Ich respektiere Homosexuelle und sämtliche anderen sexuellen Orientierungen in vollem Umfang. Gesellschaftlich gemeinhin als „abwertend“ anerkannte Begrifflichkeiten wie zum Beispiel Schwuchtel o.ä. habe ich dem liebevoll-vulgären Umgangston meiner geschätzten homosexuellen Freunde entnommen. Wenn ich auch nie ein echtes Einhorn kennenlernen durfte, die Freude euch zu kennen bringt mich über diesen Verlust hinweg.
Wie bei jeder anderen Droge muss man auch bei der Regenbogen-Droge die Dosis allmählich steigern (Erstkontakt hier). Also next Step – Ladys-Wochenende. Unsere Männer haben wir beim Fußball-Turnier geparkt.
Nur Sarah, ich und unsere neuen ganz zauberhaften schwulen Freunde. Wir nehmen Rick vom Fronturlaub aus der Heimat mit zurück in sein großstädtisches Exil. Dafür nimmt er uns am Abend mit in unser „homosexuelles Exil“.
Nüchtern
und beim Autofahren bringt mich schwuler Sex-Talk von der Rückbank zu dem
Bedürfnis mir das Hirn mit Seife waschen zu wollen. Imaginäre und ganz reale
Bilder vom Handydisplay - darauf
abwechselnd sehr gut gebaute Oberkörper oder ebenso gut gebaute Schwänze -
halten sich mir unter die Nase. Damit wächst das Bedürfnis nach Sekt, um das
alles ertragen zu können ohne sich durch das Gesehene und Gehörte beschmutzt zu
fühlen.
Also Ankommen, raus aus dem Auto und den ersten Prossecco öffnen. Der Sextalk hält
an, jetzt schon viiiel besser zu ertragen. Vorglühen, das schwule
Begleitgrüppchen empfangen und sich stylen fürs
Regenbogen-Glitzer-Zuckerwatte-Event.
Man beziehungsweise
Frau fühlt sich beim Schminken und Haare machen verstanden. Keine
Hetero-Männer, die zockend mit dem Bier auf dem Sofa warten und im
Fünf-Minuten-Takt die Zeitansage imitieren, sondern Gedränge im Bad weil ja
auch die Männer Make-up auflegen müssen und aufmerksam beobachten, welche Beauty-Produkte man selbst
benutzt um die Anwesenden daraufhin mit dem eigenen Erfahrungsschatz zu
bereichern.
Die professionelle Transe Martin (an
diesem Abend allerdings in Alltags-Männergestalt) beäugt kritisch mein
dramatisches Augen-Make-Up und enttarnt fachmännisch meine geklebten Wimpern.
Ich halte die Luft an, mache mich auf den Shitstorm gefasst. Nein, sagt er, er
würde es kaum besser machen! Ich bewerte das als eines der größten Komplimente
meines ganzen Lebens.
Er
gibt mir eine detailierte Step-By-Step-Anleitung, wie ich mit einem schmalen Pinsel am Unterlid noch besser
Highlights setzen kann. Ich werd schon wieder nüchtern und hab Mühe ernst
zubleiben, bei dieser Vollblut-Lady im Männerkörper im Make-Up-Artist-Modus.
Welche Schuhe gehören den Aschenputteln und welche den Prinzen? (die Prinzen-Schuhe blieben an diesem Abend allerdings daheim) |
Anschließend
testet er die Mascara meiner Freundin an sich selbst, befindet sie für gut und
verzichtet aber dann doch auf den zusätzlichen dunklen Lidschatten: "Jaaa, is ja schon gut. Ich mach's wieder weg!" sagts, dreht sich um und verschwindet mit mit dramatischer Körpersprache im Bad.
Kurz
vor dem Gehen versucht er uns in einem Selfie-Marathon sexy Gesichtsausdrücke
jenseits des Duckface zu lernen. Er nennt es die „Schnapp-Atmung“, die Mimik
eine Millisekunde vor dem Orgasmus. Martin demonstriert uns professionell, was
er damit meint und wir bekommen Schnapp-Atmung. Vor Lachen. Die entstandenen
Selfies werden noch für viel Frohsinn sorgen…
Er
war es dann auch, der uns an dem Abend für längere Zeit verließ um in der Gay-Sauna zwei Straßen weiter nach eigener Aussage „ein paar Schwänze zu
lutschen“ - und wieder schrie mein
Unterbewusstsein laut „Wasch dein Hirn
oder schenk endlich Sekt nach“.
Mit Rick und Nico erlebten wir einen „zauberhaftig-glitzernden“
und sehr feucht-fröhlichen Abend voller gefühlvoll mitgefeierten Cher- und
Britney-Spears-Songs. Die Chonchita-DJane machte einen wirklich guten
Job.
