Lehrer sind auch nur Menschen. Und nicht jeder trifft sich abends mit Kolleginnen abwechselnd zum Nordic Walking oder zum Fortgeschrittenenkurs in Seidenmalerei. Ich denke ich bin das Kuckucksei im Lehrerzimmer. Etwa wie ein Veganer, der ausversehen Metzger geworden ist oder ein Pilot mit Höhenangst. Oder wie eine Franzi van Almsick, die immer wieder vom Schwebebalken fällt weil sie noch nie jemand ins Wasser geschubst hat.

Mittwoch, 14. Februar 2018

Von Leichenwägen, Cholesterinarchitekten und verstümmelten Pikachus (BLOGTOBER "Travel")


Die beiden vergangenen Blogtober-Artikel habe ich jeweils mit kleinen Schmankerln aus der müllerschen Vergangenheit eingeleitet. Eigentlich wollte ich dieses Vorgehen für die verbleibenden Nischen-Posts beibehalten. Also grübelte ich angestrengt nach einer Aufhänger-Anekdote zum Thema Reisen mit entsprechendem Unterhaltungswert und landete immer wieder bei Herrn Müller, der uns von einem ungarischen Ferienwohnungsklo aus, Wikipedia-Bilder eines Dietrichs schickte um ihm aus seinem gekachelten Gefängnis zu befreien, nach dem er innen den Schlüssel abgebrochen hatte. Da damit der dramaturgische Höhepunkt jedoch noch längst nicht erreicht war, entschloss ich mich die Story als Teil unseres Erwachsenenurlaubs am Balaton zu einem späteren Zeitpunkt in einem eigenen Blogpost auszuschlachten.

Wie dem auch sei, genug eingeleitet. Vorab muss allerdings noch gesagt werden: auf den nächsten Bildern und zwischen den folgenden Zeilen wartet keine unentdeckte Wildnis oder ein atemberaubendes Backpacker-Abenteuer auf den Leser. Rucksäcke assoziiere ich mit Wandertagen und um couchsurfer-mäßig durch mehr oder weniger vertrauenserweckende Privathaushalte zu tingeln bin ich zu soziophobisch drauf. Zwanghaft mit Menschen klarkommen, auf die ich keinen Bock habe, muss ich ja im Beruf schon ständig.

Dazu kommt außerdem, dass mir weitreichende Weltenbummel-Erfahrungen bisher fehlen, da ich das dazu notwendige Kleingeld in Modernisierungskredite investierte bzw. nebenbei noch eine gut fünfstellige Summe in buntes Ganzkörper-Permanentmakeup verwandelte.


Jedenfalls lag der letzte Aufenthalt unter südeuropäischer Sonne schon ein gutes Jahr zurück, als Müllers vor knapp zwei Wochen ihren Familienurlaub antraten. Eine Abflugzeit am frühen Vormittag garantiert einen Nachmittagsmartini an der Poolbar und die Reise vor der Reise ins Nachbarbundesland, um dort einen Vorferienflug zum halben Preis zu bekommen, veranlasste uns kurz nach Mitternacht anzuspannen gen Süddeutschland zu klappern. 

Kinder sind wunderlich und doch so berechenbar. Gehen sie dir in den 48 Stunden vor Abreise fast alle fünf Minuten auf den Kranz mit der Frage „Wann geht’s endlich los?“ und liegen abends mit radkappengroßen Pupillen im Bett, weigern sie sich spätestens nachts um 1.30 Uhr aufzustehen, wenn es dann tatsächlich ‚endlich losgeht‘. 

Gebt es zu, ihr Eltern. Ihr habt euch alle schon mal gedacht: wenn wir nachts fahren, dann schlafen die Kinder im Auto und wir haben Ruhe. Und hat es funktioniert? Es funktioniert nie! Und wenn, erst kurz vor Erreichen des Zielortes. So etwa in der letzten Kurve. Wenn alles entwicklungsphysiologisch rund läuft hat man Rücksitz-Terroristen, die sich mit den Fragen „Wann sind wir endlich da?“ und „Darf ich auf deinem Handy zocken?“ abwechseln, alle hundert Kilometer auf’s Klo müssen oder Hunger haben, nur um dann pünktlich beim Erreichen des Hotels so ausgeglichen zu sein wie Godzilla, den ein Heer Kampfhubschrauber umkreist.

