Francois und Mata vom Blog
MÜLLANFUHR haben mich für den Liebster-Award nominiert. Lieben Dank den Beiden. Nach ein paar Tagen in meiner kaukasischen Denkerhöhle widme ich mich mich nun ihren Fragen. Als Leser kann man dank kluger Fragen viel über mein "Innenleben" erfahren, ich bin wie immer sehr ehrlich. Vorab: Welch ein Glück, dass der Umfang
einer Antwort nicht durch ein Regelwerk eingeschränkt ist. Kurzfassen ist nicht
meine Stärke.
Warum hast du angefangen
zu bloggen?
Aus verschiedenen Gründen.
Zum Einen weil ich wirklich gerne schreibe und es vor allem auch gerne lese.
Ich bin ein Schreib-Narzisst. Das fängt schon bei Whatsapp-Nachrichten an. Die
dürfen bei mir gerne lang und wortreich sein. Bei Gesprächen mit Freunden, in
denen ich über Erlebtes berichtete, fiel immer wieder der Satz: „Das musst du
echt mal aufschreiben.“
Außerdem denke ich, ist das Aufschreiben auch
eine Art Therapie, sich sozusagen etwas von der Seele zu schreiben. Funktioniert bei
mir wirklich und hilft mir auch über Dinge zu reflektieren.
Bleibt nur noch die
Frage „Warum dann veröffentlichen? Schreib doch einfach Tagebuch!“ Nicht ganz
unkritisch glaube ich, Anerkennung für etwas von mir Geschaffenes damit zu
suchen weil mir diese im beruflichen Alltag fehlt. Das liegt nicht primär an
den Kindern oder dem Job an sich. Die Ursachen für dieses Streben im
Allgemeinen liegen in meiner Kindheit und Jugend. Ich weiß, dass ich mir damit
oft selbst im Weg stehe. Aber wie sagt man so schön: Einsicht ist der beste
Weg...
Woher kommt der Name
deines Blogs?
Ein Kuckucksei steht sinnbildlich für etwas „reingeschmuggeltes“, etwas das nicht dazu gehört. Als Mensch
im Ganzen geht es mir unter meinen Lehrerkollegen genauso. Ich komme
oberflächlich mit ihnen aus und bin denke ich unter meinen Mitstreitern auch
nicht ganz unbeliebt. Aber sowohl innerlich als auch äußerlich entspreche ich
nicht dem Klischee-Bild eines typischen Lehrers.
Meine Kollegen kennen die
Äußerlichkeiten, auch wenn ich mich im Dienst was Kleidung und Styling angeht
natürlich einschränke – über Ansichten, Hobbys und Einstellungen wissen sie
recht wenig. Ich habe unter den Kollegen keine engeren Freundschaften und meide
so etwas auch. Ich trenne klar zwischen Privatleben und Schule. Auch um mich zu
schützen.
Kann jeder bloggen?
Das ist eine gemeine
Frage. Wie soll ich darauf antworten ohne mich unbeliebt zu machen ;-) Ich
denke im weitesten Sinne ja. Man kann ja über alles Mögliche bloggen. Und wenn
es ums kürzlich erworbene Geschirrspülmittel geht oder die
DIY-Geburtstagskarten, die ich aus lauter Langeweile abends vor dem Fernsehen
bastel. Ein Programm zur Rechtschreibprüfung hat jeder PC, einen Blog
einzurichten ist nicht schwer (das hab sogar ICH hinbekommen).
Wenn wir von Bloggen im engeren Sinne bezüglich Blogs wie dem Meinigen sprechen, also tagebuchähnlich
oder einfach Geschichten aus dem Leben, sieht es schon anders aus. Ich denke
erstens sollte man schon irgendwas zu berichten haben. Dabei geht es noch nicht
mal um das Erlebnis an sich sondern viel mehr um die Kunst zu erkennen, wann
man aus einem Erlebnis – und mag es noch so trivial sein – einen Artikel machen
kann.
