dagegen bereichert unsere Ladysrunde ungemein. Wir diskutieren den Style der Künstlerinnen und bewerten den Sexappeal der männlichen Teilnehmer. Er findet meine künstlichen Wimpern vom Vorabend zwischen den Sektflaschen auf dem Couchtisch.

Ein begeistert-angewidert-schwuchtliges „Oh, was ist das denn?“ bildet den Auftakt für unsere spontane Umstyle-Aktion bei dem ich ihm die Wimpern anklebe und Sarah ihm die von der letzten Party liegengebliebene Transen-Perücke aus dem Schlafzimmer aufsetzt. Für den Feinschliff müsste Martin aus Teil 2 allerdings noch das ein oder andere Händchen anlegen.

Gemeinsam vermuten wir hinter jedem zweiten Gesicht im Fernsehen entweder eine Transe oder „eindeutig eine Schwuchtel". Bis zum letzten Voting… 12 Points goes nicht nach Deutschland… Schade, wir sind an dem Abend trotzdem die Gewinner.

Ach, die Frage nach den Gefühlen war da ja noch. Schwule haben unfassbar viele Gefühle. Sie sind wahre Gefühlsschleudern. Fühlen sie etwas, dann geben sie das kund. Das macht sie so liebenswert!

Uns wurde das so erklärt: weil die Suche nach dem schnellen Sex unter Schwulen einen sehr hohen Stellenwert hat (nicht nur die Suche, der schnelle Sex selbst logischerweise auch), wird hier natürlich viel gelogen. Gefühle werden also zum Zwecke des Selbstschutzes ähnlich wie Geschlechtskrankheiten quasi beim Überziehen des Gummis mit eingesperrt!

Liebeskummer macht unsere süßen Schwuchteln zu Divas - wie echte Ladys: „Er ist ein Schwein, er hat mich nur benutzt, er war der größte Fehler meines Lebens – aber der Sex mit ihm war der Hammer, er hat mir stundenlang den Verstand weggef**** wie noch nie ein Anderer… wenn er mich anruft würde ich es sofort wieder tun…! Ich liebe ihn immer noch!“ 

Wieder zu Hause nach solch einem Regenbogentrip hat man zunächst Mühe wieder in den Alltag zu finden. Ähnlich mühevoll wird es wohl sein Prinzessin LilliFee bei den Power Rangers zu integrieren.

Mir kommt ein Gedanke. Hat Mutter Natur vielleicht nach dem Sterben des letzten Einhorns Schwule geschickt um diese klaffende Lücke in der Glücksmatrix des Universums zu schließen? Ich stelle mir das Gefühl, sich mit einem oder mehreren Einhörnern zu umgeben ähnlich glückselig vor wie Zeit mit Schwulen zu verbringen.

Ich liebe diese zartrosa Stunden mit diesen herrlich ehrlichen, wunderbar direkten, wahren Frauenverstehern, die ihr Leben in vollen Zügen genießen. Also sattelt die Einhörner, wir wollen zum Regenbogen reiten und Sekt aus Schwanz-Strohhalmen trinken!

Damit endet die „Sekt- oder Seife“-Reihe hier im Blog. Nächste Woche gibt’s noch einen kleinen Nachtrag als Gayzember-Abschluss. 



Mittwoch, 14. Dezember 2016

GAYZEMBER: Der Schrei nach Sekt oder Seife TEIL 2 - Frau Müller zu Gast im schwulen LEIPZIG

Wichtiger Leserhinweis:
Ich respektiere Homosexuelle und sämtliche anderen sexuellen Orientierungen in vollem Umfang. Gesellschaftlich gemeinhin als „abwertend“ anerkannte Begrifflichkeiten wie zum Beispiel Schwuchtel o.ä. habe ich dem liebevoll-vulgären Umgangston meiner geschätzten homosexuellen Freunde entnommen. Wenn ich auch nie ein echtes Einhorn kennenlernen durfte, die Freude euch zu kennen bringt mich über diesen Verlust hinweg.

