Lehrer sind auch nur Menschen. Und nicht jeder trifft sich abends mit Kolleginnen abwechselnd zum Nordic Walking oder zum Fortgeschrittenenkurs in Seidenmalerei. Ich denke ich bin das Kuckucksei im Lehrerzimmer. Etwa wie ein Veganer, der ausversehen Metzger geworden ist oder ein Pilot mit Höhenangst. Oder wie eine Franzi van Almsick, die immer wieder vom Schwebebalken fällt weil sie noch nie jemand ins Wasser geschubst hat.

Donnerstag, 9. Februar 2017

(K)eine Film“kritik“: 50 Shades of Grey – Teil 2 (Untertitel hab ich vergessen,war es vielleicht KAI-UWE?) – ACHTUNG: Spoiler



Hinweis: als Fan des Films macht einem die Lektüre des folgenden Artikel aller Wahrscheinlichkeit nach keine große Freude.
 
Ihr kennt sicher alle das Problem mit den Handtüchern. Packt man sie im Winter in den Wäschetrockner, sind sie wunderbar kuschelig und weich. Als ökologisch zumindest halb verantwortlich denkender Mensch bemerkt man die Ankunft des Sommers erst, wenn die Handtücher nach dem Trocknen in der Sonne auf der Leine Schürfwunden nach dem Duschen verursachen. Wenn dieser Film das Handtuch ist dann... keine Ahnung. Aber irgendwie musste ich an Handtücher denken.

Ich habe den Film zur Vorpremiere sehen dürfen. Anfangs war ich von so vielen Frauen und der herrschenden Stimmung dermaßen überfordert, dass ich Marco bat, mir seine getragenen Sportsocken zum „Dran-Schnüffeln“ vorbei zu bringen – quasi als Gegengift bei inhalierter Hormon-Overdose. Auf etwa 20 Frauen im Kino-Foyer kam ein Mann. 
Versteht mich nicht falsch, ich mag mein Geschlecht aber eine so große Anzahl von Frauen, vor allem im vorherrschenden Emotions-Modus, wirkt auf mich zu tiefst verstörend. Die wenigen anwesenden Männer konnten kein ernstzunehmendes Gegengewicht bilden. Es gibt Männer die versprühen Testosteron und es gibt Männer die wirken wie ein trockener Schwamm – es sprüht nichts aber jeden „Tropfen“ Östrogen saugen sie gierig auf. So viel dazu.

Dass neben dem Film noch ein genretypisches Rahmenprogramm auf mich lauert hätte man mir sagen müssen. Warum zur HÖLLE ein Vorprogramm. Dieser Film alleine reicht doch schon. Hätte ich das gewusst, hätte ich zusätzlich den Flachmann eingepackt. Mein Piccolo war leider schon leer nachdem Modells mit dem Charme von Schirmständern die Wäschekollektion für die schein-devote Kleinstadt-Hausfrau präsentiert und die Dildo-Fee ihre Goodie-Packages verlost hatte. Der tiefere Sinne des Auftritts einer Trümmer-Transe, welche ?Werbematerial? ins Publikum warf erschloss sich mir bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht.

Im Vorprogramm machte ich dann auch Bekanntschaft mit meinem Sitz-NACHBARN. Nennen wir ihn Kai-Uwe um ihm ein Gesicht zu geben. Er hat auf mich so bizarr gewirkt, dass ich aus Verwirrung überlegt habe ihn anzurülpsen um damit seine neben ihm sitzende Freundin um ihren erhofften Sex zu bringen, da mein Rülps Kai-Uwe wohl nachhaltig anwidern würde.

Übrigens hat auch Sarah eine Bekanntschaft gemacht. Oder besser gesagt Sarahs Piccolo-Flasche. Nämlich mit dem Hintern von Kai-Uwes Freundin. Danach war Sarahs Flasche halb leer und ihr Maß dessen, was sie an dem Abend erdulden musste schon vor dem Vorspann überfüllt. Einen Bitchfight konnte ich dank beruflich erworbener Deeskalations-Strategien nur knapp verhindern. Sarahs einizige Motivation lag in Trümmern, Stimmungstiefpunkt.

 Kai-Uwe hütete sein Ticket wie seinen Augapfel. Jedoch nicht weil er es wie ich anfangs dachte in sein Poesie-Album kleben wollte sondern weil ihm die Seriennummer auf der Karte via Verlosung die Chance auf rosa Plüsch-Handschellen versprach. Die Enttäuschung des „Leer-Ausgegangenen“ nachdem alle „Rummelplatz“-Sextoys verlost waren, war für mich kaum zu ertragen. Vielleicht wird ihn seine Freundin zum Trost nach dem Film die vom Kino zur Verfügung gestellten pinken Kabelbinder anlegen. Dann wird es trotzdem noch ein schöner Abend für Kai-Uwe.

