Nachdem die Artikel der letzten Wochen eher der Unterhaltung und dem Verständnis dienten, geht es zum Abschluss ans Eingemachte. Ich sag's gleich vorweg: heute ist der Mehrwert dem Spaß etwas abträglich. Mein Drang, erklären und anleiten zu wollen ist möglicherweise verwoben mit der Tatsache, dass ich augenblicklich meinen Lebensunterhalt als Lehrerin der ersten Klasse einer Förderschule verdiene. Was nicht gleich bedeutet, dass ich Neuswinger für Förderschüler halte oder glaube, sexuell Aufgeschlossene bräuchten zwingend Orientierung. Ich schreib mich um Kopf und Kragen. Im Grunde genommen denke ich nur, dass den Müllers der ein oder andere der unten stehenden Ratschläge ehrlich nützlich hätte sein können...
Obwohl es der Nachname
vermuten lässt, ist Lieschen nicht mit mir verwandt. Lieschen gehört zu denjenigen
meiner Leser und Leserinnen, die mir eine dieser wundervollen persönlichen
Nachrichten zukommen ließen, in denen sie nicht nur schreiben wie gerne sie
Frau Müller lesen und sich dabei entweder wiedererkennen oder zumindest
punktuell lachenderweise vom Stuhl kullern sondern die mich wissen ließen, dass
der ein oder andere Artikel etwas in ihnen veränderte. Hui, denkt sich da die
Müllerin, diese Verantwortung – welch eine Last. Ich wollte doch nur
unterhalten. Spaß beiseite, das ist natürlich der Ritterschlag. Kommt selten
vor, gibt’s aber trotzdem. Danke dafür. Um diesem Kompliment gerecht zu werden, gibt’s
zum Abschluss der Artikelreihe mal etwas, das mehr nützlich als lustig sein
soll.
Lieschen steht der Sinn nach etwas Mehr. Sie und ihr Mann Ralf harmonieren gut zwischen den Laken,
wahlweise auch mal im Auto oder in Umkleidekabinen. Besonders Lieschen kickt
es, wenn sie weiß, dass möglichweise (zufällig) jemand die beiden beobachten
könnte. Ralf kickt was Lieschen kickt und dann las Lieschen Frau Müller und
leitete den Einstiegsartikel zum Swingerclub-Mottomonat per Messenger an Ralf
weiter. Dabei wartete sie gar nicht auf Ralfs Antwort, sondern schrieb mir
direkt eine persönliche Nachricht
.
.
Hallo Frau Müller, dein Swingerclubartikel haben mich und meinen Ralf echt neugierig macht. Wie findet man denn aber einen ordentlichen Swingerclub? Bei uns am Autobahnzubringer, da steht eine ehemalige Pension. Die hat seit kurzem einen lila Anstrich und in den dunklen Fenstern steht „PC“ und „Sauna“. Das passt doch nicht zusammen. Ein Internetcafe soweit außerhalb der Stadt? Und ne Sauna is auch mit drin? Die Computer vertragen doch gar keine feuchte Hitze. Ich hab das Gefühl, das ist irgendwas Schlüpfriges. Wenn man vorbeifährt, sieht man nie Autos, aber die Fassadenbeleuchtung ist an. Ist das vielleicht ein Bordell? Oder doch ein Swingerclub? Eine Strippbar? Wie finde ich das raus?
Liebes Lieschen, ich vermute
mal es ist tatsächlich ein Swingerclub. PC bedeutet Pärchenclub und mit der
Sauna werden Swingerclubs nicht selten passantenfreundlich umetikettiert. Also einfach mal Freitag oder Samstag nach 20 Uhr klingeln, dann findest du es raus.
Viel eher empfehle ich dir, euch in einem sogenanntenErotikforum anzumelden. Das am besten googlen, derer gibt es nämlich einige. Dort könnt ihr euch erstmal in Ruhe und vor allem ganz anonym von zuhause aus umschauen. Es werden Clubs und ihre Veranstaltungen vorgestellt, es gibt Infos zur Ausstattung, Preise, Fotos und vor allem gibt es eine Gästeliste bzw. mitunter sogar eine Stammgästeliste. Womöglich entdeckst du da auch euer "Internetcafe".
Viel eher empfehle ich dir, euch in einem sogenanntenErotikforum anzumelden. Das am besten googlen, derer gibt es nämlich einige. Dort könnt ihr euch erstmal in Ruhe und vor allem ganz anonym von zuhause aus umschauen. Es werden Clubs und ihre Veranstaltungen vorgestellt, es gibt Infos zur Ausstattung, Preise, Fotos und vor allem gibt es eine Gästeliste bzw. mitunter sogar eine Stammgästeliste. Womöglich entdeckst du da auch euer "Internetcafe".
