Ein kürzlich erschienener
Zeitungsartikel in dem es um die sprachliche Verrohung der Kinder und
Jugendlichen und ihre Folgen ging endete mit diesem Zitat: „In der Schule von
heute sitzt die Gesellschaft von morgen.“ Wenn das so ist möchte ich gestern
schon gestorben sein.
Im Ernst, wenn meine Kinder den Wunsch äußern Lehrer werden zu wollen dann enterbe ich sie. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Beiden auf so einen absurden Gedanken kommen. Viel zu oft erleben sie mich grenzwahnsinnig, fast schon psychotisch nachmittags über meinem Becher Milchkaffee abwechselnd vor mich hin starrend oder lauthals schimpfend über die Wirrungen des Tages.
Letzten Montag erfuhr ich dass das Problemkind einer Kollegin übers Wochenende Hals über Kopf verzogen ist. Verdammt nochmal, warum passiert mir sowas nicht. Wieso ziehen Justin, Kevin oder Chantal nicht einfach mal spontan in ein anderes Bundesland? Herr Müller schließt das Fenster zum Schutz der Nachbarn und entgegnet mit meditativ-geerdeter Stimme: „Schatz, weil dein Klassenzimmer dann leer wäre?“
Alle Welt sorgt sich immer um die Kinder. Sie verrohen. Sie kämpfen mit den Folgen ihrer veränderten Kindheit täglich aufs Neue: wenn sie die bedeutungsunterscheidenden Merkmale von Buchstaben nicht wahrnehmen und so in der fünften Klasse die letzte Fibelseite immer noch nur auswendig „lesen“ oder beim Rechnen von Aufgaben wie Fünf plus drei sogar ihre Nase mit zählen.
Die Schule, es ist die Schule die etwas ändern muss. Nehmen wir uns Länder her wo es anscheinend keine dummen Kinder gibt und pflanzen dieses Schulsystem nach Deutschland. Wenn ich eine Kokospalme in die Arktis pflanze, dann wird diese aller Wahrscheinlichkeit nach auch keine Früchte tragen.
An Eltern, die ihre Erziehungsaufgabe darin sehen ihr Kind mit Glutamat zu ernähren, ihm während dem Nachmittagsprogramm auf RTLII die Audiodatei auf dem Geschichtenerzähler-Frosch auf Endlosschleife zu stellen und per Familienplaner in der Küche ans regelmäßige Aschenbecher-Ausleeren erinnern, wird erst in dritter Instanz gedacht.
Die Schule ist schuld und mit ihr die Lehrer, die tun nämlich viel zu wenig. Eigentlich haben die ja nur Ferien und wenn nicht sind sie um halb zwölf zu hause.
Sollen wir ernsthaft ein schlechtes Gewissen wegen unserer Arbeitszeiten haben gegenüber Eltern, die vormittags genug Zeit haben Anzeige gegen Sechstklässler wegen harmloser Rangeleien auf dem Schulhof zu erstatten, uns in verdienten Pausen auflauern um uns zu einem ungeplanten Gespräch wegen Belanglosigkeiten zu nötigen oder die zu bequem sind bei einem Unfall ihres Kindes mit dem Bus in die Schule zu fahren weil alle anderen arbeitslosen Freunde mit Auto ohne TÜV wohl gerade einen Pflichttermin beim Arbeitsamt wahrnehmen? Ich denke nicht.
Manchmal beneide ich diesem Menschen um ihr Leben nach dem Motto „Dummheit schafft Freizeit“. Mich bringt mein schlechtes Mutti-Gewissen um wenn ich mal versehentlich vergesse einem meiner Kinder das Geld für die Pausenmilch mitzugeben. Ich sehe in meinen Alpträumen Lehrerinnen mit fies verzerrten Gesichtern zusammensitzen und darüber schimpfen was für furchtbare Eltern wir sind weil der Bleistift meines Kindes schon den zweiten Tag nicht gespitzt ist.
Auf der anderen Seite des Machtgefälles wird mir schamlos ins Gesicht gelogen: natürlich erledige ich tägliche mit meinem Kind gemeinsam die Hausaufgaben, gleich wenn es nach Hause kommt, dann kontrollieren wir zusammen die Schultasche, ersetzen was kaputt ist oder fehlt, üben lesen und rechnen und dann geht’s erst raus zum spielen. Genau. Und Punkt neunzehn Uhr kommt ein Glücksbärchie an die Bettkante geflogen und singt gemeinsam mit Mama, Papa und Kind ein Gute-Nacht-Lied. Ich kotze gleich. Glauben die ernsthaft ich nehme denen diese Scheiße ab? Oder sind die wirklich so dämlich und merken nicht mal dass die Entfernung zwischen Wunsch und Wirklichkeit der Strecke Rostock-München entspricht?
