Lehrer sind auch nur Menschen. Und nicht jeder trifft sich abends mit Kolleginnen abwechselnd zum Nordic Walking oder zum Fortgeschrittenenkurs in Seidenmalerei. Ich denke ich bin das Kuckucksei im Lehrerzimmer. Etwa wie ein Veganer, der ausversehen Metzger geworden ist oder ein Pilot mit Höhenangst. Oder wie eine Franzi van Almsick, die immer wieder vom Schwebebalken fällt weil sie noch nie jemand ins Wasser geschubst hat.

Mittwoch, 7. Dezember 2016

GAYZEMBER: Der Schrei nach Sekt oder Seife TEIL 1 - Frau Müller zu Gast im schwulen LEIPZIG


Wir steigern die Dosis langsam um einem möglichen Kulturschock ungeübter Leser zuvorzukommen. Heute immer noch sehr viel Hetero und ein bisschen Homo. Nächstes Mal dann endlich auch mehr Details zu meinen rosa Prinzen, die ich im ersten Gayzember-Post schon angekündigt habe.
Das Wichtigste vorweg (da ich weiß, dass meine Art von Humor durchaus polarisiert):

Ich respektiere Homosexuelle und sämtliche anderen sexuellen Orientierungen in vollem Umfang. Gesellschaftlich gemeinhin als „abwertend“ anerkannte Begrifflichkeiten wie zum Beispiel Schwuchtel o.ä. habe ich dem liebevoll-vulgären Umgangston meiner geschätzten homosexuellen Freunde entnommen. Wenn ich auch nie ein echtes Einhorn kennenlernen durfte, die Freude euch zu kennen bringt mich über diesen Verlust hinweg.


Seit ich mit 20 Jahren ein Fan der ersten Stunde von Carrie Bradshaw und ihrem stylischen New Yorker Leben aus Sex and the City war, hatte ich einen Traum. Kein eigenes Paar Manolos,  Designerkleider oder einen begehbaren Kleiderschrank finanziert durch eine wöchentliche Kolumne deren Recherche aus Sex, Partys und Society bestand. Nein, etwas ganz Anderes verzauberte mich jedes Mal aufs Neue. Carries schwuler Freund Stanford Blatch!

Immer gut gekleidet und stets gepflegt wusste er wo die heißesten Partys starten, kannte die wichtigsten Leute, war perfekter Shoppingbegleiter (weil stilbewusst und schonungslos ehrlich) und vertrieb Langeweile mit herrlich frivolen Details aus seinem Sex- und Liebesleben. Dabei litt er gerne theatralischer als jede noch so beste Freundin. So einen Menschen wünschte ich mir auch in meinem Leben.

Ich habe mir diesen Traum verwirklicht. Rick erfüllt nahezu jedes der oben genannten Klischees, die Schwule so wunderbar liebenswert machen und er hat mich, beziehungsweise uns in eine Gesellschaft eingeführt, die ich nicht mehr missen möchte. 
Einige der besten Disco-Nächte, die ich je erlebte (und ich dachte jenseits der 30 findet so etwas gar nicht mehr statt) hatte ich in einer Homo-Disco. Was tun an einem Freitagabend auf Kurztrip in der Großstadt, na klar… Ich kenn jemand, der jemand kennt… ihr wisst ja wie das ist.

Spannend. Zwei Hetero-Pärchen in der Schwulen-Disco. Was soll ich sagen, wir haben uns prächtig amüsiert. 

Zunächst sollte man als Frau natürlich eifersuchtsfrei sein um entspannt mit der Tatsache umgehen zu können, dass der eigene Mann keine zehn Minuten nach Betreten der Location offensiv angebaggert wird – trotz weiblicher Begleitung.

Die Schwulen baggern mit Stil. Dennoch konnte der süße Mini-Schokoweihnachtsmann samt Angebot ihn zu teilen oder aber der "Du-erinnerst-mich-an-einen-Filmstar-ich-glaube-es-ist-Billy-Zane"-Spruch unseren durch und durch heterosexuellen Marco nicht erweichen. Er blieb charmant beim Körbe geben.  

Die Tatsache, dass er sich schweren Herzens in der Vorwoche aus beruflichen Gründen von seinem Hipster-Bärtchen trennen musste, machte ihn zur Homoparty zum Objekt der Begierde. Schwule scheinen nicht besonders auf Bärte zu stehen. Für den bärtigen Herrn Müller blieb die Lage dafür umso "entspannter".

Wenn man bei der Eifersucht ein Häkchen setzen kann okay. Als Nächstes darf man nicht unter Komplexen leiden beziehungsweise mit falschen Intentionen in die "Fummel-Schublade" greifen. 



Wenn ich mich als feierwillige Lady in einem Outfit ins Getümmel stürze, in dem ich zu Hause auf dem Land von den Bauern mit Mistgabeln und Fackeln zum Dorfplatz getrieben werden würde, dafür aber jetzt von niemanden wirklich anerkennende Blicke erhalte, sollte mich das eher  entspannen als beunruhigen. 

Ich für meinen Teil "verkleide" mich einfach gerne, besonders mit Sachen die man sonst nur mit dem abwertenden "Wo-zur-Hölle-soll-man-sowas-anziehen"-Blick begutachtet.