Und für mich ist ein sprachlicher Stil noch wichtig. Ich weiß, dass
meine Art zu schreiben manchmal für den Leser anstrengend ist. Meine Sätze
ziehen sich oft über einen ganzen Absatz. Klar könnte ich das ändern, um
dem einen oder anderen Leser einen Gefallen zu tun. Mach ich aber nicht weil ICH
nun mal so bin. Nicht nur beim Schreiben sondern auch im Leben.
Was hebt „Das Kuckucksei
im Lehrerzimmer“ von anderen Blogs ab?
Ich würde denken meine
schohnungslose Offenheit und die Vielfalt meiner Artikel. Ich kann und will
mich auf keine Nische festlegen.
Genau das macht es aber auch unheimlich schwierig seine Texte an den Leser zu bringen. "Definiere deine Zielgruppe!" heißt es. Das ist total schwer für mich.
Was wäre (oder war) die
geilste vorstellbare Reaktion auf einen deiner Einträge?
Ich hab ein Problem mit
dem Wort „vorstellbar“. Meint es „realistisch“ oder meint es Reaktionen die ICH mir
vorstellen kann. Ich kann mir sehr viel vorstellen. Zum Beispiel einen
Streitwagen, auf dem ich in rosa Einteiler und mit Krone von sechs Pfauen durch
die Straße unserer Dorfsiedlung zum nahegelegenen Supermarkt gezogen werde.
Diesen exzentrischen Lebensstil kann ich mir leisten nachdem ich nicht mehr
arbeiten muss da ein Verlag alle meine veröffentlichten und unveröffentlichten
Ideen für mehrere Millionen Euro gekauft hat. Gelegentliche Fernsehauftritte im
Hipster-TV mache ich nur um die Langeweile tot zu schlagen.
Größenwahn beiseite. Am
geilsten wäre natürlich wenn sich irgendwann mal irgendwer meldet der findet,
dass man mit dem was ich tue mehr oder weniger Geld verdienen kann… (nicht
weniger größenwahnsinnig, ich weiß). Ich schreibe wirklich gerne, durch meine
Arbeit fehlt mir leider oft die Zeit. Ich würde da gerne den Luxus genießen, mir
das anders einzuteilen.
Wer dürfte nie erfahren,
dass du Frau Müller bist?
Ich denke die Eltern
meiner Schüler wären mir am unangenehmsten. Noch unangenehmer als die Kollegen.
Deine größte Schwäche?
Ich nehme vieles
persönlich und meine Arroganz bzw. Stärke ist oft nur Schein. Innerlich bin ich
sehr verletzbar und rege mich fürchterlich über Dinge auf, die mich eigentlich
kalt lassen müssten. Sensibelchen mit großer Klappe eben.
Was fasziniert dich an
Anderen am meisten?
Wenn sich jemand wirklich
mit einem Thema richtig gut auskennt. Es gibt so Menschen, die wirken gebildet
und belesen auf bestimmten Gebieten: Politik, Wirtschaft oder Technik zum
Beispiel. Sie wirken dabei nicht herablassend oder belehrend. So etwas bewundere ich. Sich wirklich für etwas zu interessieren und sich da richtig reinknien.
Ich hab
manchmal das Gefühl ich weiß von allem ein bisschen aber dafür nichts richtig.
Meine geschätzt 15 Prüfungen zum Staatsexamen habe ich nur durch „Überzeugen
bei völliger Ahnungslosigkeit“gemeistert und noch heute denke ich in
Beratungen, Weiterbildungen und Workshops oft „Hoffentlich merken die nicht,
dass ich nicht weiß wovon ich rede.“
Schlucken oder Spucken –
wie gehst du damit um, wenn dich jemand scheiße behandelt?
Hm. Ich kann beides und
nichts richtig gut. Schlagfertig bin ich erst auf dem Heimweg und an den Tasten.