Stichwort: Park&Fly. Tolle Erfindung, für die wir uns im letzten Jahr dank eines wirklich funktionierenden Systems des Anbieters begeistern ließen. Vermutlich gerade weil dieses System so irre funktionierte, konnte man uns in diesem Jahr dort eine Woche vor Abflug keinen Parkplatz mehr anbieten. Einen früheren Anruf hatte mein innerer Schweinehund verhindert, der entspannt auf dem Rücken schlief und alle Viere von sich streckte. 

Warum nur ein einziger Park&Fly-Anbieter noch Plätze sieben Tage vor Reisebeginn frei hatte wurde uns klar als wir aufs Gelände einbogen. Die Art, wie die Autos dort beinahe gestapelt wurden, verfehlte nur knapp Level Schrottplatz. The Baum ist the Limit - oder so. Danke an dieser Stelle übrigens unbekannterweise an die neben uns Parkenden, die es vermutlich durch Yoga aus dem Schiebedach schafften, auszusteigen ohne eine Prägung in unseren Türen zu hinterlassen.

Ein hutzliges Männlein mit Russen-Schapka und osteuropäischem Akzent gondelte uns schließlich zum Terminal. Das Auto schaute uns mit traurigen Scheinwerfen hinterher, wie ein Zwölfjähriger in einem rumänischen Kinder-Bootcamp bei der Abreise seiner Eltern.

Es folgte der übliche Flughafenwahnsinn und die sich mir aufdrängende Frage: Was sind das für Leute, die immer überall ganz früh ganz vorne stehen müssen? 
Ich meine Hallooo! Ein Flugzeug ist kein Bus. Es hat keine Stehplätze. Und es gilt auch nicht, wie auf Konzerten im Zuschauerraum möglichst weit vorne zu sein um den Idolen auf die Achselhaare schauen zu können. Das Flugzeug startet erst ,wenn alle drin sind, auf ihrem Platz sitzen und die Flugbegleiterinnen kommen sogar zum Platz gerollt mit ihrem Wägelchen. Also kein Grund hektische Flecken zu bekommen, wenn das Boardinglämpchen am Gate-Display von rot auf grün springt.


Fliegen. Ja, also – mit Rational hab ich es ja oftmals nicht so. Notwendiges Übel eben. Wenn ich es schaffe, für die gesamte Dauer mein Hirn weitgehend im Standby zu belassen, dann verläuft der Flug für mich verhältnismäßig entspannt. Immer wenn es wackelt oder sich die Geräuschkulisse ändert schau ich den Stewardessen ins Gesicht. Solange die routiniert aussehen bin ich es auch. 

Nicht so gelassen sind die Ladys mit dem Wundermake-up übrigens, wenn plötzlich erst jemand panisch „Herbert! Herbert! Herbert, was ist mit dir?“ gefolgt von „Wir brauchen einen Arzt! Ist hier ein Arzt an Bord?“ ruft. Ich habe uns im Geiste schon notlanden sehen. Mit uns saßen übrigens ganze drei Mediziner im Flieger und der gute Herbert verließ die Maschine aufrecht auf zwei Beinen. Zum Glück für uns, alle anderen, Herbert natürlich und nicht zuletzt meinen Nachmittags-Martini.

Ausländische Airlines sind nicht so schlecht wie man denken mag. Hier gibt es gefühlt 5cm mehr Beinfreiheit und sogar etwas - wenn auch undefinierbares - für lau zu essen. Von den hiesigen Fluggesellschaften bin ich mehr so das Reisebusfeeling, furztrockne Muffins und Currywurst für 6,50€ gewohnt.

