Das Thema der Blogparade von Paula und ihrem Blog wasmansonichtsagendarf.ch ist ja nicht gerade ein
typisches Müller-Thema und lange bin ich um diesen Artikel herum geschlichen.
Frau Müller beschäftigt sich in der Regel entweder mit Schlüpfrigem oder
Alltags-Banalitäten, selten auch mal mit Lehrertypischem. An etwas so
fundamentales und tiefgreifendes wie „Dankbarkeit“ habe ich mich bisher nicht
ran getraut. Mein Metier ist eher boshaftes Meckern, eine gesunde Portion
Sarkasmus und gerne eine Prise Provokation.
Und dennoch hat mich das
Thema nicht losgelassen. Dankbarkeit. Ich bin meistens ein optimistischer und
positiver Mensch, hatte im Leben kaum Hürden zu meistern. Schon allein dieser
Umstand macht mich dankbar. Ich bin dadurch nicht blind vor dem Leben anderer.
Wenn ich meinen „irrsinns-bedingten“ Größenwahnsinn ausschalte und
zwischendurch immer mal wieder auf dem Boden ankomme dann wünsche ich mir nur
eins: Dass alles so bleibt wie es ist.
Die für mich wichtigsten
Dinge zum Glück habe ich und möchte sie nicht hergeben. Daher sage ich
zunächst: Danke ans Leben. Danke,
dass meine Familie (noch) in einer Gesellschaft lebt, die uns schützt, dass wir
nicht mit gegenseitigem Leid und Tod zurechtkommen müssen, dass wir nicht
hungern müssen, dass wir geliebt werden.
Ich reflektiere mehr als
der Durchschnittsmensch über das was ich bin. Und in schwachen Momenten habe
ich Angst davor, dass mir das Leben irgendwann einmal sagt: Jetzt ist Schluss
mit der „Eier-Schaukelei“. Jetzt bist du mal mit „Einstecken“ dran. Nicht immer
die anderen. Dein „Liebesperlen-Konto“ ist aufgebraucht, jetzt gibt’s mal Zitronen.
Nach dem Spaziergang der letzten Jahre kommt jetzt die Prüfung. Komme ich dann
damit klar? Der Gedanke macht mir Angst.
Verglichen mit dem was
andere Menschen in ihrem Leben ertragen müssen, ist meine Hürde wohl ein
Kinderspiel gewesen. Und dennoch hat mein Burn-Out und die Depression Spuren
hinterlassen. Erst haben sie sich jahrelang gut vor mir versteckt und waren
trotzdem immer da. Dann wurde das Versteck zu klein und das was versteckt
werden sollte immer größer. Heute kenne ich die Verstecke. Ich vertraue noch
immer nicht ganz darauf, dass nicht doch wieder etwas lauert, muss ab und zu
mal nachgucken. Meistens ist nichts da. Wie das Monster unter dem Bett, an das
wir erst nicht mehr glauben wenn wir zum 100sten Mal nachgeschaut haben. Und
wenn ich doch mal was finde, in den Verstecken von früher dann ist es klein und
schwach, viel schwächer als ich HEUTE. Es lässt sich meistens schnell verjagen.
Oder ich ignoriere es einfach eine Weile, wie es da so hockt und wartet dass es
wächst. Nach ein paar Tagen wird ihm langweilig und es verschwindet. Hört sich
einfach an – ist es aber nicht immer.
Zurück zur Dankbarkeit. Es
gibt Spiele, die machen erst Sinn wenn man sie im Team spielt. Und auch beim
Versteckspielen hat man bessere Chancen auf den Sieg wenn einem ein Mitspieler
den Rücken frei hält, während man selbst den Gegenspieler sucht. Meinem
Teamplayer möchte ich DANKE sagen. DANKE,
Herr Müller.
Kann gut mit Tieren, ältern Damen ... und mir |
Herr Müller ist seit über
15 Jahren an meiner Seite. Wir gehören wohl zu den Allerersten, die sich dank
Schülerchat im weltweiten Internet kennenlernten, sich fanden ohne sich je
gesucht zu haben und dann auch noch in benachbarten Orten wohnten. Damals waren die Umstände unseres
Kennenlernens noch sehr besonders.