Bei
jedem Besuch an der Bar hielt uns Rick sein Handy unter die
Nase, darauf immer wieder ein anderer Penis der einem der Anwesenden gehörte.
Das ganze fühlte sich an wie eine Art Suchspiel, nennen wir es Penis-Memory.
„Der hier gehört zu dem da in dem weißen
Hemd, der war riesig – da musste ich abbrechen, dafür bin ich nicht gebaut!“
Oder: „Hier, das ist der da – er ist Kinderarzt und mags gerne richtig feucht!“
oder auch: „Der da ist bei der Polizei und hat eine Freundin, hat mich aber
schon vier Stunden am Stück gef****!“ Und immer wieder der Schrei in meinem Hinterkopf: SEKT ODER SEIFE!
SOFORT!
Wir
alle bauen ja einen nicht unerheblichen Teil unseres Weltbildes aus mehr oder
weniger realitätsnahen Klischees auf. Ein solches weitverbreitetes Klischee ist
zum Beispiel das der schlammverschmierten, durchgeschwitzten Kreisklasse-Mannschaft,
die Freitagabend nach dem Training in der Umkleide bei einem Kasten Bier im feinsten
Dorf-Soziolekt jedwedes sexuelle Abenteuer auswertet um sich den Rang in der
Männerherde zu erhalten.
Ich
persönlich kenne solche Männer nicht. Ich kenne aber Frauen die das bei einer
Flasche Sekt und selbstgebackenen Kuchen am Samstagnachmittag auf der Terrasse
gerne tun. Natürlich nicht mit der Absicht sich zu profilieren sondern viel
mehr um Erfahrungen auszutauschen.
Und
ich kenne nun Männer, die dem Ganzen die Krone aufsetzen indem sie von
mehrstündigen Vorne-Hinten-Rein-Raus-Leck-Schmeck-Körperflüssigkeiten-Eskapaden
erzählen, mit Worten die bildhafter nicht sein könnten. Sie tun dies in einer Frequenz wie
frischgebackene Eltern, die untereinander die Entwicklungsfortschritte ihres
Säuglings auswerten und das bei nahezu jeder Gelegenheit. Dabei wechseln die
P(r)otagonisten (den konnte ich mir jetzt nicht verkneifen, ich weiß – der war
flach) so häufig wie die Nebendarsteller bei GZSZ. Um nicht durcheinander zu
kommen zeichnet man gedanklich eine Mind-Map mit.
Schwule
sind einfach wunderbar unterhaltsam. Man fühlt sich wie in sein eigenes
Klischee hinein gebeamt, wenn ein optisch vollwertiger Mann den Anderen im
herrlich schwuchteligen Tonfall nach Labello fragt, dieser sagt er habe keinen
und dafür ebenso schwuchtelig wie vulgär laut als „dreckige Nutte, die doch
sonst auch den ganzen Tag schmiert“ beschimpft wird.
Ebenso
schonungslos obszön wurde weiter geschimpft als unser Prinz beschloss, den
anderen Prinzen – „diese abgef*** Nutte“ (ungefähr bedeutungsgleich mit dem
Ausdruck „Blöde Kuh“ unter Hetero-Freundinnen)
nicht noch einmal zur Party zu begleiten, nachdem er unsere
absatzgepeinigten Prinzessinnen-Füße sicher ins Interims-Bettchen verfrachtet
hatte.
Wir
trennten uns nicht ohne das Versprechen uns alle am nächsten Abend wieder
zusehen. Nico sei ein begnadeter Koch und macht göttliches Bärlauch-Pesto. Also
wurde er zum Kochen am nächsten Abend verpflichtet.
Er
versprach für uns extra noch einmal mit dem Fahrrad ins Kürbisfeld zu fahren um
frischen Bärlauch zu pflücken. Der Gute! Wir wussten was er meint, er wohl zu
diesem Zeitpunkt auch. Nach dem Ausnüchtern allerdings konnten nur wir uns noch
an das Versprechen erinnern. Im abklingenden Regenbogen-Rausch schliefen wir
ein um am nächsten Morgen mit einem Kopf voller Fragen aufzuwachen...
Vielleicht
sind ja die Fragen, die dem Leser JETZT durch den Kopf spuken auch dabei. Dann
nächsten Mittwoch rein schauen, zum Homo-Hetero-Stadtbummel-Fernseh-Abend. Und
dann gibt’s auch endlich die Antwort auf die Frage nach den schwulen
Einhörnern.
Ok, Kopfkino...."Hundewelpen, Hundewelpen, süße Hundewelpen..." Diese Einblicke sind ja, nun, sagen wir, neee, ich hab keine Worte! Es muss irre viel Spaß gemacht haben, ich freue mich schon auf den nächsten Post!!!!!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Petra
Diese Einblicke sind einfach so zauberhaft dass ich sie mit meinen Lesern teilen MUSS! Freut mich wenns euch genauso viel Spaß macht ;-)
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