Wie bei jeder anderen Droge muss man auch bei der Regenbogen-Droge die Dosis allmählich steigern (Erstkontakt hier). Also next Step – Ladys-Wochenende. Unsere Männer haben wir beim Fußball-Turnier geparkt

Nur Sarah, ich und unsere neuen ganz zauberhaften schwulen Freunde. Wir nehmen Rick vom Fronturlaub aus der Heimat mit zurück in sein großstädtisches Exil. Dafür nimmt er uns am Abend mit in unser „homosexuelles Exil“.

Nüchtern und beim Autofahren bringt mich schwuler Sex-Talk von der Rückbank zu dem Bedürfnis mir das Hirn mit Seife waschen zu wollen. Imaginäre und ganz reale Bilder vom Handydisplay  - darauf abwechselnd sehr gut gebaute Oberkörper oder ebenso gut gebaute Schwänze - halten sich mir unter die Nase. Damit wächst das Bedürfnis nach Sekt, um das alles ertragen zu können ohne sich durch das Gesehene und Gehörte beschmutzt zu fühlen.

Also Ankommen, raus aus dem Auto und den ersten Prossecco öffnen. Der Sextalk hält an, jetzt schon viiiel besser zu ertragen. Vorglühen, das schwule Begleitgrüppchen empfangen und sich stylen fürs Regenbogen-Glitzer-Zuckerwatte-Event.

Man beziehungsweise Frau fühlt sich beim Schminken und Haare machen verstanden. Keine Hetero-Männer, die zockend mit dem Bier auf dem Sofa warten und im Fünf-Minuten-Takt die Zeitansage imitieren, sondern Gedränge im Bad weil ja auch die Männer Make-up auflegen müssen und aufmerksam  beobachten, welche Beauty-Produkte man selbst benutzt um die Anwesenden daraufhin mit dem eigenen Erfahrungsschatz zu bereichern.

Die professionelle Transe Martin (an diesem Abend allerdings in Alltags-Männergestalt) beäugt kritisch mein dramatisches Augen-Make-Up und enttarnt fachmännisch meine geklebten Wimpern. Ich halte die Luft an, mache mich auf den Shitstorm gefasst. Nein, sagt er, er würde es kaum besser machen! Ich bewerte das als eines der größten Komplimente meines ganzen Lebens.
Welche Schuhe gehören den Aschenputteln und welche den Prinzen?
(die Prinzen-Schuhe blieben an diesem Abend allerdings daheim)
Er gibt mir eine detailierte Step-By-Step-Anleitung, wie ich mit einem schmalen Pinsel am Unterlid noch besser Highlights setzen kann. Ich werd schon wieder nüchtern und hab Mühe ernst zubleiben, bei dieser Vollblut-Lady im Männerkörper im Make-Up-Artist-Modus.

Anschließend testet er die Mascara meiner Freundin an sich selbst, befindet sie für gut und verzichtet aber dann doch auf den zusätzlichen dunklen Lidschatten: "Jaaa, is ja schon gut. Ich mach's wieder weg!" sagts, dreht sich um und verschwindet mit mit dramatischer Körpersprache im Bad.

Kurz vor dem Gehen versucht er uns in einem Selfie-Marathon sexy Gesichtsausdrücke jenseits des Duckface zu lernen. Er nennt es die „Schnapp-Atmung“, die Mimik eine Millisekunde vor dem Orgasmus. Martin demonstriert uns professionell, was er damit meint und wir bekommen Schnapp-Atmung. Vor Lachen. Die entstandenen Selfies werden noch für viel Frohsinn sorgen…

Er war es dann auch, der uns an dem Abend für längere Zeit verließ um in der Gay-Sauna zwei Straßen weiter nach eigener Aussage „ein paar Schwänze zu lutschen“  - und wieder schrie mein Unterbewusstsein laut  „Wasch dein Hirn oder schenk endlich Sekt nach“.

Mit Rick und Nico erlebten wir einen „zauberhaftig-glitzernden“ und sehr feucht-fröhlichen Abend voller gefühlvoll mitgefeierten Cher- und Britney-Spears-Songs. Die Chonchita-DJane machte einen wirklich guten Job. 

Bei jedem Besuch an der Bar hielt uns Rick sein Handy unter die Nase, darauf immer wieder ein anderer Penis der einem der Anwesenden gehörte. Das ganze fühlte sich an wie eine Art Suchspiel, nennen wir es Penis-Memory.

„Der hier gehört zu dem da in dem weißen Hemd, der war riesig – da musste ich abbrechen, dafür bin ich nicht gebaut!“ Oder: „Hier, das ist der da – er ist Kinderarzt und mags gerne richtig feucht!“ oder auch: „Der da ist bei der Polizei und hat eine Freundin, hat mich aber schon vier Stunden am Stück gef****!“ Und immer wieder der Schrei in meinem Hinterkopf: SEKT ODER SEIFE! SOFORT!

Wir alle bauen ja einen nicht unerheblichen Teil unseres Weltbildes aus mehr oder weniger realitätsnahen Klischees auf. Ein solches weitverbreitetes Klischee ist zum Beispiel das der schlammverschmierten, durchgeschwitzten Kreisklasse-Mannschaft, die Freitagabend nach dem Training in der Umkleide bei einem Kasten Bier im feinsten Dorf-Soziolekt jedwedes sexuelle Abenteuer auswertet um sich den Rang in der Männerherde zu erhalten.

Ich persönlich kenne solche Männer nicht. Ich kenne aber Frauen die das bei einer Flasche Sekt und selbstgebackenen Kuchen am Samstagnachmittag auf der Terrasse gerne tun. Natürlich nicht mit der Absicht sich zu profilieren sondern viel mehr um Erfahrungen auszutauschen.

Und ich kenne nun Männer, die dem Ganzen die Krone aufsetzen indem sie von mehrstündigen Vorne-Hinten-Rein-Raus-Leck-Schmeck-Körperflüssigkeiten-Eskapaden erzählen, mit Worten die bildhafter nicht sein könnten. Sie tun dies in einer Frequenz wie frischgebackene Eltern, die untereinander die Entwicklungsfortschritte ihres Säuglings auswerten und das bei nahezu jeder Gelegenheit. Dabei wechseln die P(r)otagonisten (den konnte ich mir jetzt nicht verkneifen, ich weiß – der war flach) so häufig wie die Nebendarsteller bei GZSZ. Um nicht durcheinander zu kommen zeichnet man gedanklich eine Mind-Map mit. 
 
Schwule sind einfach wunderbar unterhaltsam. Man fühlt sich wie in sein eigenes Klischee hinein gebeamt, wenn ein optisch vollwertiger Mann den Anderen im herrlich schwuchteligen Tonfall nach Labello fragt, dieser sagt er habe keinen und dafür ebenso schwuchtelig wie vulgär laut als „dreckige Nutte, die doch sonst auch den ganzen Tag schmiert“ beschimpft wird.

Ebenso schonungslos obszön wurde weiter geschimpft als unser Prinz beschloss, den anderen Prinzen – „diese abgef*** Nutte“ (ungefähr bedeutungsgleich mit dem Ausdruck „Blöde Kuh“ unter Hetero-Freundinnen)  nicht noch einmal zur Party zu begleiten, nachdem er unsere absatzgepeinigten Prinzessinnen-Füße sicher ins Interims-Bettchen verfrachtet hatte.

Wir trennten uns nicht ohne das Versprechen uns alle am nächsten Abend wieder zusehen. Nico sei ein begnadeter Koch und macht göttliches Bärlauch-Pesto. Also wurde er zum Kochen am nächsten Abend verpflichtet.

Er versprach für uns extra noch einmal mit dem Fahrrad ins Kürbisfeld zu fahren um frischen Bärlauch zu pflücken. Der Gute! Wir wussten was er meint, er wohl zu diesem Zeitpunkt auch. Nach dem Ausnüchtern allerdings konnten nur wir uns noch an das Versprechen erinnern. Im abklingenden Regenbogen-Rausch schliefen wir ein um am nächsten Morgen mit einem Kopf voller Fragen aufzuwachen...

Vielleicht sind ja die Fragen, die dem Leser JETZT durch den Kopf spuken auch dabei. Dann nächsten Mittwoch rein schauen, zum Homo-Hetero-Stadtbummel-Fernseh-Abend. Und dann gibt’s auch endlich die Antwort auf die Frage nach den schwulen Einhörnern.