Lehrer sind auch nur Menschen. Und nicht jeder trifft sich abends mit Kolleginnen abwechselnd zum Nordic Walking oder zum Fortgeschrittenenkurs in Seidenmalerei. Ich denke ich bin das Kuckucksei im Lehrerzimmer. Etwa wie ein Veganer, der ausversehen Metzger geworden ist oder ein Pilot mit Höhenangst. Oder wie eine Franzi van Almsick, die immer wieder vom Schwebebalken fällt weil sie noch nie jemand ins Wasser geschubst hat.

Mittwoch, 26. April 2017

Ü30 – Der beste Sex deines Lebens wartet auf dich TEIL 1



Es gibt ein Alter, in dem die einen beginnen, einer Zeit hinterher zu trauern die sie für besser, freier oder wilder halten. Die anderen schauen im gleichen Alter beim Vögeln in den Spiegel und geben sich gedanklich selbst ein High-Five.... 

Der heutige Artikel ist zwar eher an Frauen addressiert. Ich denke allerdings, dass auch Männern die Lektüre nicht schaden kann. Anfangs hatte ich mir vorgenommen geschlechtsneutral zu schreiben, die Tatsache dass ich eine Vollblutfrau bin, kam mir beim Erreichen dieses Ziels jedoch in die Quere. Ich bin mir sicher, der empathische Mann hat dennoch seine Freude an meinen Überlegungen. Vorab: um die Aufmerksamkeit der geneigten Leserschaft nicht überzustrapazieren erscheint TEIL 2 des Artikels heute in einer Woche.
 
Für manche Menschen ist der dreißigste Geburtstag eine Art Deadline. Ein vorgezogener Tod, an dem die Jugend endet und das Erwachsensein beginnt. Mit einer Drei an der Zehnerstelle des Alters hat man nur noch an Wochenenden und mindestens von Mittelklasse-Riesling durchschnittlich berauscht zu sein. 
Man sollte seine freie Zeit mit der allmählich vervollständigten Familie in Outdoorkleidung zu den realgewordenen Freizeit- und Ausflugstipps der Regionalzeitungen verbringen, abends vielleicht mal ein schickes Essen mit Freunden oder ein Kinobesuch. Man „macht nicht so lange“. Schließlich sind die Kinder ja am nächsten Morgen früh wach, der Montag naht außerdem und da will man ja schließlich ausgeruht sein um die Karriere voranzutreiben. Wenn man an so einem geselligen Abend mit den selbstverständlich gleichaltrigen und ebenfalls familiär denkenden Freunden zusammensitzt, erinnert man sich gerne an die alten Zeiten. Als man noch young, wild and free war. Als man mit der Straßenbahn im Morgengrauen nach der Party in der Bahnhofsbrache nach Hause fuhr und die anderen Fahrgäste auf dem Weg zur Frühschicht waren.
 
Genauso wie uns die Gesellschaft vorschreibt, was wir in welchem Alter tun sollten, erklärt sie uns auch sehr gerne, was wir eben NICHT tun sollten. Hotpants tragen zum Beispiel. Oder tiefe Ausschnitte. Sieht scheiße aus, sagen die Arschlöcher. Das haben Frauen in unserem Alter ja schließlich auch gar nicht mehr nötig, sagen die Pseudo-Arschlöcher.
An Sonntagen das Haus nicht verlassen und ungekämmt im Einteiler auf dem Sofa gammeln. Halloo? Du hast Kinder. Reiß dich mal ein bisschen zusammen. Was bist du für ein Vorbild. Seize the Day, du unfähiges Leben! Guten Tag Generation Burn-Out.

Wie dem auch sei. Ich habe aus meinem dreißigsten Geburtstag keinen großen Hehl gemacht. Also sicher, wir haben gefeiert – das versteht sich von selbst. Eine nette Party mit Familie und Freunden, bei der wir zu fortgeschrittener Stunde überlegten, selbst das Krippenspiel auf der Ortspyramide nachzustellen. Ich wollte Maria sein. Aber dieses Wuuuhuuu-Pflicht-Frustgeheule à la „Jetzt bin ich sooo alt, ich bitte dringlich um Notschlachtung!“ wäre mir im Traum nicht eingefallen.

