Lehrer sind auch nur Menschen. Und nicht jeder trifft sich abends mit Kolleginnen abwechselnd zum Nordic Walking oder zum Fortgeschrittenenkurs in Seidenmalerei. Ich denke ich bin das Kuckucksei im Lehrerzimmer. Etwa wie ein Veganer, der ausversehen Metzger geworden ist oder ein Pilot mit Höhenangst. Oder wie eine Franzi van Almsick, die immer wieder vom Schwebebalken fällt weil sie noch nie jemand ins Wasser geschubst hat.

Dienstag, 7. März 2017

SchMärz im Schloss: AUdienz beim Peitschenprinz TEIL 1

Der SchMärz ist da und startet sanft. Es ist wichtig, die Haut mit eher leichten Schlägen aufzuwärmen bevor man zu den großen Peitschen greift. Das fördert die Durchblutung und schützt vor ernsthaften Verletzungen. Genauso mache ich das mit meinen Lesern. Erstmal sanft aber konsequent aufwärmen. Bevor ihr also ab nächste Woche die Beiträge einer wirklichen Insiderin genießen könnt, lass ich euch vorher reinschauen in meine erste kleine Bekanntschaft mit der "dunklen Gesellschaft": 


Ich war in den gut 15 Jahren, welche ich mit Herrn Müller verheiratet bin, nie ernsthaft unzufrieden mit unserem Sexleben – abgesehen von „naturgegebenen Phasen“ in stressigen Zeiten wie sie beispielsweise durch Job, unfertige Menschlein in Gitterbetten oder Still-BHs entstehen. Dennoch würde ich behaupten, dass wir nach Abschluss der Familienplanung sowie der ersten Reifeprozesse unserer Müllernachkommen eine neue Ebene auf der Horizontalen erreicht haben. Ich denke, dass liegt vor allem daran, dass man ab diesem Lebensabschnitt mehr Gelegenheit, gedanklich wie organisatorisch, für solch eine Selbstfindung hat.


Wir konnten schon immer gut über und beim Sex reden. Wie sagt ein Sprichwort: „Auf Worte Taten folgen lassen“. Und so erfüllten wir uns nach und nach all die Phantasien und Wünsche, die wir so oft bis ins Detail mit schmutzigen Worten ausgekleidet hatten und mit denen wir uns häufig bis zur Ektase trieben. Wir öffneten unseren Sex für Andere (hier könnt ihr weiter lesen)
Parallel dazu machte aber auch unser ganz eigenes „Zweiersystem“ eine kleine Wandlung durch. Ohne dass wir es recht bemerkten entwickelte sich eine Art Rollenverteilung. Ich fand Gefallen daran geführt zu werden. Geführt, kontrolliert, unterworfen … ich finde kein rundum geeignetes Wort. Jedenfalls genoss ich es den Kopf auszuschalten. Gleichzeitig machte es mich an, wenn ich spürte wie sehr Herr Müller die ihm überlassene Macht auskostete. Mit der Zeit kam außerdem die Lust am Schmerz dazu…


Wir hatten uns bis zu diesem Zeitpunkt nie ernsthaft mit BDSM und allem was damit zu tun hat beschäftigt. Sicher, wir liebten die unterhaltsamen Anekdoten und Geschichten unserer Freundin Frau Schwarz. Sonntagnachmittag am Kaffeetisch erzählte sie uns, während die Kinder draußen spielten, mit lebendigen Worten von ihrer Zeit als Domina und ihren Erlebnissen in der SM-Szene. Wir hörten stets gespannt, amüsiert und fasziniert zu. Immer bestens unterhalten. Frau Schwarz hat ein Gespür für Menschen mit einer ähnlichen Affinität wie die Ihrige.