Im Ernst, wenn meine Kinder den Wunsch äußern Lehrer werden zu wollen dann enterbe ich sie. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Beiden auf so einen absurden Gedanken kommen. Viel zu oft erleben sie mich grenzwahnsinnig, fast schon psychotisch nachmittags über meinem Becher Milchkaffee abwechselnd vor mich hin starrend oder lauthals schimpfend über die Wirrungen des Tages.
Letzten Montag erfuhr ich dass das Problemkind einer Kollegin übers Wochenende Hals über Kopf verzogen ist. Verdammt nochmal, warum passiert mir sowas nicht. Wieso ziehen Justin, Kevin oder Chantal nicht einfach mal spontan in ein anderes Bundesland? Herr Müller schließt das Fenster zum Schutz der Nachbarn und entgegnet mit meditativ-geerdeter Stimme: „Schatz, weil dein Klassenzimmer dann leer wäre?“
Alle Welt sorgt sich immer um die Kinder. Sie verrohen. Sie kämpfen mit den Folgen ihrer veränderten Kindheit täglich aufs Neue: wenn sie die bedeutungsunterscheidenden Merkmale von Buchstaben nicht wahrnehmen und so in der fünften Klasse die letzte Fibelseite immer noch nur auswendig „lesen“ oder beim Rechnen von Aufgaben wie Fünf plus drei sogar ihre Nase mit zählen.
Die Schule, es ist die Schule die etwas ändern muss. Nehmen wir uns Länder her wo es anscheinend keine dummen Kinder gibt und pflanzen dieses Schulsystem nach Deutschland. Wenn ich eine Kokospalme in die Arktis pflanze, dann wird diese aller Wahrscheinlichkeit nach auch keine Früchte tragen.
An Eltern, die ihre Erziehungsaufgabe darin sehen ihr Kind mit Glutamat zu ernähren, ihm während dem Nachmittagsprogramm auf RTLII die Audiodatei auf dem Geschichtenerzähler-Frosch auf Endlosschleife zu stellen und per Familienplaner in der Küche ans regelmäßige Aschenbecher-Ausleeren erinnern, wird erst in dritter Instanz gedacht.
Die Schule ist schuld und mit ihr die Lehrer, die tun nämlich viel zu wenig. Eigentlich haben die ja nur Ferien und wenn nicht sind sie um halb zwölf zu hause.
Sollen wir ernsthaft ein schlechtes Gewissen wegen unserer Arbeitszeiten haben gegenüber Eltern, die vormittags genug Zeit haben Anzeige gegen Sechstklässler wegen harmloser Rangeleien auf dem Schulhof zu erstatten, uns in verdienten Pausen auflauern um uns zu einem ungeplanten Gespräch wegen Belanglosigkeiten zu nötigen oder die zu bequem sind bei einem Unfall ihres Kindes mit dem Bus in die Schule zu fahren weil alle anderen arbeitslosen Freunde mit Auto ohne TÜV wohl gerade einen Pflichttermin beim Arbeitsamt wahrnehmen? Ich denke nicht.
Manchmal beneide ich diesem Menschen um ihr Leben nach dem Motto „Dummheit schafft Freizeit“. Mich bringt mein schlechtes Mutti-Gewissen um wenn ich mal versehentlich vergesse einem meiner Kinder das Geld für die Pausenmilch mitzugeben. Ich sehe in meinen Alpträumen Lehrerinnen mit fies verzerrten Gesichtern zusammensitzen und darüber schimpfen was für furchtbare Eltern wir sind weil der Bleistift meines Kindes schon den zweiten Tag nicht gespitzt ist.
Auf der anderen Seite des Machtgefälles wird mir schamlos ins Gesicht gelogen: natürlich erledige ich tägliche mit meinem Kind gemeinsam die Hausaufgaben, gleich wenn es nach Hause kommt, dann kontrollieren wir zusammen die Schultasche, ersetzen was kaputt ist oder fehlt, üben lesen und rechnen und dann geht’s erst raus zum spielen. Genau. Und Punkt neunzehn Uhr kommt ein Glücksbärchie an die Bettkante geflogen und singt gemeinsam mit Mama, Papa und Kind ein Gute-Nacht-Lied. Ich kotze gleich. Glauben die ernsthaft ich nehme denen diese Scheiße ab? Oder sind die wirklich so dämlich und merken nicht mal dass die Entfernung zwischen Wunsch und Wirklichkeit der Strecke Rostock-München entspricht?