Im gepflegten „Nuttenfummel“ entspricht man logischerweise weder dem Beuteschema homosexueller Männer, noch dem der meisten Lesben. Die bevorzugen wiederum ja häufig (ein Klischee das durch Beobachtungen meinerseits Bestätigung fand) den „natürlichen“ bis „burschikosen“ Style mit Holzfällerhemd, Cappi  und Sneakers.

Und ganz wichtig: man sollte nicht (sexuell) frustriert sein. In so einem Homo-Laden lauert der Stein der Weisen für die Frage aller Fragen aus dem Single-Frauen-Universum: Wo sind alle gutaussehenden und auffallend gepflegten Männer? HIER, sie sind hiiiier. Und zwar ALLE!
 
Wenn man dann permanent  zwischen den Gedanken „Mit dem würde ich gerne ein Eigenheim bauen und acht Kinder kriegen“ und „Was? Der auch? Schade!“ schwankt, dann hat der Abend natürlich den Spaßfaktor einer Darmspiegelung.

Wir scheinen trotzdem irgendwie aufzufallen in der Masse, zumindest fragt der (vermutlich heterosexuelle) Türsteher Marco beim Einlass ob er denn wisse, um welche Art Veranstaltung es sich handele. Ja, wissen wir alle. Um kurz nach Elf kommen wir tiefenentspannt, neugierig und vor Selbstbewusstsein überlaufend nach einem Zwischenstopp an der Bar auf der Tanzfläche an. Der Laden bebt, die Meute feiert wie im Rausch. 

Richtig gelesen, kurz nach Elf. In einer Normalo-Disko halten sich die bartlosen Testosteron-Hengste um diese Zeit an einem Glas Whisky-Cola fest, wippen rhythmisch mit höchstens einem Zehenglied und warten darauf das sich gutaussehende willige Frauen nackt zu ihren Füßen werfen. Die Tanzfläche indessen sieht aus wie eine Hochebene im Himalaya.

Ganz anders zur Homo-Party. Noch vor Mitternacht überall tanzende, feiernde und unverhohlen balzende Menschen. „Baggerst du noch oder fummelst du schon“ an jeder Ecke. Herrlich – wenn man nicht homophob ist natürlich.

Entspannt. Man lässt sich mitreisen, singt mit, tanzt mit, trinkt mit, feiert mit und brüllt gemeinsam mit seinen schwitzenden Brüdern und Schwestern Mariah Careys „All I want for Chrismas“. Das tut man übrigens nicht nur im Dezember, sondern wie ich feststellen musste auch an Pfingsten oder im September. Der Song scheint eine Art Gay-Hymne zu sein. Weihnachten ist quasi wenn du mit den Menschen zusammen bist, die du liebst. GAYZEMBER ist also eigentlich ganzjährig.

Wirhlen uns berauscht, wie auf einer Droge - einer Regenbogen-Droge. Man rutscht auf einem Regenbogen umgeben von einer Glitzerwolke, die nach Kaugummi durftet, spiralförmig durch Zuckerwattewolken und weiß, dass unten die Glücksbärchis schon mit einer Fahrt im Kettenkarussell warten. So ungefähr kann man sich Feiern zur Homoparty vorstellen. Klar, man muss das mögen. Aber Glitzer und Glücksbärchis sind auch nicht jedermanns Sache.  Keine Ahnung was da in der Luft liegt, auf jeden Fall macht es extrem abhängig.

Heute sind meine homosexuellen Schätzchen zu kurz gekommen. Die aufwändige Beschreibung der Ausgangslage ist schuld. 
Nächste Woche lassen wir die Hetero-Männer beim Fußball. Ladys allein mit den Glitzer-Boys unterwegs, Spannendes aus dem Regenbogen-Nähkästchen jenseits der Tanzfläche und vor allem die Entstehung des Blogpost-Titels gibt's dann am 14.12.


Und hier alles was Frau Müller so bewegt wenn sie nicht gerade durch die Zuckerwatte Richtung Teddys in Pastellfarben rutscht.

Außerdem würde ich mich freuen, wenn ihr mal bei Was man so nicht sagen darf! reinschaut. Die liebe Paula äußert sich dort in ihrem Clip zum 6.Dezember ihres UglyTruth Adventskalenders zu ihren Erfahrungen mit schwulen Freunden (und ganz nebenbei auch sehr wohlwollend über meine Wenigkeit - DANKE meine Liebe). Reinschauen lohnt, umschauen umso mehr. Weltumspannende Fragen und Themen warten darauf, von euch entdeckt zu werden.

2 Kommentare:

  1. Huhu, Frau Müller! Na, da hast du ja mal so richtig Spaß gehabt!! Glitzer, Glücksbärchies und alles in rosa....herrlich! Was das für einen Spaß gemacht hat, kann man direkt mitfühlen :-) Ich freue mich schon auf den nächsten Post!

    LG
    Petra

    AntwortenLöschen
  2. Und du durftest mit dabei sein! Yeaaah! Noch ne Runde Rutschen mit den Glücksbärchies :)))))

    AntwortenLöschen