Ich wills mal so versuchen: nach dem wirklich anspruchsvollen und gesellschaftskritischen Artikel von letzter Woche, ist es in dieser Woche mein Ziel euch eher seichte Unterhaltung zu bieten. Für's Leserhirn entsteht dadurch eine geistige Kneippkur. Die Bedeutung von gestärkten Abwehrkräften in jedweder Hinsicht ist in heutigen Zeiten nicht zu unterschätzen.
Für mich selbst hat das Schreiben eine kathartische Wirkung. Ich hatte heute ein überaus angenehmes (nicht) 45minütiges Elterngespräch am Telefon mit einem türkischen Vater, der seinen Termin platzen ließ indem er uns als Schule direkt überging und seine Absage zur Teilnahme am Gespräch direkt ans Ministerium richtete. Beratungs"gegenstand" war sein zwölfjähriger, in Deutschland geborener Sohn mit 70er-IQ, für den der Vater erst eine Integration in die DAZ-Klasse erstritt und nun Fachanwälte und diverse Ministeriumsmitarbeiter bemüht, dem Sohnemann auch den Realschulabschluss zu ermöglichen. Ihre pädagogische Fachkompetenz in allen Ehren, aber sie sind EINE FRAU! Außerdem sichert ihr Bildungsminister den Eltern dieses und jenes zu... blablabla..
DESWEGEN MEERSCHWEINCHEN!!!!
Ich bin kein gläubiger
Mensch. Meine Berührungspunkte mit der Kirche beschränken sich auf die als Kind
in der sogenannten Christenlehre gesammelten Erfahrungen. Es handelte sich um
eine Veranstaltungsreihe zur Aufzucht folgsamer Schäfchen, welche ich nur
besuchte um „dazuzugehören“. Mit vierzehn fing ich an zu rauchen. Aus demselben
Grund. Glücklicherweise erkannte ich bei beiden Versuchen rechtzeitig, dass es
die Sache nicht wert war.
Ganz um die Gotteshäuser komme ich dank meiner lieben Familie nicht drum herum, seien es jetzt Geschwister, die unbedingt einen Gottbrauchen, der ihr Eheversprechen bezeugt oder auch meine eigenen Kinder, deren Schulen die Kirche ständig als Austragungsort für Veranstaltungen nutzen, denen man ungern fern bleibt, wenn man als Mutter ein Restgewissen hat.
Ganz um die Gotteshäuser komme ich dank meiner lieben Familie nicht drum herum, seien es jetzt Geschwister, die unbedingt einen Gottbrauchen, der ihr Eheversprechen bezeugt oder auch meine eigenen Kinder, deren Schulen die Kirche ständig als Austragungsort für Veranstaltungen nutzen, denen man ungern fern bleibt, wenn man als Mutter ein Restgewissen hat.
Mein Wissen zur biblischen Geschichte ist eine Mischung aus Allgemeinwissen, Erinnerungsfetzen aus den oben bereits erwähnten Bibelstunden sowie bunten Illustrationen aus einem Buch, das die Zeugen Jehovas meiner Oma einmal geschenkt hatten und aus dem sie mir gerne vorlas. Ich mochte das Buch sehr wegen der schönen Bilder und ich mochte auch die Zeugen Jehovas. Weil ich in der Zeit, während diese Frauen in knöchellangen Bundfaltenröcken bei meiner Oma auf der Eckbank saßen, immer im Wohnzimmer fernsehen durfte.
Wir wissen heute dank findiger Forscher und nicht zuletzt gesundem Menschenverstand, dass dieser ganze Firlefanz nicht mehr als ein Märchen ist, welches erfunden wurde um Erklärungen für bis dahin Unerklärliches zu liefern und genau deshalb auch so gehyped wurde. Gott erschuf die Welt und ihr ganzes Drumherum in sieben Tagen. Das heißt genauer gesagt in sechs, denn am siebten Tag feierte er sich ja für sein Werk. Ich weiß nicht was es über mich und die Sache insgesamt aussagt, dass ich mittlerweile fünf Minuten brauche um aus vier Teilen in einem Ü-Ei ein Mini-Auto zusammenzusetzen, jedenfalls macht das alles Gott für mich nicht unbedingt glaubwürdiger. Vielleicht hätte man Gott engagieren sollen um den BER zu bauen.
Wie auch immer.
Die Schöpfungsgeschichte ist also Käse. Evolution ist da schon einleuchtender.
Aber- und jetzt kommt es: Welche Rolle spielt das Meerschweinchen dabei? Ich
meine, schaut euch mal ein Meerschweinchen an. Was hat sich die Natur
gedacht??? Da ist nix fertig dran.
So aufgeklärt ich auch bin,
so viele Stunden ich auch in den Tiefen meines gesunden Menschenverstandes und
jenseits des Tellerrandes gesucht habe: ich finde keine weltliche Erklärung für
die Existenz von Meerschweinchen. Und da Menschen nun mal dazu neigen,
erfinderisch zu werden wenn sie sich etwas nicht erklären können, entwickelte
ich folgende Theorie:
Gott saß am sechsten Tag in
Jogginghose und EMP-Hoodie an seinem Fliesentisch. Neben ihm stand ein großer
Plastikeimer, in dem einmal Kartoffelsalat aus dem Großmarkt war. Der Heilige
Vater mochte den Convenience-Fraß. Ein Mann mit seinem Terminkalender hatte
eben wenig Zeit zum Kochen. In diesem Gefäß hatte er also am Morgen ein Gemisch
aus Bauchnabelflusen, Smegma und den Neigen des Bierkastens vom letzten
Silvester hergestellt. Seit dem späten Vormittag hockte er in seinem
abgeranzten Ledersessel und formte ein Tier nach dem anderen während er
Reality-Dokus schaute.
Als er am späten Nachmittag endlich dabei war, Adam und Eva zu modellieren, lief im TV gerade Berlin – Tag und Nacht. Gott betrachtete sein Werk während er sich seinen Sechstagebart nachdenklich kratzte. Er war frustriert, machte sich einen Kaffee und ging erstmal eine rauchen. Als er in seine Sitzkuhle zurückkehrte, fiel sein Blick auf die Reste der bildbaren Masse im Kartoffelsalateimer. Er seufzte. Sein Kopf war leer und seine Motivation am Boden.
Adam und Eva sollten die Krönung seines Tagwerks werden, waren aber eine einzige Enttäuschung. Adam gab kaum zwei Minuten nach seinem ersten Atemzug seiner Eva einen neckischen Klapps auf den von Gott geformten Hintern und fragte sie zärtlich in ihr Ohr flüsternd, was es heute zum Abendbrot gibt. Eva fühlte sich nur ganz kurz in ihrer weiblichen Ehre verletzt und schmierte ihrem Adam ein mit Gewürzgürkchen garniertes Leberwurstbrot nachdem er sie bei Facebook auf irgendeine Lebensweisheit zum Thema Liebe markiert hatte.
So kratzte der Heiland gelangweilt den Eimer aus, schnaubte verächtlich und knetete lustlos auf dem Klumpen organischem Playdoh herum. Er formte etwas, das aussah wie ein Alf. Nur die Proportionen stimmten nicht. Hätte Gott an dieser Stelle aufgehört, dann gäbe es heute zumindest eine vernünftige Erklärung für Pietro Lombardi. Leider ploppte just in diesem Moment eine Meldung seines CandyCrush-Accounts auf dem Display des heiligen Smartphones auf. Und so pfefferte der Allmächtige den Pietro-Alf-Prototyp in die Ecke genau zwischen Klappwäscheständer und der schweren Eichenholzanbauwand mit den Schnitzereien aus dem Secondhand-Kaufhaus. Und dort vergaß er ihn beim Zocken.