Ein Drittklässler hat
mal in der Werkstunde zu mir gesagt „Ach geh mir nicht auf den Sack!“ als ich
ihm einfach nur schon das dritte Mal meine Hilfe angeboten habe. Stellen wir
uns vor ich reagiere mit exakt dem selben Wortlaut auf eine dieser
Schülerfragen, die einen an den Rande des Wahnsinns treiben weil man die Antwort
auf die Frage gerade in 45 Minuten Unterricht auf vier bis acht verschiedene
Arten (um auch ja jeden Lerntyp unter den wertvollen Schülerpersönlichkeiten
anzusprechen) gegeben hat.
Ich wette die arbeitslosen Eltern würden spätestens am nächsten Tag noch vor der ersten Stunde an der Tür des Lehrerzimmers auf mich warten um mich mit meiner beruflichen Fehlentscheidung zu konfrontieren. Sind das aber nicht genau die Eltern, die ihren Kindern mit dem Muttermilchersatz aus dem Silikonsauger eintrichtern, dass sie sich von niemandem etwas sagen lassen müssen?
Die hobbymäßig pädagogische Entscheidungen anzweifeln und mit uns über Noten diskutieren, von deren Bewertungsgrundlagen sie keinen blassen Schimmer haben, nur weil es ihnen anscheinend an sinnstiftender Freizeitgestaltung mangelt wenn bei Frauentausch mal wieder nur Wiederholungen laufen?
Eltern die ihren Kindern in guter Absicht einbläuen das Niemand sie anfassen darf ohne ihnen dabei den Unterschied zwischen sexueller Belästigung und einem Handgriff am Arm zu verdeutlichen, der einen Schüler schützen soll platt gefahren zu werden wenn er nach der dritten Ermahnung immer noch neben statt auf dem Gehweg läuft.
Gut, ich lass‘ eure Kinder laufen. Wenn ihr mich anzeigt wegen Verletzung meiner Fürsorgepflicht seid euch bewusst dass ihr mit dem Bus zum Gericht fahren müsst wenn niemand Zeit hat euch zu fahren und ihr die neueste Folge Berlin Tag und Nacht verpasst.
Redet euren Kindern ruhig ein, dass Nachsitzen Freiheitsberaubung ist, ihr erzieht sie damit ganz sicher zu solch produktiven und mündigen Individuen wie ihr es seid. Die Wurzel des Problems, dass sich in den Schulen schneller ausbreitet als Billig-Crystal liegt in dieser wachsenden Schattengesellschaft, die ihre eigene Dummheit erst vererbt und dann versucht mit aus Gerichtsshows und Realitydokus abgekuckten Phrasen darüber hinweg zu täuschen.
Ich wünsche mir eine Gesellschaft zurück in der Eltern am Lehrertag Blumen mitschicken und der örtliche Pädagoge gemeinsam mit dem Pfarrer zu den angesehensten Personen des Dorfes gehören. Ich weiß, reine Utopie.
Eine andere Idee die vielleicht einfacher umzusetzen ist: ein neues Sendeformat. Lehrer tauschen mit Eltern. Ich stelle es mir wunderbar vor, an meinem Fliesentisch sitzend vormittags bei einem Käffchen Kippen zu stopfen während sich meine Tauschpartner oder meine Tauschpartnerin sechs Stunden am Stück mit seinen eigenen missratenen Gören rumärgern muss….
Noch mehr bildungs-(un)politischen Lehrertalk gibts in der Außenstelle des Lehrerzimmers.
Ich wette die arbeitslosen Eltern würden spätestens am nächsten Tag noch vor der ersten Stunde an der Tür des Lehrerzimmers auf mich warten um mich mit meiner beruflichen Fehlentscheidung zu konfrontieren. Sind das aber nicht genau die Eltern, die ihren Kindern mit dem Muttermilchersatz aus dem Silikonsauger eintrichtern, dass sie sich von niemandem etwas sagen lassen müssen?