Der Transfer zwischen Hotel und Flughafen ist ein bisschen wie Misanthropen-Rückwärts-Lotto. Du setzt dich rein und hast binnen Sekunden mindestens sechs bis acht Personen auserkoren, die du nicht leiden kannst ohne sie auch nur reden gehört zu haben. Bei jedem Halt an einem Hotel hoffst du, dass sie aussteigen und keiner mehr von ihnen übrig ist geschweige denn aussteigt wenn der Bus endlich an deiner Ferienanlage anhält. „Höre nor mal uff jetzte“-Hugow und seine Eltern waren die Zusatzzahl. Der Jackpot ging zum Glück an andere.
Menschenleer - so isses am schönsten...
Grober Ablauf des Aufenthaltes: drei Tage um anzukommen, sich zu erholen und erstmal vom Alltagsstress abschalten zu können. Ein Tag um auch mal etwas jenseits der Sonnenliege zu sehen und um nennenswerte Löcher in die Urlaubskasse zu reißen. Weitere drei Tage um sich von den Strapazen dieser Erkundungsfahrt zu erholen. 

Also beschlossen wir am vierten Tag ein Auto zu mieten. Sechs Personen mussten mit, schließlich wollte die ganze Kuckucksfamilie den Handtuch-Decubitus und der Leberzirrhose entgehen. Etwas desillusioniert kehrten Herr Müller und Marco vom Vermieter zurück und kündigten uns einen Fiat Doblo für den Ausflug an. 
„Was, daaas Auto? Aber da stehen doch auch schöne!“ – meine Kinder, die Snobs. Keine Ahnung von wem die das haben. 
Jedenfalls hielt der Fiat was sein Äußeres versprach, um zwischen den Gängen zu wechseln wäre ein Holzhammer wahrscheinlich das geeignetste Hilfsmittel gewesen und Berge erklomm das Vehikel ausschließlich im ersten Gang. 
„Whenever you change, give much gear!“ sagte der Vermieter bei der Abfahrt – der Spruch wurde unser Tagesslogan.

Herr Müller lenkte das bodenständige Gefährt sicher durch die engen Gassen Heraklions. Ach ja, wir befinden uns in Griechenland. Genauer gesagt auf Kreta. Das vergaß ich bisher zu erwähnen. Kennt ihr diese Szene aus Harry Potter, bei der dieser englische Doppelstockbus sich plötzlich ganz dünn macht als es eng auf der Straße wird? Nun, ich glaube unser Fiat konnte das auch. 

Übrigens vermute ich, dass die Betreiber unseres Rail&Fly-Parkplatzes in Deutschland ebenfalls Griechen sind. Zumindest erinnert mich die kretische Parkordnung stark an das dortige Gebaren. Mit dem Unterschied, dass man in der griechischen Inselhauptstadt dem Parkplatzbesitzer gleich den Schlüssel überlassen musst, damit dieser jeden Quadratzentimeter seines Grundstücks tetrismäßig zuparken kann. Hoch lebe der Vertrauensvorschuss oder eben die Vollkasko vom Autovermieter.

In der Stadt das übliche. Man kauft den Kindern ein Eis und eine halbe Stunde später ein zweites. Aber nur weil sie plötzlich so dringend aufs Klo müssen, dass das Eis nur ein Vorwand ist um die Toilette des Cafes zu benutzen, da die Bakterien und Keime auf den öffentlichen Toiletten so groß sind, dass sie eigene Personsalien brauchen und man sie nahezu genauso gut in der Ferne sehen wie riechen kann. 
Danach, Souvenirladen hier – nein, an unserem Kühlschrank halten keine Magnete – Schnulliladen dort – ach lass mal, der Mini-Minotaurus verträgt sich nicht mit dem Einhorn in unserem Bücherregal. 

