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Mittwoch, 15. Februar 2017

Der FREAK in uns - Menschen und ihre Macken



Hinweis: unter Macken fasse ich alles zusammen was man unter seltsamen Angewohnheiten, den Alltag beeinflussenden Überzeugungen, ungewöhnlichen Abneigungen  oder „kleinen Neurosen“ einordnen kann. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.


Auch für diesen Artikel habe ich gewohnt wenig recherchiert. Recherche ist etwas für seriöse Blogger, die Mehrwert bieten möchten. Wenn wir Seriösität als Authentizität interpretieren, dann bin ich wiederum seriös. Recherchiert hab ich trotzdem nicht. Das könnt ihr selbst. Ihr wisst ja wie Google funktioniert. Bei der Einschätzung der Glaubwürdigkeit einer Quelle kann ich euch nicht behilflich sein. Diese meine hier ist sehr glaubwürdig, denn ich habe ja nicht recherchiert. Genauer gesagt beschränkte sich meine Recherche auf das Posten einer Frage, die sich mir so spontan und unüberlegt stellte, wie die meisten Gedanken, die es in Frau Müllers Timeline schaffen, die darauf erhaltenen Kommentare sowie auf meine überdurchschnittlich ausgeprägte Fähigkeit zur Selbstreflexion.
 

Die Resonanz auf die Frage veranlasste mich dazu, diesen extra Blogartikel zu schreiben. Viele Kommentatoren erklärten sich (etwas off-topic) klar einer „Aufsteh-Partei“ zu: 
es stehen die überzeugten Schlummerer (im Schnitt 30 bis 45 Minuten Schlummerphase in 10 bis 15 Minuten-Abständen, ich gehöre auch dazu) 
gegen die Gruppe „Schlafen bis an den Anschlag“ (also die die mit dem ersten Weckerklingeln aus dem Bett hüpfen). 
Ein Mitglied aus der Gegenpartei für die eigene Sache zu gewinnen erscheint nahezu unmöglich, haben doch beide Gruppen einleuchtende Argumente für ihr Verhalten.

Just in diesem Schreibmoment drängt sich mir der Begriff „senile Bettflucht“ ins Hirn. Ich bin ja nicht parteiisch aber sind diese Kamikaze-Aufsteher womöglich irgendwie „alt“? Wobei, besonders sehr junge Kinder sind ebenfalls dafür berüchtigt, gerne sehr früh aufzustehen. Bewegen sich also Anschlags-Schläfer auf einer Art „Aufsteh-Konstante“ durch ihr Leben während die Schlummerer ihr Aufwach-Verhalten mehr als eine Parabel durchleben. Dazu gibt es sicher jede Menge seriöse und glaubwürdige Studien voller rationaler Erklärungen und vor allem auch guter Ratschläge und Argumente für oder gegen eine der beiden Lebenseinstellungen.
  
Eigentlich ging es bei meiner Frage um die rational nicht erklärbare Vorliebe der Menschen für glatte Zahlen. Warum lassen wir uns lieber zu „runden“ Uhrzeiten wecken? Warum tanken wir lieber „glatte Summen“? Es meldeten sich sogar Menschen zu Wort, die bei der Einstellung der Lautstärke an Radio oder Fernseher auf Teilbarkeitsregeln achten. Wahrscheinlich hat auch das etwas mit der frühen Kindheit zu tun, in der wir die Zahl 5 unterbewusst als „magisch und kraftvoll“ erleben. Mathedidaktiker und Primarpädagogen dürften wissen was ich meine.
   
Zahlaspekte scheinen allgemein mit vielen netten kleinen Zwängen belegt zu sein. So wurde von einem Menschen berichtet, der grundsätzlich nur Termine vergibt, die auf die Zahl 6 enden. Das soll Auswirkungen auf die Pünktlichkeit der Geladenen haben. All das sind Dinge die wir zumeist beeinflussen können, also quasi selbst den WohlfühlFAKTOR beeinflussen können.

Was wird jedoch, wenn diese „Macken“ direkte Auswirkungen auf unser Umfeld haben? Es meldeten sich Personen, die sich neben einer Begleitung nur richtig wohlfühlen wenn diese Person links von ihnen geht. Wenn diese Leute aufeinander treffen, was dann? Eine Zukunft hat diese Verbindung wohl kaum.

Außerdem sind da noch die Aufräum- und Deko-Neurotiker, die an alle Kanten und Anordnungen das visuelle Geodreieck anlegen und überall nachjustieren müssen – oder es lieber gleich selbst machen. Auch für diese „bunten Vögel“ ist sicher nicht jeder Zeitgenosse eine angenehme Gesellschaft. Ich habe neulich von einer Tinder-Version gelesen, die die Hates von potentiellen Pärchen miteinander abgleicht. Wäre es nicht sinnvoller die Macken und Neurosen von Menschen aufeinander abzustimmen?

Schon einmal hat ein Post zu einem ganz anderen Thema recht viele versteckte Freaks unter den Lesern aus der Passivität gelockt. Es ging dabei um das sogenannte Unterwäsche-Karma, also der Überzeugung, dass das „Untendrunter“ Auswirkungen auf das Gelingen des individuellen Tagwerks hat. Dabei gibt es Untergruppen. Manche Personen haben ein oder zwei bestimmte Teile, denen sie ihre Erfolge attribuieren. Wieder andere achten auf harmonisches Miteinander von BH und Slip. 

Ich selbst gehöre auch zu dieser Gruppe von Personen, die an bestimmten Tagen besonders auf die Unterwäsche-Auswahl achtet. Und dabei meine ich nicht die Tage oder aber die Tage, an denen man Aus- oder Absicht auf Sex hat. Ich rede von Tagen an denen Vorstellungsgespräche, Prüfungen, Feierlichkeiten, besondere Neuigkeiten oder ungewohnte Aufgaben auf uns warten.