Ich will ehrlich sein: auch ich musste nach meinem Dreißigsten feststellen, dass es, um den eigenen Körper zumindest durchschnittlich ansehnlich vor dem Verfall zu schützen, mehr bedarf als Hungertage in unregelmäßigen Abständen (meistens Montags nach verfressenen Wochenenden) und die Bewegung zwischen Wohnzimmer und Küche. Aber so what. Das sind natürliche Prozesse, die wohl eng mit der Tatsache korrelieren, dass der Mensch aus organischem Material besteht. Der einsame Apfel in der Obstschale auf meinem Küchentisch sieht in seinen späteren Tagen auch nicht mehr so appetitlich aus.

Worauf ich hinaus will: wenn man erstens bestimmter gesellschaftlicher Erwartungshaltungen gegenüber resistent ist und zweitens natürliche Reifeprozesse akzeptiert, lässt sich mit einer Drei im Zehner gut leben. Ist man auf diese Art mit sich selbst im Reinen gelingt es einem sogar, diesem Alter seine Vorzüge zu entlocken.

Kürzlich stieß ich im sozialen Netzwerk auf einen Artikel, der seine Leser von der besonderen Eignung bestimmter Sexstellungen für Menschen fortgeschrittenen Alters, überzeugen wollte. Fortgeschrittenes Alter ist gleich „nicht mehr jung“ ist gleich „ab 30“. 
Ich habe mir dieses Machwerk eines Schubladen-Genies schon aus Protest nicht genauer angeschaut, kam allerdings zu einigen Überlegungen, warum Sex jenseits der 30 das Zeug hat, qualitativ in einer viel höheren Liga zu spielen.

Die nun folgenden Erkenntnisse und Denkansätze verlangen eine positive Grundeinstellung zu Sex im Allgemeinen. Hört sich ziemlich überflüssig an, solch eine Erläuterung, denkt nun hoffentlich der Großteil meiner Leser. Erst neulich wurde ich allerdings mittels Kommentarspalten-Unfall mit genau der gegenteiligen Betrachtungsweise konfrontiert. Eine junge Frau erzählte einem Frauenmagazin von ihrer Leidenschaft für Sex zu Dritt. Prompt eröffneten die underfuckten Selfmade-Muddis eine Hexenjagd. Die Gruppe, gerade von Frauen, für die Geschlechtsverkehr ab einem gewissen Alter zu etwas Primitivem wird dass entweder nur Tiere betreiben oder Teenager mit zu viel Freizeit, scheint größer zu sein als man denkt.

Stellt man Sex also nicht mit Festivals und Fastfood in die „Dafür-bin-ich-zu-alt“-Vitrine, erlauben es einem die folgenden Erkenntnisse, sein Intimleben auf wertvolle Weise zu optimieren:

Wir sind Cupcakes – keine Baguettes!
Spätestens mit 30 hören wir endlich auf, uns den Körper zu wünschen, den wir NICHT haben und lieben was wir SIND. Das ermöglicht uns nämlich den besten Sex unseres Lebens. Wir gehören nicht mehr zur Zielgruppe „Germanys Next Top Modell“ oder GLAMOUR. Wir brauchen keine Schönheitsideale. Wir sind im Einklang mit uns und wissen, dass es im Leben um mehr geht als Innenschenkelfett. Wir sind Cupcakes, keine Baguette-Stangen. Wir sind weich, klein, rund, saftig und süß. Niemals lang, dünn und spröde mit einer Oberfläche an der man(n) sich Schürfwunden holt.
Und wir wissen mittlerweile, wie man einen Mann so um den Verstand bringt, dass er gar nicht in der Lage ist, Dellen im Hintern wahrzunehmen. Ja, sie sind da. Aber WHO CARES, BITTESCHÖN? 
Wer Zeit hat, beim Sex an seine Fettpolster zu denken hat SCHLECHTEN SEX. Fakt. Wir brauchen kein Fellatio-Tutorial oder Sex-Stellungs-Update. Wir haben es einfach drauf. Weil Sex nämlich wie Eiskunstlaufen ist, keiner geht aufs Eis und läuft die Kür auf Anhieb fehlerfrei. Übung macht den Meister, ihr wisst schon.


