Lehrer sind auch nur Menschen. Und nicht jeder trifft sich abends mit Kolleginnen abwechselnd zum Nordic Walking oder zum Fortgeschrittenenkurs in Seidenmalerei. Ich denke ich bin das Kuckucksei im Lehrerzimmer. Etwa wie ein Veganer, der ausversehen Metzger geworden ist oder ein Pilot mit Höhenangst. Oder wie eine Franzi van Almsick, die immer wieder vom Schwebebalken fällt weil sie noch nie jemand ins Wasser geschubst hat.

Mittwoch, 29. März 2017

Oh du schöner SchMärz: Sektfrühstück mit Zuckerbrot und Peitsche



Zu guter Letzt reiht sich nach Frau Schwarz und Fräulein Weiß  noch eine dritte äußerst interessante Persönlichkeit in den Kreis unserer besonderen Frauen im SchMärz ein. Ann Marie ist Teil einer exklusiven Gesellschaft, die erotische Literatur  zum Leben erweckt... 

Was für ein Blog, liebe Frau Müller! Kunterbunt, grenzüberschreitend und Einblick in „geheime Gesellschaften“ gebend. Ich bin begeistert und hoffe noch viel von ihnen lesen zu können.

Nun zu mir. Ich bin Ann Marie. In der Szene werde ich Einigen bereits bekannt sein. Ich bin aber nicht irgendeine schlechte Kopie, von denen viele momentan in verschiedenen O-Veranstaltungen krampfhaft versuchen meinem Vorbild zu folgen. Ich bin DIE Ann Marie. “Trainerin der Lust“ auf dem Excès de Roissy, welches zweimal im Jahr an einem geheimen Ort stattfindet…


Eine kleine Vorgeschichte
Das Excès de Roissy ist ein dramaturgisches Event, welches die Geschichte der O, ein literarischer Klassiker von Dominique Aury, bis ins kleinste Detail in Szene setzt. Dafür schlüpfen viele faszinierende Persönlichkeiten in die einzelnen Rollen aus dem Buch. Unser Team besteht aus über 20 Personen. Die beiden Hauptcharaktere des Buches werden von einem Paar, welches in einem Dom/Sub Verhältnis (also in der O-Konstellation) zueinander steht, eingenommen. Die Beiden erscheinen als Gast. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den Neigungen der Sub und den Ideen des Doms.



Über Monate hinweg entstehen so im regen E-Mail-Austausch zwischen dem Dom und den Organisatoren wundervolle maßgeschneiderte Szenerien für jedes einzelne Paar. Wir bieten ihnen eine wunderschöne authentische Kulisse, das nötige Wissen, den Teamgeist und das Herzblut. Dies alles ermöglicht es uns, das Ganze nun schon seit einigen Jahren durchführen zu können. Ganz abgesehen von den durchweg positiven Feedbacks der Gäste, welche bereits schon einmal in Roissy sein durften, ist es auch für uns als Team jedes Mal wieder eine phantastische Herausforderung, ein neues Event zu planen und in die Realität umzusetzen.

Letzte Woche war es wieder soweit. Das Roissy öffnete seine Tore und lud auserwählte Gäste in seine Gefilde ein.
Ann Marie war wieder mit dabei, wie immer. Denn das würde sie sich nur sehr ungern entgehen lassen. Schließlich möchte sie wissen, wie es ihren Püppchen geht, was sie vom letzten Training mit ihr noch wissen und was sie seit dem vergangenen Besuch in Roissy getan haben, um noch besser zu werden.

Wie bereits erwähnt bin ich, Ann Marie, die Trainerin. Von mir lernen die Os in absolut jeder unbedenklichen Situation Haltung zu bewahren, ein schönes Bild für die anwesenden Herren und die gesamte Dienerschaft des Hauses Roissy abzugeben und sich dem ganzen O-Prozedere würdevoll hinzugeben. Sie sollen ausschließlich dienen. Dabei ist es völlig egal, ob ihnen gerade die Kehle geschändet wird oder sie die Herren mit kleinen Leckereien verköstigen. Dienen in vollster Schönheit. Dienen den anwesenden Herren. Dienen ihrem eigenen Herrn und natürlich dem Hause Roissy.

Missachtungen werden sofort und unverzüglich bestraft. Die Os haben strenge Regeln zu befolgen und natürlich ihre eigene Szene „abzuarbeiten“.
Aber ich bin ja da. Ich zeige es ihnen und korrigiere sie bis zu meiner vollsten Zufriedenheit. Mit Worten animiere ich sie auf ihren eigenen Körper zu achten. Sie sollen sich bei dem was sie tun wohlfühlen und sich selbst bei der Ausführung bestimmter Bewegungen und Positionen  beobachten und dabei ständig verbessern. Schließlich möchte ich, dass jede Einzelne von ihnen so gezielt wie möglich ihre individuellen Reize einzusetzen vermag.

Sie sollen zudem lernen durchzuhalten. Wenn es zum Beispiel darum geht, mit einem Knebel im Mund einige Zeit lang würdevoll auszusehen, auch wenn der Speichel schon in klebrig-schleimigen Fäden aus dem Mund tropft. Oder dennoch graziös dahinzuschreiten, wenn ihre Füße nach einigen Stunden des Stehens völlig ermüdet sind und die roten Highheels langsam zur Folter werden.