Und das mit den Fischen. 
"Wir müssen endlich das mit den Fischen machen, Mama." 
Also gut, wenn die MiniMüllers es wollen, dann stecken eben sechs Menschen ihre (gewaschenen!) Füße in ein Aquarium, damit die Fußfressfische auch mal tote Kuckucksfamilien-Hornhaut kosten dürfen. Doof nur, wenn an den Kinderfüßen nix dran ist, für die Fischlein zum Knabbern. Dann ist das nächste Geheule gleich vorprogrammiert. Vermutlich hätten sie ihre Zockerdaumen ins Wasser halten sollen.


Immer dann, wenn gerade Erwachseneninteresse an irgendetwas Beliebigen erwacht, verschwindet ein Kind zwischen bunten Aufstellern. Und das Interesse mit ihm. Das kleine Kind findet man zuverlässig bei den Pokemonkarten-Kopien, das Große macht es einem leichter und bettelt schon das zwölfte Mal vergeblich nach dem grünen Laserpointer. Was verschwunden bleibt ist das Interesse. 

Das zum Thema Erwachsenen-Interesse. Irre Retro-Leichenwägen haben die hier auf dieser Insel. Wir fragen uns, ob die letzte Stadtrundfahrt mit Aussicht zum Bestattungsstandardprogramm gehört. Könnte man sich in Deutschland mal ein Scheibchen von abschneiden. Viel hübscher als diese grau-beigen Plissees vor den Scheiben.

Also macht man sich auf zurück in den schützenden Schoß einer Fünf-Sterne-Club-Anlage. Aber nicht ohne sich auf den letzten 10 Metern Ladenstraße zu fragen, warum sich manche Menschen Urlaub für fast 3000€ leisten, dann aber vor Ort schlechte Designer-Handtaschen-Plagiate für 20€ kaufen und sogar da noch handeln. Menschen eben.

Das Schöne am Resort-Urlaub ist: im Gegensatz zum Stadtbummel weißt du immer wo deine Kinder sind, auch wenn du sie gerade nicht siehst. Meine waren in der Regel am HotDog-Stand, in der Arcade oder der Creperie. Apropos Arcade. 50 € Urlaubsgeld pro Kind, zum Teil von den Omas finanziert, erbrachten uns drei Plüschpferdchen – zwei davon mit Einhorn, eine Kuh mit Drähten im Kopf deren Zweck völlig unklar ist, ein Plüschkackhaufen-Emoji und ein Pikachu mit offener Kehle aus einem Greifarmautomaten. 

Was soll ich sagen: der Pädagoge war willig, doch die Mutter zu schwach. Der klägliche Budget-Rest fand Ausdruck in einem Fanshirt des Animationsteams und wie bereits erwähnt in Pokemon-Karten.

Herr Müller wollte dem MiniMüller verbieten, mit dem Unicorn zum Frühstück zu gehen. Aber nicht mit mir. In meinem Urlaub gibt's kein Gender Mainstreaming.

Apropos Urlaubsmitbringsel: während Marco am liebsten jede der streunenden Hotelkatzen adoptiert hätte, die er sich zuvor mit Wurst vom Frühstücksbuffet zum Freund gemacht hatte, wäre es vermutlich sehr im Sinne der halbfertigen Müllers gewesen, wenn wir den „Onkel“ – wie wir ihn nannten, einen tiefergelegten Würstchen-Vertilger von der Strandpromenade nach Deutschland exportiert hätten. 

Du sagst als Mutter „Nein, das geht nicht so einfach wie du dir das vorstellst!“ und dann zeigt der Film mit den Sicherheitshinweisen auf dem Rückflug bei Condor eine Frau, die ein Köfferchen mit Hund unter den Sitz vor sich schiebt. Danke dafür.

Die Kinder so gut unterhalten wissend hat man als urlaubender Erwachsener alle zeitlichen Kapazitäten den Kellner der Poolbar zu konditionieren, so dass dieser weiß, in welchen zeitlichen Abständen er mit welchem Cocktail an den Liegen vorbeikommen muss.