Kuckt euch ein paar von den Leuten online
an und ihr bekommt ein vages Gefühl für das, was auf euch zukommt. Außerdem
ergibt sich so ein etwas aussagekräftigeres Gesamtbild als es möglicherweise
die etwas einseitige und mit Weitwinkel fotografierte Clubhomepage. Nicht zuletzt findet ihr unter den Mitgliedern des Forumsmöglicherweise Gleichgesinnte, die euch in den Club begleiten.
Gleichgesinnte?
Wie jetzt? Ich dachte man lernt im Swingerclub Leute kennen. Außerdem wollten
wir eigentlich erstmal nur kucken.
Natürlich spricht nichts
dagegen, als Pärchen allein in den Club zu gehen. Manchen fehlt nur ein
bisschen der Mut dazu. Diese Menschen fühlen sich dann wohler, wenn sie nicht
alleine hingehen. Wieder andere haben vielleicht ein befreundetes Pärchen, mit
dem sie sich gemeinsam in unbekanntes Terrain wagen wollen – solange es nur um's
Gucken geht und man eine außerordentlich gute Basis miteinander hat, spricht
nichts dagegen.
Ich kenne allerdings Menschen, die sich schon in der Sauna
unwohl vor ihren Freunden fühlen. Man muss sich seiner Sache schon sehr sicher
sein, wenn man im günstigsten Fall in Gegenwart seiner Freunde, mit denen man
einen Großteil seiner Freizeit verbringt, vögeln will bzw. diese Menschen beim
selbstvögeln sehen will.
Aber okay, in guten Clubs kann man sich aus dem Weg
gehen. Nur „Erst Freunde, dann Ficken“ finde ich persönlich etwas gefährlich,
meiner Erfahrung nach ist es andersrum entspannter.
Nehmt euch allerdings vor
sehr erfahrenen Swingern in Acht. Unter ihnen gibt es eine Spezies, die es
sportlich findet, das „Frischfleisch“ zu jagen. Man erkennt sie an
ellenlangen Freundeslisten im Forum, zig Gruppen und Veranstaltungen, bei
denen sie eingetragen sind und einer ganz unverfänglichen Mail, die etwa 15 Minuten nach eurer Erstanmeldung in euer Postfach flattert . Obacht. Hier hab ich schon mal drüber geschrieben.
Okay,
wir wollen erstmal wirklich nur kucken. Wenn uns danach ist vielleicht etwas
mehr. Wie läuft sowas ab? Geht man hin und sagt „Hallo, hier sind wir! Wir
wollen aber nur kucken“?
Günstig ist es, wenn man
sich anmeldet. Entweder übers Forum oder über den Club. Die Clubs versuchen mit
Gästelisten die Zusammensetzung der Gäste aus Paaren und Singles ein bisschen
zu regulieren. Ich hab in diesem Artikel ansatzweise erklärt, warum das so ist.
Meist wird man von den
Betreibern persönlich begrüßt. Ihr müsst auch nicht im Negligé im
Mehrfamilienhaus die Treppe runter und zum gemieteten PKW-Stellplatz laufen. Für‘s
Ablegen von Alltag und Oberbekleidung gibt es Umkleiden mit Schließfächern.
Viele Clubs bieten nach dem Umziehen für Erstbesucher kleine Führungen durchs
Haus an. Unbedingt machen. In schummrigem Licht ist gute Orientierung recht
nützlich, nicht dass ihr versehentlich auf der Gangbang-Matte landet und euch
dann wundert, warum sich alle restlichen Besucher eingeladen fühlen, sich zu
eurem Akt dazuzugesellen. Danach setzt ihr euch an die Bar, kommt erstmal an und
trinkt euch mit Bedacht Mut an.
Was
meinst du „Mit Bedacht“?
Naja, zu viel Alkohol lässt
einen erstens vergessen. Oftmals sind das noch vor schönen Erinnerungen, die mit
dem Partner besprochenen Grenzen. Außerdem macht zu viel Alkohol müde und
unsexy. Grenzen sind das Stichwort – die solltet ihr vor Aufbruch unbedingt
festgelegt haben. Gegebenenfalls kann vor Ort neu justiert werden, je nach
Stimmung.
Okay,
über unsere Grenzen haben wir gesprochen und dann? Ich komm mir doch als
Neuling zwischen den ganzen Leuten bestimmt doof vor?