Eine Mitschülerin hat einmal ihre vergeigte Fahrprüfung einzig damit begründet, dass sie ihre Wäsche an diesem Tag nicht im Set getragen hat. Später im Studium erschien eine Freundin zu jeder Prüfung mit ihrem sogenannten „Glücks-Schlüppi“ – untendrunter natürlich ;-). Auch ich ertappe mich häufig dabei über Geburtstage und die Schulanfänge meiner Kinder hinaus, auch an Wandertagen oder Elternsprechtagen, darauf zu achten, dass der Slip zum BH passt. Nicht weil ich vorhabe mich auszuziehen, nein - nur für das Gefühl. Wir Gläubige des Wäschekarmas tun das nur für UNS. Es gibt uns Sicherheit. Nicht wie der pseudoseriöse Blazer zum Termin, der dem Gegenüber den gewünscht vertrauenswürdigen Eindruck vermitteln soll. 

Der Rat der Großmutter einer weiteren Klassenkameradin verdeutlicht den Wandel, den dieser "Denk-Ansatz" im Laufe der Zeit erlebt hat: „Mädel, achte immer darauf was du unten drunter anhast, du weißt nie wo der Tag endet.“ Als generations-bedingte Pessimistin meinte sie damit mögliche Unfälle oder plötzlich erforderliche Nothilfe, die durch Behandlungsmaßnahmen die Wäscheauswahl zu Tage fördern. (Übrigens gehörte auch meine Oma zu dieser Generation. Sie überprüfte in regelmäßigen Abständen den Inhalt ihrer bereitstehenden Krankenhaustasche auf Vollständigkeit).

Nun, ich denke für die meisten Anhänger des „Wäsche-Karmas“ geht es heute allerdings um mehr als den Eindruck, welchen man bei potentiellen Ersthelfern halb entkleidet nach dem Herz-Kreislauf-Versagen hinterlässt.

Ich bin überzeugt davon, dass ich es durchs geschlossene Fenster schneien hören kann. Weitere Ausführungen dazu gibt es nicht. Es ist schlicht eine Gabe ;-). 
Außerdem vertraue ich nie der Schlüsselfernbedienung des Autos und muss immer nochmal am Türgriff ziehen. Oftmals gehe ich sogar extra zurück zum Parkplatz und drücke ein weiteres Mal auf den Verriegelungsknopf, nur um mich durch das Blinken der Scheinwerfer zu vergewissern, dass das Auto wirklich verschlossen ist. 
Und weil wir gerade beim Auto sind: ich bin bekennende Autoschlampe. Mir gelingt es nicht Ordnung zu halten und ich "mülle" alles zu - Beifahrersitz, Fußraum, Mittelablage, Rücksitz, Kofferraum. Ich glaube das ist eine Art Markier-Verhalten ähnlich wie bei Hunden: hab's versaut - is meins. 

Vor dem Schlafen-Gehen schüttle ich alle Kissen und Decken im Bett auf um zu überprüfen ob sich auch keine Spinnen im Bett befinden. Wenn ich dann liege fühle ich mich nur wohl, wenn ein Fuß (oder das Bein) aufgedeckt ist - ich nenne es: Thermostat-Bein. Ach ja, ich habe außerdem eine ganz tiefe Abneigung gegen fremde Spül-Lappen...

Macken machen uns kompatibel mit den Menschen um uns herum – oder eben nicht. Sie sind wie ein Code. Wir stehen dann zu unseren „Abgründen“, wenn wir uns wohlfühlen. Sie machen uns viel mehr zu dem was wir sind als bunte Haare, Tattoos oder ein eigenwilliger Kleidungsstil.

Kurz: Ich habe keine Macken – ich habe SPECIAL EFFECTS.

Ich hoffe diesmal sehr, dass dieser Artikel anders als sonst, reichlich kommentiert wird und noch mehr Menschen „ihr dunkles Geheimnis“ preisgeben. Gemeinsam „freakt“ es sich doch viel leichter. Im Übrigen glaube ich, dass der wahre Wert dieses Blogartikels erst in den Kommentaren zu finden sein wird. Also voran: den Mutigen gehört das Kommentarfeld (einfach ein Stück weiter nach unten  scrollen)!!!!

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2 Kommentare:

  1. Ich habe Zwänge. Je nach seelischem Befinden mehr oder weniger - ich kontrolliere, ob alles zu und aus ist und schließe dafür auch gerne nochmal auf und laufe durch die ganze Wohnung. Ich checke, ob der Wecker gestellt ist - danach muss ich es wieder prüfen, denn beim Nachgucken könnte ich ihn ja verstellt haben. Kann man ewig wiederholen.
    Ich zähle Sachen, um mich zu beruhigen. Dreiergruppen sind am beruhigendsten.
    In meiner Wohnung herrscht Chaos, aber was einen festen Platz hat, muss im richtigen Winkel am richtigen Platz stehen; ich werde sonst unruhig.
    Ich gucke zehn Mal nach, ob ich wirklich die Adresse auf einen Brief geschrieben habe, obwohl es gerade eine Minute her ist.
    Das ist schon etwas mehr als nur Macken zu haben, aber irgendwie macht es mich zum Teil mit aus. Für gewöhnlich kann ich es auch gut als Macken tarnen. :D

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  2. Danke für deine "Macken". In Ansätzen kenne ich das von mir ähnlich... ich hatte meinen Psychologen mal gefragt wie man das in meinem Falle "interpretieren" soll: er meinte nur solange es sie im Alltag nicht direkt einschränkt ist es "okay". Ich denke die Grenzen sind da allerdings fließend... Wie auch immer: Menschen ohne Macken sind langweilig ;-)

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