Nach der Umgebung rund um den Pool ist der Speisesaal das beste Biotop für Studien am Menschen, die wiederum ihrerseits die Statik von Nahrungsmitteln auf ihrem Teller untersuchen. Ein Fundament aus Würstchen, ein Zwischengeschoss aus Rühr- und Spiegelei plus Bacon-Penthouse. 

Die Tatsache, dass ich mir weder was aus Menschen noch aus knusprig gebratenem Frühstücksspeck mache, kam mir sehr zu Gute bezüglich der Tatsache, dass der Speckbrat-Schalter an der Fressalientheke am höchsten frequentiert war.

Die Ökotrophologin in der Mutter in mir – Matroschka-Identität – kann ihre Hände allerdings ebenso wenig in Unschuld waschen. Im Urlaub verdrücken die Junior-Müllers zum Frühstück regelmäßig ein variantenarmes Ensemble aus Pancakes, Waffeln, Keksen und Kuchenstücken. Meine Kinder sind Fans von Regelmäßigkeiten innerhalb ihrer Ernährungsweise.


Die Abendessenauswahl erfolgt nach einem bisher nicht entschlüsselten Code zwischen den Möglichkeiten Nudeln Bolognese, Pommes mit Ketchup und Pizza Margaritha. Während es schon im zweiten Urlaub für den großen Müller zur Marotte wird, einen vollen Teller Nudeln samt Sauce in einem Dreimeter-Radius versehentlich auf dem Marmorfußboden des Speisesaals zu verteilen, so dass einem als Beobachter nur noch der Ausweg in die elterliche Anonymität bleibt, macht sich der kleine Müller einen Namen, indem er stets nur den Rand der Pizza isst und den Rest zurück gehen lässt.

Sarah vermutet, untermauert durch ihre Beobachtungen emsiger Kellner und Kellnerinnen, die sogleich Milchgläser und Nudelteller abnehmen und zum Tisch tragen, dass in der Küche inzwischen ein Fahndungsfoto des großen Müllerkindes hängt.

Das griechische Matriarchat ist mir sehr sympathisch. Bekleidungsvorschriften gibt es hier nur für Männer.

Urlaubszeit ist außerdem Fremdsprachenzeit. Wenn es nicht gerade um Konversation mit echten Engländern geht, die man leicht am Mozzarella-Teint erkennt der sich nach einer Sonnenstunde chilirot verfärbt, kann man in herrlich entspannter Atmosphäre unter lauter Nichtmuttersprachlern sein Denglisch unter’s Volk bringen. Ich sag nur „I don’t like Aal“.
 
Dass der Urlaubsspass sich dem Ende neigt, merkt man wenn die Urlaubskasse so geschröpft ist, dass man das Trinkgeld für den Kellner aus den Hosentaschen der ganzen Familie zusammensammeln muss. Und am Hosenbund. Sieben Tage Fresskoma und ein Flüssigkeitshaushalt, der zu 95% mit alkoholischen Getränken ausgeglichen wurde plus weitgehende Bewegungsarmut haben ihre Spuren hinterlassen. Und so ist man froh, wenn man endlich im Flugzeug sitzt und die Knöpfe der Jeans öffnen kann. Jetzt kann ich die Boarding-Drängler bestens verstehen.

Man weiß, dass man deutschen Boden unter den Füßen hat, wenn die Anzeige über dem Gepäckband nach etwa 10 Minuten und 30 Koffern „beendet“ anzeigt und mindestens 50 Leute sogleich am „Lost and Found“-Schalter vorsprechen. Oder an sacktretenden Halbmenschen, die sich mütterliche Zuwendung durch Verpetzen ungezogener Kinder (meine) ergaunern wollen. Hallo, Alltag. Hallo, Menschenhass.