Durch den Luftwiderstand auf der Flugbahn zwischen Gottes Hand und der staubigen Nische bildeten sich vier rudimentäre Beinchen und zwei ebenso nicht ernstzunehmende Ohren. Das Meerschweinchen war erschaffen. Die Geräusche, die das Meerschweinchen seine Stimmer nennt, hatte es sich immer dann von Eva abgehört, wenn Adam ihr mit seinem Leberwurstatem am Ohrläppchen knabberte…
Gott und ich, wir sind - was unkonventionelle Ideen angeht - vom selben Schlag. Nachdem er das Meerschweinchen zwischen all den Wollmäusen und Fusselbällchen in seiner unaufgeräumten Junggesellenbude erst viel zu spät entdeckte und nach einer geeigneten Methode sann, seinen Fehler auszumärzen, erschien ihm eine Sintflut als das einzige sinnvolle Mittel. Schwimmen konnten diese Filzeier mit ihren winzigen Extremitäten unmöglich und ihr Fell würde sie nach unten in die Tiefe ziehen wie einen Frotteewaschlappen in der Badewanne.
Wie es nun aber leider typisch ist für die Kommunikation zwischen zwei Männern, vergaß Gott Noah bei dem Befehl zum Bau einer Arche und dieser ganzen Viecher-Sammelei über seinen Meerschweinchen-Vernichtungsplan zu informieren. Es ist jedoch leider nicht überliefert, ob es auf die herkömmliche Art überlebte oder es einfach nur Glück war, dass Noah kurz vor Einsetzen des reinigenden Regens einen wirklich gut recherchierten Artikel über Vegetarismus im Spiegel las.
Was in den darauf folgenden Jahren bis zur Gegenwart geschah entzieht sich meiner Kenntnis ebenso wie sich die Spezies Cavia porcellus den Prozessen der Evolution entzog und daher heute noch die Handschrift eines Schöpfers an der Schwelle zum Burnout trägt.
Als er am späten Nachmittag endlich dabei war, Adam und Eva zu modellieren, lief im TV gerade Berlin – Tag und Nacht. Gott betrachtete sein Werk während er sich seinen Sechstagebart nachdenklich kratzte. Er war frustriert, machte sich einen Kaffee und ging erstmal eine rauchen. Als er in seine Sitzkuhle zurückkehrte, fiel sein Blick auf die Reste der bildbaren Masse im Kartoffelsalateimer. Er seufzte. Sein Kopf war leer und seine Motivation am Boden.
Adam und Eva sollten die Krönung seines Tagwerks werden, waren aber eine einzige Enttäuschung. Adam gab kaum zwei Minuten nach seinem ersten Atemzug seiner Eva einen neckischen Klapps auf den von Gott geformten Hintern und fragte sie zärtlich in ihr Ohr flüsternd, was es heute zum Abendbrot gibt. Eva fühlte sich nur ganz kurz in ihrer weiblichen Ehre verletzt und schmierte ihrem Adam ein mit Gewürzgürkchen garniertes Leberwurstbrot nachdem er sie bei Facebook auf irgendeine Lebensweisheit zum Thema Liebe markiert hatte.
So kratzte der Heiland gelangweilt den Eimer aus, schnaubte verächtlich und knetete lustlos auf dem Klumpen organischem Playdoh herum. Er formte etwas, das aussah wie ein Alf. Nur die Proportionen stimmten nicht. Hätte Gott an dieser Stelle aufgehört, dann gäbe es heute zumindest eine vernünftige Erklärung für Pietro Lombardi. Leider ploppte just in diesem Moment eine Meldung seines CandyCrush-Accounts auf dem Display des heiligen Smartphones auf. Und so pfefferte der Allmächtige den Pietro-Alf-Prototyp in die Ecke genau zwischen Klappwäscheständer und der schweren Eichenholzanbauwand mit den Schnitzereien aus dem Secondhand-Kaufhaus. Und dort vergaß er ihn beim Zocken.