Meistens gelingt es mir nicht mich richtig zu entscheiden. Wenn ich eigentlich
spucken müsste, schlucke ich und verdaue ewig daran. Wenn meine Chefin
zum Beispiel mal wieder Scheiße zu mir war. Und wenn es klüger wäre einfach
wegzukucken motze ich rum, wenn im Supermarkt Menschen zum Beispiel partout
nicht merken dass der Ort ihres Kaffeekränzchens eigentlich ein Durchgang ist.
Ich übe das noch besser zu reagieren an Schluck- und Spuckfront.
Du kannst einen Körper,
Partner, Sexpraktik wählen. Wie sieht das aus?
Oje. Ich finde DAS ist die
schlimmste Frage. So etwas wie den sexuellen Olymp kann ich nicht definieren.
Kann ich MEINEN Körper wählen oder den meines Gegenübers? Ich behalte meinen
(mit den kleinen frauentypischen Reklamationswünschen). An mein Gegenüber hab
ich keine speziellen körperlichen Ansprüche. Ästhetisch und gepflegt. Tätowierungen und Bärte mag ich sehr. Ich sage
immer: ICH bin nicht perfekt – also wäre es vermessen von meinem Gegenüber
Perfektion zu verlangen.
Als Sexual-Partner genügen mir die, die ich habe
vollkommen ;-) Ich bin sehr froh, mich sexuell nicht zwischen Mann und Frau
entscheiden zu müssen.
Ja und was die Praktiken angeht bin ich flexibel.
Grundsätzlich lass ich mich sagen wir gerne „lenken“ (vermutlich als Ausgleich zu meiner Rolle im Beruf *lol*). Ich habe durchaus eine
Affinität für SM. Ist allerdings stimmungsabhängig und hat eine enorme
Bandbreite. Bei uns ist es oft so: man fängt „gemütlich“ und kuschlig an und im
Verlauf „artet es aus“. Man weiß nie wo es
hinführt.
Dein Blog wird morgen
gelöscht. Was wird dein letzter Eintrag werden.
Das käme darauf an warum
er gelöscht wird. Wenn er gegen mein Einverständnis gelöscht werden würde dann
würde ich wahrscheinlich fluchen dass sich die Balken biegen. Ich würde 6000
Zeichen lang schimpfen auf alles und jeden der Schuld haben könnte. Ich bin nicht immer
fair bei der Schuldzuschreibung wenn ich wütend bin. Herr Müller kann leider
ein Lied davon singen.
Wenn ich ihn löschen
müsste, beispielsweise aus beruflichen oder privaten Gründen, würde ich mich bei
den Lesern bedanken und verabschieden. Leser sind wichtig. Das ist einfach so.
Ein Blog den keiner liest, ist kein Blog (hab ich mal irgendwo gelesen).
So, das war’s in aller
Kürze. Nochmal Danke an die Jungs der Müllanfuhr, schlussendlich hat es echt Spaß gemacht die
Fragen zu beantworten. Ich nominiere hiermit für den LiebsterAward:
(Mein Karma ist nach unzähligen öden Präventionsveranstaltungen mit und ohne
Schüler empfindlich aus dem Gleichgewicht geraten. Ich lese ihren Blog sehr
gerne um meinen Horizont auf der Ypsilon-Achse zu erweitern.)
(Ich bin kein Fan von Fotoblogs. Hier
treffen sich allerdings tolle Bilder mit echten Menschen (echt im Sinne von
nicht so schablonenmäßig oder gephotoshopt) und kurzweiligen Geschichten. Der
Blog ist neu, klein und fein und verdient mehr Beachtung.)