Die hobbymäßig pädagogische Entscheidungen anzweifeln und mit uns über Noten diskutieren, von deren Bewertungsgrundlagen sie keinen blassen Schimmer haben, nur weil es ihnen anscheinend an sinnstiftender Freizeitgestaltung mangelt wenn bei Frauentausch mal wieder nur Wiederholungen laufen?
Eltern die ihren Kindern in guter Absicht einbläuen das Niemand sie anfassen darf ohne ihnen dabei den Unterschied zwischen sexueller Belästigung und einem Handgriff am Arm zu verdeutlichen, der einen Schüler schützen soll platt gefahren zu werden wenn er nach der dritten Ermahnung immer noch neben statt auf dem Gehweg läuft.
Gut, ich lass‘ eure Kinder laufen. Wenn ihr mich anzeigt wegen Verletzung meiner Fürsorgepflicht seid euch bewusst dass ihr mit dem Bus zum Gericht fahren müsst wenn niemand Zeit hat euch zu fahren und ihr die neueste Folge Berlin Tag und Nacht verpasst.
Redet euren Kindern ruhig ein, dass Nachsitzen Freiheitsberaubung ist, ihr erzieht sie damit ganz sicher zu solch produktiven und mündigen Individuen wie ihr es seid. Die Wurzel des Problems, dass sich in den Schulen schneller ausbreitet als Billig-Crystal liegt in dieser wachsenden Schattengesellschaft, die ihre eigene Dummheit erst vererbt und dann versucht mit aus Gerichtsshows und Realitydokus abgekuckten Phrasen darüber hinweg zu täuschen.
Ich wünsche mir eine Gesellschaft zurück in der Eltern am Lehrertag Blumen mitschicken und der örtliche Pädagoge gemeinsam mit dem Pfarrer zu den angesehensten Personen des Dorfes gehören. Ich weiß, reine Utopie.
Eine andere Idee die vielleicht einfacher umzusetzen ist: ein neues Sendeformat. Lehrer tauschen mit Eltern. Ich stelle es mir wunderbar vor, an meinem Fliesentisch sitzend vormittags bei einem Käffchen Kippen zu stopfen während sich meine Tauschpartner oder meine Tauschpartnerin sechs Stunden am Stück mit seinen eigenen missratenen Gören rumärgern muss….
Noch mehr bildungs-(un)politischen Lehrertalk gibts in der Außenstelle des Lehrerzimmers.
(Jaqueline und
Sven sind heute ohne Jerome-Jeremy, Shanaya-Sunshine und Cinderella-Cayenne
unterwegs)
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Frau Müller, Sie sind ein Traum und haben mir meine akute Arbeitsunlust eindeutig versüßt.
AntwortenLöschenVielen Dank
Vielen Dank, meine Liebe. Freut mich wenn aus meinem Frust deine Lust und daraus wiederum MEINE Lust werden konnte. Das ist so eine Art Second-Hand-Motivation. Oder EBay für Emotionen. Über das was du loswerden willst freut sich ein anderer- oder in deinem Fall eine Andere. Oder wie Vintage. Also ich steh auf Vintage...
AntwortenLöschenLG
Und das geile an dieser Scheiße: wenn du, Frau Müller, deine Chantalles und Käääääwinnns nach 2 maligem Wiederholen ohne Schulabschluss in die Freiheit der Hartz IV-Welt entlässt, sitzen diese unfähigen Schmarotzer an meinem Tisch und gucken mich ungläubig an, wenn ich verlange, dass sie ihren Namen im entsprechenden Feld doch bitte nicht mit einem Kreuz eintragen, sondern Buchstaben verwenden sollen. Und, ach ja, Kaugummis unter meinem Tisch werden mit sofortigem Gebäudeverweis belohnt, Kotzen auf meinen Tisch genauso wie entblößte Hinterteile Richtung mein Gesicht strecken..... Ich denke, du und ich, wir haben die gleichen Menschen vor uns nur unterschiedlich alt und wir beide stellen fest, dass wir einfach keine Chance haben. Irgendwie gebe ich nur nie die Hoffnung auf - und ich bin dankbar, dass ich deinen Job nicht machen muss!!!!!
AntwortenLöschenGanz liebe Grüße jenseits der Dummheit
Petra
Ich verzichte voller Ehrfurcht diesmal auf viele Worte als Antwort und verneige mich stattdessen still! Ehrliche Anerkennung für Job und Kommentar *nullironieimspiel*
AntwortenLöschenHochachtungsvoll,
Frau Müller