Auf jedes Tief folgt schließlich ein Hoch und so gabelt uns der freundliche Attila nach gut 45 Minuten Wartezeit, drei Anrufen und zwei unfreundlichen Kollegen mit seinem Kleinbus auf, in den eigentlich nur acht Fahrgäste Platz haben. Die MiniMüllers zählen nur halb und deshalb passen sogar 11 Personen ins Taxi – völlig logisch. Alles eine Frage der Flexibilität. Attila erzählt uns, dass heute zum ersten mal wieder die Sonne in Süddeutschland scheint, nach dem es in der vergangenen Woche Sturm, Erdbeben und sogar einen Taifun gab. Den Vulkanausbruch habe er vergessen, erinnert ihn einer unserer urbayrischen Mitfahrer. Ja, sagt Attila, kann ja mal passieren.

 
Schließlich befindet man sich auf den letzten Kilometern Autobahn in Richtung MüllerMansion. Ein halber Müller schnarcht in einen Kackhaufen mit Augen gekuschelt, der andere hat es gar nicht geschafft, die Einhörner auf der Rückbank freizulassen und ist gleich in Tiefschlaf gefallen. Vorn träumt Frau Müller mit offenen Augen von einem leeren Kühlschrank, 25 Kilo Dreckwäsche und einer vierwöchigen Komplettentgiftung. Herr Müller kann nicht träumen, der muss fahren. Wenn er träumen dürfte, dann sicher von einem Fiat Doblo mit Sportfahrwerk, einem Verbot für Bauchnabelpiercings und zahnzwischenraumfreundlichem Algensalat.

Die schönen Urlaubsfotos gab es übrigens bei Instagram unter kuckuckseiimlehrerzimmer
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4 Kommentare:

  1. Die Beschreibung des ganz Ablaufs ist durchweg der Grund, warum wir Pauschalreisen verabscheuen und schon lange abgehakt haben. Nie wieder Teil einer Ansammlung von Menschen, mit denen ich größtenteils kaum die S-Bahn für die Fahrt zur Arbeit teilen wollen würde, in einem Käfig, der sich All Inclusive Hotel nennt!
    Unsere Minis haben durch unsere "Kultur"urlaube schnell gelernt, dass sie sich entweder als Bildungs- und Kulturbanausen outen (würden sie nie tun) oder sich damit abfinden, dass es ihnen BRAV! zuhause viel besser geht als mit ihren Eltern im Urlaub (sehr vernünftig, die beiden). Badetage an ganz besonderen, "weltberühmten" oder "geschichtsträchtigen" Stränden, die aber davor und danach jeweils 4km Fußmarsch verlangen, trugen ihren Teil zu dieser Erkenntnis bei.
    Dadurch ist Urlaub eine in der ganzen Familie anerkannte Freizeit - auch von der Familie. Kinder dürfen essen, was sie wollen, vorausgesetzt die Küche sieht danach wie vorher aus, Fernsehen, was und wann sie wollen, XBox zocken, wann sie wollen (einige grundsätzliche, klare Regeln vorausgesetzt). Und wir Eltern dürfen machen was wir wollen und wo wir wollen ... hach, was für ein Luxus!
    Aber auf den Fiat bin ich schon ein wenig neidisch ...

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    1. Wenn die richtige Hütte nicht komplett ausgebucht ist (Nebensaison) dann geht's schon. Ich genieße an dieser Pauschalsache das Komplett-Abschalten. Sich um gar nichts kümmer. Haben wir früher auch nie gemacht. Da war eher so Ferienwohnung und Selbstbau-Urlaub angesagt - fand ich dem Alter der Kinder entsprechend auch entspannter. Reinen Elternurlaub haben wir auch schon recht viel, schon wegen der Quattroehe.Resort ist dann die gute Mischung - da ist genug Freiraum für Erwachsene und Kinder. Nur ne Woche im Herbst - wenn der Akku rot blinkt. Na und zocken und essen wie Kind sich das wünscht - DAS gibts an allen anderen Ferientagen ;-)
      LG
      Frau Müller

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  2. So herrlich beschrieben, und ich denke, dass jeder einzelne der geneigten Leser*innen das genau so nachfühlen kann. Ich habe mich mal wieder köstlich amüsiert.

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    1. Wir sind doch alle ein bisschen Pauschaltourist ;-)
      Hab lieben Dank
      GlG
      Frau Müller

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