Und hier sind EURE Fragen:
1. Warum hast du angefangen zu bloggen?
2. Wo möchtest du mit deinem Blog hin? Hast du Ziele? Welchen Stellenwert hat dein Blog für dich?
3. Was würdest du gerne besser machen als Blogger? Gibt es etwas worum du andere Blogger beneidest?
4. Du musst dich entscheiden: Essen oder Sex? Auf was würdest du eher für den Rest deines Lebens verzichten?
5. Fürs Gucken und Mögen welcher TV-Serie/Show oder welchen Films schämst du dich (ein bisschen)?
6. Beschreibe deine Schulzeit mit höchstens 10 Worten.
7. Hattest du einen Lieblingslehrer (Frau Müller steht NICHT zur Wahl ;-))? Wenn ja, warum war er/sie dein Favorit?
8. Was war dein Lieblings- und dein Hassfach? Warum?
9. Was würden deine Lehrer über deinen heutigen Werdegang sagen?
10. Dreieck: Eltern – Schule – Kind. Du bist das Kind. Wie stand es mit den Verbindungen in deiner Schulzeit? Waren deine Eltern zu Gast auf jedem Elternabend? Vielleicht sogar Elternsprecher. Zu wem haben deine Lehrer gehalten: zu dir oder zum Lehrer? Wie ging es dir damit?
11.Klassiker "Endzeit-Szenario": Du gehörst zu 1000 Menschen, die nach dem Weltuntergang eine neue Zivilisation auf einem entfernten Planeten gründen dürfen. Weil du so genial bist, wirst du in ein Gremium berufen, dass die neue Verfassung für diese Welt erarbeitet. Welche Vorschläge würdest du einbringen?
Es gibt für eure Antworten
keine Einzelnoten in Inhalt, Ausdruck und Grammatik/Orthografie. Auch die Form bleibt außen vor. Als
Lieblingskinder bekommt ihr ohne Berücksichtigung eurer „Leistung“ direkt eine
Eins mit Lob-Sticker. Ich werde weder Rot- noch den friedlicheren Grünstift
ansetzen. Ihr dürft euch frisch und frei äußern. Bei der Wahl der
Klassensprecher werde ich die „freie“ Entscheidung eurer Mitschüler zu euren
Gunsten subtil beeinflussen. Eure Versetzung wird durch eure Antworten NICHT
beeinflusst.
Ahoi. Oder wie ich im
Dienst zu sagen pflege: „Es rasen die Minuten, drum müssen wir uns sputen, doch
eh‘ wir auseinander gehen sagen wir: (ALLE) AUF WIEDERSEHN.
Es war mir eine Ehre.
(Übrigens weiß ich sehr wohl, dass die "Regel" besagt mindestens FÜNF Blogs zu nominieren. Und sicher wären mir auch fünf Gute eingefallen. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden um mehr Award und weniger Kettenbrief zu sein.)
Gerade deinen Blog entdeckt und finde ihn super! :-) Ich bin angehender Lehrer einer Regelschule und freue mich immer jemanden aus dem pädagogischen Bereich zu sehen, der nicht dem Klischee entspricht! Sollte zwar eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber nicht. Daher verstehe ich auch deine Anonymität. Ich hab zwar gelesen, dass es nicht deinem Traumberuf entspricht, aber du repräsentierst immer noch einen Berufsstand und das im positivsten Sinne! Mach weiter so!
AntwortenLöschenVielen Dank für deinen Kommentar. Naja, was heißt Traumberuf. Es kommt eben darauf an welche Kriterien man anlegt. Und dann denke ich ändert sich das auch in den verschiedenen Lebensphasen. Die meiste Zeit ist mein Job ganz okay ;-) ... ich warte nur darauf dass mich das Fernsehen endlich entdeckt *lol*
AntwortenLöschenIch hab mit der Bloggerei einen ganz guten Ausgleich gefunden. Als Lehrer muss man ständig bestimmten Erwartungen entsprechen (Meine Chefin: Bedenken sie dass sie IMMER Lehrer sind), das ist nicht auszuhalten. Es ist doch nur ein JOB. kein Wunder dass die alle den BurnOut-Tod sterben.
Wie auch immer, ich freu mich dass es noch mehr Kuckuckseier gibt ;-)
LG
Frau Müller