Er wirkte auf mich wie ein echter Cineast aus Leidenschaft als er kurz nach Beginn des Films bei einer den Bruchteil einer Sekunde dauernden Bildstörung wild gestikulierend seinen Unmut ausdrückte. Überhaupt war für mich schwer zu erkennen wer von diesem Pärchen nun der größere Fan war, schien es doch als konnte Kai-Uwe die Dialoge der Hauptdarsteller voraussehen. Er war mittendrin statt nur dabei…

Erinnert ihr euch noch an das Gefühl wenn ihr so im Alter zwischen 12 und 16 Jahren mit euren Eltern unverfänglich einen Film im Öffentlich Rechtlichen geschaut habt und sich plötzlich eine Sex-Szene auf der Mattscheibe abspielte? Ich kann es nicht genau beschreiben aber es ähnelte stark meinen Empfindungen angesichts der Nähe zu Kai-Uwe.

Noch im Vorspann ereignete sich mein Highlight des Abends: Sarahs Rülps… den sicher auch Kai-Uwes Freundin gehört hat. Versteht uns nicht falsch. Wir sind nicht irgendwie falsch sozialisiert. Aber in solch emotionalen Ausnahmesituationen passieren manchmal Dinge, die sich rational nicht erklären lassen.

So, nun noch kurz zum Film:
Gut fand ich Kim „Botox“ Basinger und die Filmmusik (ich bin allerdings leicht mit Trash zu beeindrucken, immerhin steh ich auch auf Sammeltassen und Leoprint).
Erotischster Moment war für mich eine Nahaufnahme von Christian Greys Unterarm – ich bin bekennender Arm-Fetischist.
Kotzmoment des Abends war der Heiratsantrag im Poolhaus, welches stark an ein holländisches Gewächshaus erinnerte. Bitte? Geht’s noch verstörend-klischeehafter?
Als Christians Psycho-Ex die hübsche Klinker-Wand in Anas Wohnung mit einem Einschussloch verziert erhöhte sich ein einziges Mal meine Herzfrequenz. Damit hat NIEMAND gerechnet. 
Aber warum bitte der Schuss und der Hubschrauber-Absturz? Die ganze Vögelei hätte es auch getan. Und bitte WENN Christian schon fünf Minuten nach seinem Hubschrauberabsturz im Nirgendwo blut-schweiß-drecksverschmiert wieder im Fahrstuhl seines Zig-Millionen-Penthouses auftaucht dann gehören da ja wohl Flammen, Funken und Rauch in den Hintergrund. Alles andere ist schlichtweg unglaubwürdig.

Christian wirkt auf mich bedauernswert. Soll er das? Oh. Sinn des Films verkannt. Ich habe einen ausgeprägten Hang für ehrliche Sadisten in sexueller Hinsicht. Christian eiert mir zu viel rum. Abgesehen davon wirkt der Gute nicht wie 27 sondern eher wie 36.
  
Und Ana? Mit ihr teile ich die Leidenschaft für roten Lippenstift, obwohl ihrer irgendwie immer verlaufen aussieht. Muss das so? Trägt man das jetzt so? Diese Frau, die angesichts Körbchengröße AA nie einen (ernstzunehmenden) BH trägt, wirkt genau wir ihr männliches Pendant wie ein aus Gips gegossenes Klischee ihrer eigenen Rolle. „Uh – ich habe eine Ponyfrisur und einen süßen Schmollmund, trage niedliche Kleidchen in Erdtönen zu meinen bequemen Slippern. Ich bin KLUG und unschuldig.“ – Sind wir das nicht alle? 

Da ich ja die Bücher nicht kenne war das Ende für mich eine kleine Herausforderung an die Phantasie. Ich stelle mir Teil 3 ähnlich wie die Fortsetzungen von SAW vor. Die Geächteten aus den vorangegangenen Teilen werden die „heimlichen Helden“ in der Fortsetzung. Da ist Anas Chef – der Schelm, der ihr ganz uncharmant an die Wäsche wollte. Und gleich zwei Verflossene von Christian. Einmal dieses bedauernswerte Psychomädchen mit dem Revolver und den aufgeschnittenen Pulsadern und dann Kim (Filmnamen hab ich vergessen), die so etwas wie Christians grausame Lehrmeisterin war und die auch nach Longdrink und Ohrfeige im Gesicht keine Mine verzieht (warum wohl?). 
Diese drei werden sich vermutlich in Teil 3 zusammentun und nach einem beispiellosen Gemetzel eine glückliche Dreiecksbeziehung führen. Von den perversen Spielchen die daraus resultieren berichtet Teil 4...
 
Nächste Woche startet „Die Schöne und das Biest“. Ich denke das werde ich mir anschauen.  
Zu guter Letzt nochmal Dankeschön UND ENTSCHULDIGUNG an Mandy. Auch wenn wir es dir nicht in Gänze gezeigt haben war es ein netter Abend – oder wie wir sagen würden: Das war scheiße. Das machen wir mal wieder. Ich hoffe du verzeihst uns unser wenig damenhaftes Verhalten und nimmst uns und den Flachmann zu Teil 3 wieder mit - nächstes Mal aber definitiv im Einteiler!

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