Tipp von mir: kommt nicht zu
spät. Wenn der Club um acht öffnet, seid spätestens halb neun da. Warum? Ihr
seid neu. Logisch, wenn ihr ankommt und alle sind schon da, werdet ihr auch von
allen beim Betreten des Barbereichs beäugt. Wenn ihr allerdings unter den
Ersten seid, könnt ihr beäugen. Wenn ihr sehr spät kommt, sind möglicherweise
alle schon in den anderen Räumen am Vögeln, die Bar ist fast leer und beim
geführten Rundgang kommt es für den Einsteiger zum Reizoverkill. Überall
Stöhnen, Klatschen und nackte Menschen. Ich kann jeden verstehen, der von sowas
vor dem zweiten Sekt überfordert ist.
Stöhnen
und Klatschen - huuuh. Mir wird gleich ganz anders Und wenn uns jemand
anspricht? Wir wollen ja erstmal keinen Sex. Nur kucken...
Es ist wie im echten Leben.
Reden hilft ungemein. Meistens versuchen diese Menschen schon vorher
Blickkontakt an der Bar mit euch aufzunehmen, sie flirten euch an. Wenn ihr das
nicht erwidert, dann hat sich die Sache oft schon erledigt. Und wenn nicht:
REDEN. Und wichtig: nicht ÜBERREDEN lassen.
Übrigens kommt es manchmal
auch erst auf der Matte zum Erstkontakt. Witzigerweise fällt es manchen
Menschen leichter nackt und schwitzend auf andere zuzugehen als angezogen mit
einem Getränk in der Hand. In der Regel sind die Menschen aber auch hier
rücksichtsvoll, nähern sich langsam an und achten auf die Zeichen ihres
Gegenübers. Also keine Panik.
Sag
mal, kann man im Club eigentlich auch ganz alleine Sex haben?
Logisch. Es gibt
abschließbare Räume und meistens auch kleinere Matten und Räumchen, die ohnehin
eher nur für zwei gedacht sind. In der Regel gibt’s dann allerdings mehr oderweniger unauffällige Spanner. Damit sollte man zurechtkommen.
Spanner,
ja. Das macht mich immer an. Sag mal, ist das nicht eigentlich unhygienisch
wenn alle schwitzen, spritzen und das auf den gleichen Matten?
Ohhh, da sagst du was. Ein
Indikator für gute Clubs: abwaschbare Matratzen. Ganz gute Clubs halten sogar
Desinfektionsspray an den Matten bereit. Klar, ist es ein bisschen unerotisch erst
alles einzusprühen und es riecht ein wenig wie beim Frauenarzt ABER irgendwas ist
eben immer.
Ansonsten sollten überall frische Handtücher ausliegen, die man sich mit in
die Spielzimmer nehmen kann. Handtücher auf Zuteilung gibt’s auch, finde ich
aber bescheuert. Ich möchte schließlich Sex haben und mich nicht sonnen. Auf
einsachtzig mal sechzig vögelt es sich schlecht. Also am besten gleich alles
auslegen mit dem Frottee.
Für Körperflüssigkeiten sollten Kleenexboxen oder
zumindest Haushaltsrollen bereitstehen. Ich persönlich finde Haushaltsrollen
etwas lieblos – die erinnern mich an Badreinigung und Kartoffeln schälen, aber
wie sagt man so schön: besser als in die hohle Hand gespuckt. Oder so.
Hört
sich vernünftig an. Und wie ist das mit der Hygiene sonst? Muss ich so
durchgevögelt und verschwitzt zurück an die Bar oder in meine Klamotten?
Natürlich nicht. Es gibt
Duschen. In richtig guten Clubs auch nicht nur eine. Manche haben sogar an
jedem Spielzimmer quasi eine Art „Privatdusche“. Das ist ne feine Sache. Gegen
ordentliche Gemeinschaftsduschen spricht auch nichts, allerding nur, wenn man
nicht erst halbnackt am Barbereich vorbei muss um diese zu erreichen.
Sag
mal, bei dem ganzen Sex und jeder mit jedem und so, wie ist das eigentlich mit
Krankheiten, Verhütung und dem ganzen Kram.
Zu allererst: Es liegen
überall Kondome aus. Sie zu benutzen, dafür ist jeder selbst verantwortlich. Es
gibt keine Kondompolizei. Aber hey: keiner steckt irgendwas irgendwo rein,
bevor nicht irgendwie über Einvernehmen kommuniziert wurde. "Oh, sorry. Ich bin ausversehen gestolpert und in die fremde Frau gefallen!" gibt es nicht. Swinger sind in der Summe anständige Leute. Es spricht sich eben auch schnell herum, wenn sich jemand daneben benimmt.
Wie schon mehrfach an anderen Stellen erwähnt: Clubs
sind nur die verkleinerte Form der großen Welt, in der wir leben. Und so wie
wir uns draussen vor
Geschlechtskrankheiten schützen, müssen wir das drinnen auch tun. Jeder ist
für sich verantwortlich. Mit allen anderen Krankheiten ist es ähnlich.