Ich habe stets ein besonderes Augenmerk auf meine Lämmchen. Die Aufmerksamkeit immer auf Ästhetik gerichtet, werfe ich den Os gelegentlich ermahnende Blicke zu, welche sie unmittelbar verstehen und ihre Wahrnehmung sofort wieder auf die eigene Haltung lenken. Immer wieder korrigiere ich. Wenn nicht prompt eine Reaktion erfolgt, helfe ich auch nur zu gerne mit meiner Gerte nach. Aus einem mir unerklärlichen Grund trifft dies nur sehr selten zu ;-). Ich verbessere sie auch in den unmöglichsten Situationen. Um mal Klartext zu reden: Das ganze Geficke um mich herum ist mir absolut egal. Die Haltung der Benutzten allerdings nicht.

Mit der nötigen Strenge und dennoch weise gewählten, liebevollen Worten zwinge ich einige der Os manchmal ihren Stolz herunter zu schlucken und Dinge zu tun, die für sie vor einiger Zeit noch undenkbar gewesen wären. Lesbische Spiele zum Beispiel. Für manche ein Graus. Doch ist es selbst für mich sehr schön anzusehen. Die Os wissen das zu schätzen. So sind sie doch im Nachhinein immer unendlich dankbar für die Erfahrung und dafür, wieder ein Stück über ihre Grenzen gezwungen worden zu sein.

Als Trainerin bringe ich ihnen nicht nur die ästhetischen Bewegungen, Regeln und geforderten Positionen bis zur Perfektion bei. Ich achte zudem auch noch auf ihr körperliches und emotionales Befinden. Da ich ein großes Maß an Empathie besitze, in diesem Sinne Chapeau an Frau Schwarz, bin ich in der Lage sofort zu reagieren, wenn es einer meiner Zuckerpuppen gerade nicht gut geht. Dies kann viele Ursachen haben: vielleicht kostet die Grenze, welche gerade erweitert wird zu viel Überwindung oder die privaten Sorgen durchbrechen gerade den “Film“, in welchem sie sich befinden. Oder irgendein anderes Wehwehchen. In diesem Fall ziehe ich meine „Spezial-Karte“. Das Team weiß sofort Bescheid und ich ziehe mich mit der betreffenden Pers-O-n kurz zurück, um diesem geistigen Teufel Einhalt zu gebieten.
Würde ich dies nicht tun, so wäre für diese O innerlich der Abend gelaufen und es würde ein unangenehmes Gefühl über all dem Schönen, was sie an diesem Abend erleben durfte, zurückbleiben. Das ist auf keinen Fall im Sinne des Hauses Roissy.

Die Optik einer jeden O besteht jedoch nicht nur aus einer allzeit würdevollen Körperhaltung. Ich möchte, dass sie schön sind, jede ganz individuell für sich. Dabei gilt es das Beste aus ihnen herausholen. So achte ich darauf, dass die Haare in einem ordentlichen Zustand sind und das Make-Up auch dort sitzt, wo es hingehört. Vielleicht muss der Lippenstift nach einer Benutzung ihres Mundes durch irgendeinen der anwesenden Herren wieder ordentlich blasetauglich geschminkt werden?

Jene O´s, welche schon des Öfteren in Roissy waren, werden natürlich etwas härter geprüft und müssen zuweilen ihre Aufgaben unter erschwerten Bedingungen ausführen. Die neuen Os unterliegen meinem Welpenschutz.

Jetzt wird zum Schluss einigen von euch die Frage unter den Nägeln brennen „Warum um alles in der Welt tut das eine Frau?“
Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten. Weil sie es liebt. Sie liebt es zu dienen und zu bedienen. Sie liebt es, sich zu unterwerfen. Es ist einfach so. 
Ähnlich wie Frauen, die sich ihre Haare blau färben. Sie lieben das ebenfalls, auch wenn es hier und da Menschen gibt, welche darüber ihren Kopf schütteln. Deswegen werden sie nicht aufhören ihre Haare zu färben, denn sie lieben es eben. Und sie haben den Mut anders zu sein, sich über gängige Vorstellungen hinweg einen Wunsch zu erfüllen. Ich nenne das schlichtweg Selbstverwirklichung. Jeder hat ein Recht darauf. Die eine färbt sich die Haare blau und die andere trägt ihren Hintern gerne blau.

Ich gebe euch allen einen gut gemeinten Ratschlag mit auf den Weg hinaus aus dem SchMärz: Leben und Leben lassen. Diese Menschen LEBEN, also sollten wir sie LASSEN.

Ich hoffe dieser kleine Einblick in die Geschichte der O hat euch gefallen. Vielleicht werde ich die eine oder andere unter euch irgendwann einmal trainieren. Bis dahin verbleibe ich mit den allerliebsten Grüßen
eure Ann Marie

Damit neigt sich der SchMärz seinem vorläufigen Ende entgegen. Ich habe das Gefühl, der Abschied von unseren drei Gastautorinnen ist kein Adieu sondern ein "AUF WIEDERLESEN". Spätestens im nächsten Jahr, wenn es wieder heißt "Der SchMärz ist da..." . Wie eingangs bereits gesagt: BDSM ist viel mehr als Kabelbinder und ein feuchter Kinositz. Es sind längst nicht alle Geschichten erzählt. Und das Jahr nimmt seinen Lauf. 
Ab nächste Woche dürfen die Blessuren der geneigten Leserschaft zunächst verheilen. Es geht weiter mit hirnwarmen Ergüssen aus meinem nicht immer alltäglichen Gedankensalat. Kann schlüpfrig sein, muss es aber nicht. Ich freu mich auf euch.
Übrigens gibt's im Facebook-Lehrerzimmer täglich
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aus der MüllerMansion oder dem nahen Absurdistan. 
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