So schwammen wir also etwas orientierungslos aber zufrieden auf unserem kleinen Teich des Halbwissens umher - ohne rechtes Ziel. In der Erotik-Community (welche uns früher geholfen hatte schmutzige Ideen in die Tat umzusetzen) schrieb uns irgendwann spontan eine junge Frau an. 
Kristin wohnte nicht weit entfernt und lud uns kurzerhand zu sich ein – auf ein Gläschen Wein. Wir hatten keine wirklichen Erwartungen an das Treffen, fühlten uns von Kristins kurz zuvor eingestelltem Gesuch nach „Spielgefährten“ und „Frivolen Abenden im Schloss“ eher nicht angesprochen, waren aber dennoch neugierig und vor allem hatten wir Lust aufs Kennenlernen ganz realer Menschen. Ihr könnt euch vorstellen wie viele Fakes sich in solchen Foren tummeln, die Treffen kurz vorher absagen weil plötzlich die Terrasse gepflastert werden muss.


Kristin war von imposanter Erscheinung. Etwa in unserem Alter, groß, schlank, hübsch und fürchterlich selbstbewusst. Nach dem üblichen Smalltalk, an dem sie etwa 95% Redeanteil hatte, kam sie recht schnell zum Punkt: 
„Habt ihr nicht Lust uns am Samstag im Schloss zu besuchen? Ich glaube ihr würdet Konstantin gefallen! Sein Schloss ist zwar noch nicht fertig aber Konstantin hat schon einige Möbel hinbringen lassen und wir könnten zu viert sicher viel Spaß haben…. Ihr interessiert euch doch für SM, ja? Oder? Wir würden euch gerne ein bisschen was zeigen. Ihr bestimmt natürlich wie weit es geht. Aber ich denke das könnte spannend werden.“ .... und so weiter und so weiter.
 

Schloss, Schloss, Schloss, ich hör immer nur Schloss. Hallooo!? Ich bin ein Mädchen! Reden wir hier tatsächlich von einem SCHLOSS????? Und wer zur Hölle ist eigentlich Konstantin? 
Diese Frau redete so schnell, dass ich gar nicht zum Nachdenken geschweige denn zum Nachfragen kam. Herrn Müller ging es anscheinend genauso. Der war von einer Frau, die noch redseliger war als seine eigene offenbar völlig überfordert.


Für Kristin war die Sache geklärt – sie deutete unsere ein bis zwei Worte langen Einwürfe in ihren Vortrag als Zustimmung. So viel sie auch den restlichen Abend von sich erzählte – wir als Zuhörer, die angesichts der Flut aus Worten keine Zeit hatten Fragen zu stellen und sich hinsichtlich ihrer wissenden und einnehmenden Persönlichkeit ehrlich gesagt auch nicht trauten, wurden nur noch verwirrter. Und neugieriger.


Wir würden also am nächsten Samstag in diesem ominösen Schloss etwas erleben, das uns nach Kristins Einschätzung gefallen wird. Aus der Flut der (unausgesprochenen) Informationen entnahmen wir, dass es wohl irgendwas mit Sex und SM zu tun haben wird. Beides nichts, das uns abschreckte.  Irgendwie gefangen in einer Art Gedankenblase, die aus historischem Gemäuer, einer vereinnahmenden Frau, Erwartungen und jeder Menge Neugier bestand, durchlebten wir die nächsten sieben Tage ein bisschen wie „ferngesteuert“. Wir kamen gar nicht auf die Idee, dass irgendwas an dieser Unternehmung nicht stimmen könnte.


Immerhin nutzte ich die Woche um per Nachrichtendienst mit Kristin die Grenzen festzulegen. Partnertausch mit einem wildfremden Mann, von dem ich bisher nur den Namen und Immobilienstatus kannte – neee, das ging gar nicht. Auch wenn er der Schlossherr war. Für so viel reichte mein Verstand noch. Außerdem beschäftigte mich noch eine Frage viel zu sehr um darüber hinaus ins Zweifeln zu geraten:

Was bitte WAS um alles in der Welt trägt man als Frau an einem „Frivolen Abend im Schloss“? Meine gute Freundin Sabrina schneiderte mir im Schnelldurchgang Spitze auf den Leib. Schwarz natürlich. Eine Bluse mit tiefem Ausschnitt, darüber ein schwarzes Lederkorsett, dazu ein enger knielanger Rock, der natürlich ungefüttert blieb und daher tief blicken ließ (eine gewisse Transparenz die Spitze nun mal inne wohnt). Kristin indessen nutzte die sieben Tage um unsere Erwartungen mit einigen Bildern zu nähren, die so prunkvoll wie düster waren.
Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben meine Mascara mit so zitternden Händen aufgetragen. Und dabei waren wir noch nicht einmal losgefahren. Vor uns lagen noch knapp zwei Stunden Autofahrt. Herr Müller war so aufgeregt, dass ihm seine Sneakerssocken zum Anzug und Lederschuh erst kurz vor Erreichen unseres Ziels auffielen. Und das in so eleganter Gesellschaft… ;-)

Durch das große Tor einer verfallenen Mauer bogen wir auf den unkrautüberwachsenen Hof ein. Man konnte es nicht bestreiten: vor uns lag ein kleines Schloss. Im Eingangsportal stand die eloquente Kristin in schwarzen Pumps und knappen Kleidchen (diese Frau bestand zu achtzig Prozent aus Beinen) mit einem Lächeln, wie es sich nur die Marktführer unter den Zahnpasta-Herstellern auf ihren Plakaten leisten können. Neben ihr – das musste Konstantin sein. Er hätte locker mein Vater sein können. Gepflegt im Anzug mit altersentsprechend leichtem Bauchansatz und ebenso einnehmender Körpersprache wie seine weibliche Begleiterin nahm man ihm den Schlossherrn durchaus ab.


In der kühlen Eingangshalle wartete ein Stehtisch mit Champagner auf uns. Es folgte Smalltalk garniert mit kleinen Komplimenten des Hausherrn an die Dame (mich!) und weltmännische Floskeln an ihren Begleiter (Herrn Müller). Wir wurden unsere Gastgeschenke los (Um Himmelswillen – was nimmt man denn nun schon wieder Menschen mit, die einen in ihr SCHLOSS einladen? – wir entschieden uns für teuren Wein und Pralinen aus der Feinkostabteilung) und bekamen eine exklusive Schlossführung.


An dieser Stelle wurde uns klar: es gibt Menschen, die haben vielleicht eine Datsche fürs Wochenende oder einen Partykeller wenn der Besuch kommt. Unser Konstantin hier besaß seit kurzem jedoch ein Schloss, das für ihn sowohl Datsche als auch Partykeller war. Kurz: die ehrwürdigen Hallen sollten nach seiner Vorstellung zukünftig Kulisse für kleinere und größere Veranstaltungen „körper- und lustbetonter Art“ werden. Ja also wenn man es sich leisten kann… warum nicht?


Beim Rundgang sprach mich Kristin auf meine Schuhe an. Ich hatte mich für die roten 14cm-Highheels entschieden, von mir auch liebevoll Sitz- und Liegeschuhe genannt. Diese Treter sind für mich schuhgewordene Selbstsicherheit. „Da hast du dir aber was vorgenommen mit den Schuhen! Hältst du das die ganze Zeit durch?“ Ich erwiderte pseudo-lässig: „Na ich werde ja kaum den ganzen Abend stehen!“ und kicherte kurz. Kristin kicherte auch. Aus gutem Grund – wie sich später noch herausstellen sollte.

„Also dann!“ unterbrach der Schlossherr mit bedeutungsschwangerem Unterton unseren lockeren Ladystalk:  „Ich denke wir sollten beginnen.“

Fortsetzung folgt...  HIER geht's weiter!


Wenn euch der Peitschenprinz nicht aus der Reserve locken konnte, dann schafft das vielleicht Domina Frau Schwarz.
Ihr seid eher Fan der unterwürfigen Perspektive? Fräulein Weiß könnte euch sehr sympatisch sein. 
Oder sucht ihr das besonders Exklusive? Dann solltet ihr Ann Marie kennen lernen. 

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  Diese Geschichte ist Teil des Joyclub-Kopfkinos. Für mehr Geschichten - KLICKT HIER:
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2 Kommentare:

  1. AHHHHH :D
    Ich war so schön im Lesefluss - du bist gemein. Fast schon grausam ;)

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