Abends Hure – morgens Königin
Völlig ohne Fremdeinwirkung wissen wir jetzt außerdem genau, was wir wollen und was wir NICHT wollen. Und noch besser: wir wissen auch WIE wir kriegen was wir wollen. Das Zauberwort heißt REDEN. Mit Dr.Sommers Strategie „Führe seine Hand dorthin wo du sie gerne hast“ kommt man bzw frau recht schnell an seine/ihre Grenzen wenn es exotischer werden soll. Versteht das nicht falsch, ich rede hier nicht unbedingt gleich von Partnertausch, Swingerclub und Gangbang. Ich meine zum Beispiel Rollenspiele. Wir finden uns auch nicht mehr gestört oder abartig, wenn wir uns unterwerfen wollen oder uns die Lust eher nach dem dominanten Part steht. Denn wir wissen mittlerweile, dass man die Rollen beim Sex auch wunderbar vom wahren Leben trennen kann. Der Mann, der uns am Abend gefesselt, gepeitscht und um den Verstand gefickt hat, wird uns am nächsten Morgen ausschlafen lassen und den Frühstückstisch decken. Weil auch Männer in diesem Alter endlich verstanden haben, wie die Sache wirklich läuft. 

Fortsetzung folgt.... HIER KLICKEN

Hausaufgabe: Punkt 1 und 2 verinnerlichen, nächsten Mittwoch gibt es Punkt 3 bis 5. Bis dahin, viel Spaß beim (ver)naschen (lassen) meine lieben Cupcakes und Liebhaber dieser sündhaften Süßspeisen.
Wer die Fortsetzung des Ü30-Sex-Upgrades nicht verpassen will, der abonniert mich am besten auf Facebook oder direkt hier im Blog-Lehrerzimmer.

LUST AUF NOCH MEHR SEX-KRAM?
Ihr wollt noch mehr philosophisch-schlüpfriges aus Frau Müllers Hirn und Tastatur? Alle Links zu den Artikeln des SchMärz 2017, einem Monat in dem sich alles um Dominanz und Unterwerfung drehte, findet ihr unter DIESEM ARTIKEL: Der SchMärz ist da...

Oder interessieren euch die Erfahrungen der Müllers rund um ihre Vierecks-Beziehung. Alle Links der "Friends with Benefits"-Reihe findet ihr unter DIESEM ARTIKEL: Friends with Benefits - Das RESÜMEE 



3 Kommentare:

  1. Wunderbar. Frau Müller du sprichst mir aus der Seele. Nie habe ich mich besser gefühlt als jetzt mit.. nächste Woche 32.
    Und ja der Sex wird immer besser ob mit dem Partner oder in anderer Konstellation. ;-)
    Wir sind noch lange nicht übern MHD jetzt geht's erst richtig los.

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  2. Ohne Witz, es spricht mir förmlich aus der Seele. Ich habe mich 1:1 wiedererkannt. Die letzten Monate (ich werde in 4 Wochen 30) hat meine Eigenwahrnehmung und dadurch auch mein Sexleben einen riesigen Wandel durchgemacht. Ich hab am eigenen Leib gespürt dass attraktive Männer nicht nur auf das hübsche schlanke Gesellschaftsideal stehen sondern eine gestandene Frau viel mehr zu schätzen wissen. Ich habe mich gefunden und entdeckt und fühle mich frei und unbefangen wie nie zuvor.

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    1. Das freut mich für dich. Der Spruch "Man ist so sexy wie man sich fühlt" ist zwar gelinde gesagt überstrapaziert aber er bringt es auf den Punkt. Keiner will eine Frau die nur aus Selbstzweifeln und Unsicherheit besteht.... das zu erkennen und vor allem zu kapieren, dass Männer das genauso sehen ist der Schlüssel zum Sex-Olymp 😅
      Liebe Grüße von Cupcake zu Cupcake
      Frau Müller

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