Ich respektiere Homosexuelle und sämtliche anderen sexuellen Orientierungen in vollem Umfang. Gesellschaftlich gemeinhin als „abwertend“ anerkannten Begrifflichkeiten wie zum Beispiel Schwuchtel o.ä. habe ich dem liebevoll-vulgären Umgangston meiner geschätzten homosexuellen Freunde entnommen. Wenn ich auch nie ein echtes Einhorn kennenlernen durfte, die Freude euch zu kennen bringt mich über diesen Verlust hinweg.
Nach
fünf Stunden Koma-Schlaf sortiert man in der Aufwachphase die Eindrücke der
vorangegangenen Nacht in die Traum- und „Wirklich-passiert“-Kiste.
Wir
liegen in diesem Bett, das wahrscheinlich schon mehr Schwänze gesehen hat, als
Gina Wild beim Casting des männlichen Hauptdarstellers für ihren
Abschiedsporno. Uns drängen sich Fragen ins müde Hirn.
Wie, wann und wodurch weiß man dass man
schwul ist? Ist man entweder aktiv oder passiv – also wird man(n) gepöllert
oder pöllert man selbst und bleibt das immer gleich oder kann das auch mal
wechseln?
Wie genau sieht das Beuteschema aus? Was gehört noch so zum schwulen Sex?
Und wo bitte woooooo bleiben die Gefühle bei diesem ganzen „Stundenlang hart gepöllert"-Geschichten?
Wie genau sieht das Beuteschema aus? Was gehört noch so zum schwulen Sex?
Und wo bitte woooooo bleiben die Gefühle bei diesem ganzen „Stundenlang hart gepöllert"-Geschichten?
Ja,
man muss ja auch danach mal fragen! Wenn wir ein ganzes Wochenende lang mit
schwulen Schwanz-Facts bombardiert werden, ist es ja wohl unser gutes Recht
Fragen zu stellen, auf die wir eine persönliche und auf eigenen Meinungen und
Erfahrungen basierende Antwort mit direkten und wie gewohnt sehr bildhaften
Worten erwarten. Keine breitentaugliche Dr.Sommer-Antwort.
Wir
tragen also unsere Fragen zusammen und schleichen uns dann auf schmerzenden
Ballen aus der Wohnung um etwas Essbares zum Aufsaugen des Restalkohols im
Körper zu finden.
Der
Party-Prinz schlummert tief und fest auf dem Sofa zwischen einem Berg aus
Kissen und Decken und erinnert damit schwer an die Prinzessin auf der Erbse. Am
Nachmittag treffen wir uns mit dem wohlgemerkt platonisch befreundeten
Prinzenpaar zum Stadtbummel.
Home is where your heart is |
Rick
ist quengelig, der Süße hat zu wenig geschlafen, zu viel getrunken und sieht
zerknittert aus. Für Typen die ihn „mit Armen wie Ofenrohre zum Bett tragen und
dort dann Minimum einen halben Tag zu ihrer Hure machen“ hat er heute keine
Augen.
Nico
ist dagegen kommunikativ-romantisch aufgelegt, schaut immer mal wieder
schmachtend-angegeilt Jungs Anfang Zwanzig im Karl-Lagerfeld-Musen-Look nach
(wir haben sein Beuteschema erfasst) und steht uns Rede und Antwort.
Nico
führte vor seiner schwulen Wiedergeburt ein Heteroleben mit weiblicher
Langzeitpartnerin. Bei einem Städtetrip unter Kumpels kam es unter
Alkoholeinfluss zum schwulen Sex im Hotel-Doppelbett. Der Kumpel hat die
Initiative ergriffen und Nico hat sich nicht "gewehrt". Das ist jetzt sieben
Jahre her, seitdem gab es nur Beziehungen zu Männern und einen gescheiterten
Sex-Versuch mit einer guten Freundin.
Meine
Zusammenfassung des Gehörten: „Du wurdest also schwul gemacht?!“ Er lacht:
„Kann man so sagen.“ Heute ist Nico am liebsten der Aktive (also der der
pöllert), lutscht aber gerne auch mal Schwänze (Zitat: "Aber nur die richtig Schönen.").
Selbstlos sind wir. Wir räumen den schohnungslos ehrlichen Männern das Recht ein, uns ALLES zu fragen, was sie schon immer mal über Frauen wissen wollten. Rick: "Ist es eigentlich wahr, dass jede Frau im Leben einmal Scheidenpilz hat?" Mehr wollten sie nicht wissen. Ein bisschen erschüttert sind wir schon.
Am Abend machen wir es uns vor dem TV gemütlich. Männer und Frauen schauen zusammen einträchtig Fernsehen. Es läuft der Euro Vision Song Contest.
Rick
hat sich wieder in seinen Prinzessinnen-Bett-Kokon auf dem Sofa zurückgezogen
und meldet sich in bester Tamagotchi-Manier im Halbstundentakt nur wenn er
Hunger hat und von Nico mit Kartoffelchips gefüttert werden möchte. Es war
wirklich eine harte Partynacht für den Alltags-Elementar-Pädagogen mit
Doppelleben.
Nico
dagegen bereichert unsere Ladysrunde ungemein. Wir diskutieren den Style der
Künstlerinnen und bewerten den Sexappeal der männlichen Teilnehmer. Er findet
meine künstlichen Wimpern vom Vorabend zwischen den Sektflaschen auf dem
Couchtisch.
Ein
begeistert-angewidert-schwuchtliges „Oh, was ist das denn?“ bildet den Auftakt
für unsere spontane Umstyle-Aktion bei dem ich ihm die Wimpern anklebe und Sarah ihm die von der letzten Party liegengebliebene Transen-Perücke
aus dem Schlafzimmer aufsetzt. Für den Feinschliff müsste Martin aus Teil 2 allerdings noch das ein oder andere Händchen anlegen.
Gemeinsam vermuten wir hinter jedem zweiten
Gesicht im Fernsehen entweder eine Transe oder „eindeutig eine Schwuchtel". Bis
zum letzten Voting… 12 Points goes nicht nach Deutschland… Schade, wir sind an
dem Abend trotzdem die Gewinner.
Ach,
die Frage nach den Gefühlen war da ja noch. Schwule haben unfassbar viele
Gefühle. Sie sind wahre Gefühlsschleudern. Fühlen sie etwas, dann geben sie das
kund. Das macht sie so liebenswert!
Uns
wurde das so erklärt: weil die Suche nach dem schnellen Sex unter Schwulen
einen sehr hohen Stellenwert hat (nicht nur die Suche, der schnelle Sex selbst
logischerweise auch), wird hier natürlich viel gelogen. Gefühle werden also zum
Zwecke des Selbstschutzes ähnlich wie Geschlechtskrankheiten quasi beim
Überziehen des Gummis mit eingesperrt!
Liebeskummer
macht unsere süßen Schwuchteln zu Divas - wie echte Ladys: „Er ist ein Schwein,
er hat mich nur benutzt, er war der größte Fehler meines Lebens – aber der Sex
mit ihm war der Hammer, er hat mir stundenlang den Verstand weggef**** wie noch
nie ein Anderer… wenn er mich anruft würde ich es sofort wieder tun…! Ich liebe
ihn immer noch!“
Wieder
zu Hause nach solch einem Regenbogentrip hat man zunächst Mühe wieder in den
Alltag zu finden. Ähnlich mühevoll wird es wohl sein Prinzessin LilliFee bei
den Power Rangers zu integrieren.
Mir
kommt ein Gedanke. Hat Mutter Natur vielleicht nach dem Sterben des letzten
Einhorns Schwule geschickt um diese klaffende Lücke in der Glücksmatrix des Universums
zu schließen? Ich stelle mir das Gefühl, sich mit einem oder mehreren
Einhörnern zu umgeben ähnlich glückselig vor wie Zeit mit Schwulen zu
verbringen.
Ich
liebe diese zartrosa Stunden mit diesen herrlich ehrlichen, wunderbar direkten,
wahren Frauenverstehern, die ihr Leben in vollen Zügen genießen. Also sattelt
die Einhörner, wir wollen zum Regenbogen reiten und Sekt aus
Schwanz-Strohhalmen trinken!
Damit
endet die „Sekt- oder Seife“-Reihe hier im Blog. Nächste Woche gibt’s noch
einen kleinen Nachtrag als Gayzember-Abschluss.
Hui, das war ja eine Reise, was? Beim Lesen ab ich entweder Sch... gesehen oder Einhörner. Fand die Einhörner bei einer Tasse Kaffee spontan besser :-) Hihii, toll geschrieben, schräg, klasse - gefällt mir!
AntwortenLöschenLG
Petra
Ja, diese Achterbahnfahrt zwischen Sch... und Einhörnern ... ich liebe sie ;-)
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Frau Müller