Fußpilzrisiko besteht in allen Duschen, die mehr oder weniger öffentlich
genutzt werden. Ich würde mich allerdings so weit von meinem Schreibtischstuhl lehnen
um zu behaupten, dass das Risiko im Club etwas geringer ist als im Schwimmbad,
da die meisten Swinger recht gepflegt sind.
Übrigens gibt es noch etwas, das ich
Vögelgrippe nenne: du kennst das vielleicht – vögeln, schwitzen, kalter Luftzug
und am nächsten Tag ein dicker Hals. Kann man sich kaum davor schützen, außer
mit ner Extraportion Vitamin C vielleicht.
Apropos
gepflegte Swinger. Muss man sich auf den Swingerclubbesuch irgendwie
vorbereiten?
Jein. Im Grunde ist das
Standardmaß an Körperhygiene ausreichend. Je nachdem ob teilweise oder
umfassende Enthaarung in den Standard gehört, kann man da noch extra Hand,
Schere oder Wachs anlegen. Muss aber nicht. Es gibt keine Stoppelkontrollen.
Allerdings sollte man das, was man von anderen erwartet, auch selbst vorweisen
können. Von Anusbleaching oder Vaginalzäpfchen mit Duft und Glitzer rate ich allerdings abzusehen.
Was die passende Klamotte angeht, habe ich mich HIER ja schon
ausführlicher geäußert. Manchmal ist weniger mehr. Das trifft eigentlich den
Nagel auf den Kopf. Bei meinem ersten Swingerclubbesuch war ich aufgerödelt wie
ein Soldat der Grundausbildung zu seinem ersten Marsch. Bodystocking, BH,
Korsett, Tutu, Armstulpen, Schnürstiefeletten – ich sah wirklich geil aus,
allerdings erinnerte mich das Ankleiden nach dem ersten Sex an das Gewese in
der Umkleide einer Footballmannschaft.
Okay.
Jetzt bin ich echt schon schlauer. Gibt’s sonst noch irgendwas, das wissenswert
ist?
Hmm, das leibliche Wohl
möglicherweise? Im günstigsten Fall sind Essen und Getränke im logischerweise
dann etwas höheren Eintritt enthalten. Das erspart euch den Brustbeutel oder
die VISA im Schlüppi. Die meisten von uns wissen, dass Sex hungrig macht und daher
halten ordentliche Clubs meist fast die ganze Nacht kaltwarme Buffets bereit.
Man isst nicht dort wo gevögelt wird und man ist auch nicht nackt beim Essen.
Alles recht zivilisiert.
Wellness, Outdoor- und
SM-Bereiche sind noch ein recht interessantes Ausstattungsmerkmal. Auf
Pornokinos zum Beispiel kann ICH gut verzichten, das ist allerdings
Geschmackssache. Insgesamt wirken gute und vor allem mit Liebe geführte Clubs
ein bisschen wie Indoorspielplätze für Erwachsene. In unserem Lieblingsclub gab
es beispielsweise ein Indianertipi, eine Art (Raum)Schiff mit jeder Menge
Schwarzlichtdeko (Obacht – Zähne im Schwarzlicht können einem echt Angst machen)
und ein Pharaonengrab.
Wenn ihr es als Nichtraucher
sehr genau nehmt, dann fragt doch vorab mal nach abgetrennten Raucherbereichen.
DAS ist leider noch keine Selbstverständlichkeit. MEINER Lust ist es durchaus
abträglich, wenn ich, um in den Spielbereich zu kommen, durch eine Nebelwand
muss um danach zu riechen wie ein Aschenbecher.
Das
sind ja ordentliche Hausaufgaben, Frau Müller. Aber ich danke dir. Mal schauen,
was mein Ralf heute Abend sagt wenn er heim kommt. Vielleicht schaffen wir’s ja
am Wochenende mal in einen Club. Ich hätte ja auch mal tierisch Lust auf einen
zweiten Mann, vielleicht lernen wir jemanden kennen. Ich hab Ralf noch gar
nichts davon erzählt…
Uhhh. Immer langsam.
Manchmal ist ein zu großer Schritt nach vorne wie drei Schritte rückwärts.
Geswingt wird jedes Wochenende irgendwo und das Ganze ist kein Spaß, sollte
aber welchen machen.
Und nun genug mit dem Schmuddelkram. Kaum auszuhalten. Das Leben besteht
Schmuddelfreund oder nicht.
der sieht mitunter
das Licht am Ende des Tunnels
mehrmals täglich.
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