Durch den Luftwiderstand auf der Flugbahn zwischen Gottes Hand und der staubigen Nische bildeten sich vier rudimentäre Beinchen und zwei ebenso nicht ernstzunehmende Ohren. Das Meerschweinchen war erschaffen. Die Geräusche, die das Meerschweinchen seine Stimmer nennt, hatte es sich immer dann von Eva abgehört, wenn Adam ihr mit seinem Leberwurstatem am Ohrläppchen knabberte…
Rechts: Gudrun - links: keine Ahnung. Jedenfalls sind Gudrun die Meerschweinchen auch suspekt! |
Wie es nun aber leider typisch ist für die Kommunikation zwischen zwei Männern, vergaß Gott Noah bei dem Befehl zum Bau einer Arche und dieser ganzen Viecher-Sammelei über seinen Meerschweinchen-Vernichtungsplan zu informieren. Es ist jedoch leider nicht überliefert, ob es auf die herkömmliche Art überlebte oder es einfach nur Glück war, dass Noah kurz vor Einsetzen des reinigenden Regens einen wirklich gut recherchierten Artikel über Vegetarismus im Spiegel las.
Was in den darauf folgenden Jahren bis zur Gegenwart geschah entzieht sich meiner Kenntnis ebenso wie sich die Spezies Cavia porcellus den Prozessen der Evolution entzog und daher heute noch die Handschrift eines Schöpfers an der Schwelle zum Burnout trägt.
Ich glaube übrigens, dass
der Fiat Multipla auf eine ganz ähnliche Weise wie das Meerschweinchen entstand. DAS allerdings ist
eine andere Geschichte…
Nun sind die Meerschweinchen endlich raus aus meinem Kopf. Was ich mit der noch übrigen Zeile "Jesus war ein Lehrerkind" anfange, weiß ich noch nicht so genau. Aber ich bin zuversichtlich...
Nun sind die Meerschweinchen endlich raus aus meinem Kopf. Was ich mit der noch übrigen Zeile "Jesus war ein Lehrerkind" anfange, weiß ich noch nicht so genau. Aber ich bin zuversichtlich...
Lehrerkinder - egal ob
irdisch oder himmlisch -
gibt's regelmäßig auch auf
FACEBOOK. Meerschweinchen
eher nicht so. Dafür aber
Gudrun und ihren Bruder. Und die
restlichen Kuckucksmenschen.
Husch, ein LIKE da lassen.
Ganz sicher das Gott zum Rauchen raus geht?! Eine ethisch grundlegende Frage...
AntwortenLöschenDu könntest recht haben. Meine Eltern sind früher auch zum Rauchen nicht rausgegangen, aber sie wussten es ja auch nicht besser. Auf der anderen Seite weiß Gott ja alles, von daher hätte er eigentlich schon damals wissen müssen, dass Passivrauchen schädlich ist. Wobei: bei ihm war ja niemand, der passiv geraucht hat. Naja, vielleicht hatte er einfach die Schnauze voll vom Raucherweiß an Wänden und Gardinen...
LöschenGöttlich :-)
AntwortenLöschen*verneigtsich*
LöschenMal wieder grandios recherchiert und völlig einleuchtend. Ich fühle mich erhellt.
AntwortenLöschenJaaa, ich investiere viel Zeit und Mühe in Recherche. Manchmal opfere ich dafür die Gedankenwelt einer ganzen Endentspannung in meinem Yogakurs. Ein Opfer, welches nur Yogis bemessen können...
LöschenIch finde, das Meerschweinchen hat mehr Respekt verdient. Nicht nur, dass es eindeutig niedlicher ist als Pietro Lombardi, es bot zu vielen Gelegenheiten vielen armen, vernachlässigten, freundelosen Wurstkindern den ersten wahren Freund. Sie lernten zum ersten Mal, dass man sich um ein anderes Lebewesen kümmern darf, ohne dass es sie gleich zum Teufel jagt.
AntwortenLöschenWas wären diese Menschen ohne Meerschweinchen - ok, oder Tamagotchi.
Übrigens, "Wurstkinder", weil man eine Wurst um den Hals hängen muss, damit wenigstens die Hunde mit ihnen spielen ...
Als Meerschweinchen würde ich mir bei so manchem Wurstkind wünschen, ich wäre lieber ein Alf geworden. Oder ein Pietro...
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