Er kannte und liebte das
Ei zunächst mit Schale, dann kannte und liebte er es auch mit sehr brüchiger ja
bröselnder Schale und er kennt und liebt das Ei jetzt, ganz ohne Schale. Er war
es, der mir geholfen hat in dem „Gefühls-Auf-und-Ab“ die miese Laune von der
Krankheit abzugrenzen, der mich ernst genommen hat und mit mir zum Arzt
gegangen ist, der Erziehungsurlaub genommen hat um mir während meiner Prüfungen
den Rücken frei zu halten obwohl ich immer sooo stark sein wollte und dachte,
das alles alleine zu schaffen. Und das obwohl ich ihm in den „schlechten Zeiten“
so wenig Liebe entgegen gebracht habe.
Auch jetzt ist das Leben mit mir noch kein
Spaziergang. Manchmal, wenn sich die „Reste“ der Schale bemerkbar machen, dann
lässt er mich einfach gewähren. Er lässt mich das „Nichts“ tun, worauf ich die meiste Lust habe, erträgt meine Einsilbigkeit und die Gefühlsausbrüche, den
Familienalltag managed er einfach
alleine.
Ich bin eigensinnig, oft
selbstgerecht, launisch und ICH BIN heute EINE USCHI. Was zur Hölle ist eine Uschi,
werdet ihr denken. Uschi ist für mich Synonym für ein verwöhntes Frauchen. Herr
Müller liebt und hegt die Uschi in mir. Er lässt mich morgens länger schlafen, geht
zuerst ins Bad und räumt dann sogar den Geschirrspüler aus. Er geht im Winter
früher raus um das Auto abzukehren und die Scheiben abzutauen, ja sogar die
Sitzheizung macht er mir an. Er würde sich nie mit mir ums letzte Stück Pizza
streiten, er überlässt es einfach mir. Er erledigt meinen Papierkram und tätigt
Anrufe auf die ich keine Lust habe. Er nimmt den ollen Zweitwagen und lässt
mich mit der großen Kutsche fahren, er duldet sogar das Chaos das ich darin veranstalte. Er überlässt mir zu 99% aller Fernsehabende
das Bestimmungsrecht, nicht zuletzt teilt er mit mir natürlich diese besondere
Offenheit, die uns unsere andere Art der Beziehung (auch in sexueller Hinsicht) ermöglicht… .
All das ist für mich keine
Selbstverständlichkeit, ich weiß das zu schätzen. Auch wenn es mir im Alltag
nicht immer gelingt, ihm das zu zeigen. Ich setze das nicht voraus und er tut
es nicht weil ich das so erwarte oder weil er gar Gegenleistungen erwartet. Er
tut es einfach. Dafür (und natürlich noch für viel mehr) liebe ich ihn so sehr.
Müllers abends spät im Bett:
Frau Müller: "Schatz, hast du das gerade gehört.
Da war was... unten ... ein Geräusch.
Herr Müller (schon halb schlafend): "Ich hab nichts gehört."
Frau Müller (lauscht immer noch): "Doch, wieder... hörst du das?"
Herr Müller (leicht genervt): "SCHATZ, soll ich mal kucken gehen?"
Frau Müller: "Ach, musst du nicht. War bestimmt die Katze."
Herr Müller steht auf und schaut nach.
Mir ist so viel
Selbstlosigkeit manchmal unangenehm. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Herr
Müller, wenn ihm das Schreiben liegen würde, in einer „Gegendarstellung“ jede
Menge Gründe finden würde, warum er „seine Uschi so gerne auf ihrem rosa Kissen“
durchs Leben trägt.
Danke Herr Müller. Danke
dass du mir so oft die Angst vor der Zukunft nimmst weil ich weiß, dass das mit
dir an meiner Seite schon irgendwie wird.
Der
heutige Artikel hat in erster Linie eine Botschaft an Herrn Müller, an zweiter
Stelle ans Leben. Ich möchte (wie auch in allen anderen Artikeln in denen ich
über Besonderheiten unserer Beziehung schreibe) kein Richtig und kein Falsch
definieren. So wie Menschen verschieden sind, sind es auch Beziehungen. Wir
suchen uns den Menschen der zu uns passt (und mit dem jemand anderes vielleicht
so gar nichts anfangen kann). Genauso sollten wir es auch mit der Art unserer
Beziehungen halten…
Ihr dürft mir gerne auch auf Facebook folgen. DANKE
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen